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Neubau eines Campus von UN Studio und Hofman Dujardin in Amsterdam/NL

Neubau eines Campus von UN Studio und Hofman Dujardin in Amsterdam/NL
Global im Büro reisen

Seit Kurzem befindet sich der von UN Studio entworfene Hauptsitz der Reiseplattform Booking.com auf der künstlichen Insel Oosterdok in Amsterdam. Ein internationales Team um Hofman Dujardin plante den Innenraum. Er lädt zu einer internen Welttour ein.

Autor Thomas Geuder

Die bunten Spielwiesen, in denen die Mitarbeiter einst durch allerlei Ablenkung unentwegt zur Fantasie inspiriert werden sollen, sind bei der Büroplanung heutzutage gottlob kein Thema mehr. Viele Unternehmen haben realisiert, dass – überspitzt gesagt – irgendjemand nun mal die Arbeit erledigen muss, die in den Kreativworkshops ausgedacht wurde. Dadurch erlebt der Schreibtisch seit einiger Zeit eine Renaissance.

Dennoch, die Idee, ein Bürogebäude im Inneren so zu gestalten, dass die Beschäftigten sich uneingeschränkt mit dem Ort – folglich mit dem Unternehmen – identifizieren und deshalb gern ins Büro kommen, ist geblieben. Man könnte dies als Mitarbeiter-Benefit verbuchen. Doch am Ende trifft dieser Grundgedanke den Ursprung aller Architekturen und Innenarchitekturen: In einem gut geplanten Gebäude mit zeitgemäßen Innenräumen hält man sich gern auf. Gestaltung ist ein wichtiger Nachhaltigkeitsfaktor.

Industrielle Historie

Das weiß der Niederländer Ben van Berkel, der mit seinem Architekturbüro UN Studio den Hauptsitz von Booking.com in Amsterdam fertiggestellt hat. Ein internationales Team um das niederländisch-spanische Innenarchitekturbüro Hofman Dujardin übernahm die Innenraumplanung.

Der Baugrund für das Vorhaben befindet sich auf der Insel Oosterdok. Das „Oosterdokseiland“ wurde im 19. Jahrhundert in erster Linie für das Gleisfeld zum benachbarten Hauptbahnhof aufgeschüttet. Auf den verbleibenden Flächen haben sich seither verschiedene private und öffentliche Institutionen angesiedelt, zum Beispiel die Hauptbibliothek oder das Musikkonservatorium.

Das Filetstück an der Stirnseite der zur Amsterdamer Altstadt lugenden Gebäudereihe stand nun für den neuen Booking.com-City-Campus zur Verfügung. Der Entwurf von UN Studio versucht, dem hohen Anspruch des Ortes durch eine robuste Architektur gerecht zu werden. Sie zeugt von der industriellen Historie des Hafens.

Die aus dem Raumprogramm mit Büros und Wohnungen resultierende Ausdehnung des Campus wird durch eine mehrfache Verