Objekteinrichter Büroland gibt Vorgeschmack auf das Arbeitswohnen

Der Trend geht zum „Arbeitswohnen“, während der Hype um die Worklife-Balance bald der Vergangenheit angehört. Das glaubt man bei der Chemnitzer Büroland GmbH. Einen Vorgeschmack, wie das „Arbeitswohnen“ zukünftig aussehen könnte, geben die Sachsen in ihrem neuen „Business Village“.

Ulrich Texter

Die Büroland GmbH in Chemnitz zählt zu den klassischen Objekteinrichtern. Das Unternehmen gehört nach eigenen Angaben zu den Marktführern in Sachsen. Mit dem provokant klingenden Claim „Wir vermöbeln Sie ordentlich und lassen Sie richtig sitzen“ traten die beiden geschäftsführenden Gesellschafter Uwe Thuß und Jörg Gerhardt vor 25 Jahren an, um „meist vorgegebene Büroräume“ einzurichten.

„Alte Bürostrukturen nicht zum Kommunizieren geeignet“

Heute lautet das Versprechen des Objekteinrichters, der 18 Personen beschäftigt, davon allein 4 Innenarchitekten, dass man Büros von gestern in die Arbeitswelt von morgen verwandelt.

„Alte Bürostrukturen“, zeigt sich Uwe Thuß überzeugt, „gehören immer mehr der Vergangenheit an, weil sie nicht zum Kommunizieren geeignet sind.“

Motor der Veränderung sei zum einen die Generation Y, die nicht mehr an überkommenen Verhaltensmustern und Statussymbolen festhält, sondern eher auf „Teilen ist das neue Haben“ setzt.

Büro der Zukunft

Bindung ans Unternehmen stärken

Zum anderen erlaubt die Technik es heute prinzipiell jedem Wissensarbeiter, an jedem Ort zu jedem Zeitpunkt zu arbeiten. Wertschöpfung sei heute keine Frage mehr der Präsenzkultur. Der Schreibtisch ist folglich nur noch ein Ort unter vielen für effektives und produktives Arbeiten. Manchmal reicht ein Sofa für eine kreative Idee oder das Checken von Mails.

Dennoch registrieren auch die Sachsen ein Rollback ins Büro. „Im Hinblick auf den demografischen Wandel und das Employer Branding wollen Unternehmen ihre Mitarbeiter stärker binden“, so Einrichtungsberater Maximilian Zettlitzer von Büroland, „ein Mittel, das zu erreichen, ist eine innovative und attraktive Arbeitsumgebung, damit Mitarbeiter ebenso gern ins Büro kommen wie sie sich nach einem Urlaub wieder freuen, in den eigenen vier Wänden zu sein.“

Maßgeschneiderte Bürolandschaft

Neues Leben in alter Hülle

Und genau diese heimische Wohlfühlatmosphäre will Büroland in den Büros schaffen, denn Leistung impliziert Wohlfühlen. „Der Trend“, sagt Uwe Thuß, „geht eindeutig zum Arbeitswohnen.“

Wie die Arbeits- und Wohlfühlumgebung der Zukunft aussehen könnte, zeigt Büroland über zwei Etagen auf gut 1 000 Quadratmetern in einem denkmalgeschützten Backsteingebäude einer ehemaligen Weberei. Die Idee zu diesem Konzept kam Uwe Thuß vor einigen Jahren auf einer Fahrt in Holland, das Deutschland in puncto Coworking und gemeinsames Arbeiten eine Nasenlänge voraus war.

Das „Business Village“ ist eine Melange aus „Living Showroom“, anmietbaren Coworking-Places und Konferenzzonen sowie Meetingpoints. Das Modell basiert auf dem Prinzip der Sharing Economy.

Der gute Ton

Kompetenzzentrum für moderne Büroarbeit

Das Kompetenzzentrum für moderne Büroarbeit, zeigt sich Thuß überzeugt, sei bisher in der Region einmalig. Gleichzeitig bietet es auch Raum für externe Veranstaltungen wie etwa Konferenzen des Instituts für berufsbegleitende Weiterbildung der Technischen Universität Chemnitz oder für einen „Future Sax Gründer Brunch“.

„Business Village“, im September 2014 eröffnet, ist dennoch kein klassischer Anbieter von Coworking-Plätzen oder Gemeinschaftsbüros. Gleichwohl bietet es eine flexible Alternative zur Arbeit von zu Hause aus oder in klassischen Büros an.

Über die Website „Seats to meet“ (S2M) können Arbeitsplätze oder Konferenzräume je nach Bedarf stunden-, tages- oder monatsweise angemietet werden. Unternehmen, Freiberufler oder Kreative erfahren auf der Seite, einer Art Dashboard, welche Kompetenzen die jeweiligen Nutzer aufweisen.

Zu den Leistungen von „Business Village“ zählen die Entgegennahme von Post, Telefonanrufen und die Weitergabe von Informationen an die Kunden.

Variable Räume im Open Space

Showroom als Arbeitsplatz für Büroland-Mitarbeiter

Der Showroom mit seinen festen Arbeitsplätzen dient den Büroland-Mitarbeitern zudem als Arbeitsplatz. Wichtige Aufgabe des neuen Kompetenzzentrums ist es nicht zuletzt, Unternehmen, die über Veränderungen ihrer Bürostrukturen nachdenken, die modernen Arbeitswelten von morgen anschaulich zu präsentieren. Veränderungswillige werden zum Ausprobieren eingeladen.

„Häufig fällt es Kunden schwer“, sagt Uwe Thuß, „sich etwas unter dem Büro von morgen vorzustellen. Hier erleben sie es hautnah, weil wir es vorleben.“

Geplant wurde das „Business Village“ von VisioRealConsult, ein Tochterunternehmen von der Büroland GmbH. Das Portfolio von VisioRealConsult reicht von klassischer Büroraumplanung bis hin zur komplexen Beratung, die alle Aspekte eines Unternehmens auf den Prüfstand stellt.

„Das, was mancher Kunde über seine Wünsche sagt“, glaubt Uwe Thuß, „ist nicht immer unbedingt das, was er tatsächlich braucht.“ Dabei nutzt man im Einzelfall auch die Expertise vom „Emotionsraum®“ aus Rosenheim, das auf Architekturpsychologie spezialisiert ist.

Blick auf die Spree

Business Village soll positiv stimulieren

Ziel der Kooperation ist es, über die räumliche Gestaltung Menschen positiv zu stimulieren und das, was in einem Raum geleistet wird, zu fördern. Dass es an der Raumqualität oft hapert, glaubt jedenfalls Maximilian Zettlitzer. „Der rasante Anstieg der psychosomatischen Leiden“, sagt er, „hat auch seine Ursachen in einer oft miserablen Akustik.“

Zweiter Partner ist die E-dox GmbH, die ebenfalls ihren Sitz im „Business Village“ hat und die auf die Digitalisierung von Unternehmensprozessen spezialisiert ist. Für Uwe Thuß steht außer Frage, dass die Entwicklung zu neuen, flexibleren Arbeitswelten unaufhaltsam ist.

Insellandschaft von Gensler Architekten

Büroland bieten intelligente Synthese

„Die Menschen wollen kein Einzelbüro, sondern die Idee, die sie mit dem Einzelbüro verbinden, also Ruhe, Zeit, sich zu konzentrieren oder auch mal die Möglichkeit, sich eine kurze Auszeit zu nehmen.“

Die Aufgabe von Objekteinrichtern wird es sein, eine intelligente Synthese aus allen Komponenten zu finden, um die Bedürfnisse des Unternehmens als auch der Mitarbeiter harmonisch zu vereinen. Im Chemnitzer „Business Village“ bekommen Veränderungswillige bereits einen Vorgeschmack davon, wie eine solche Synthese aussehen könnte.

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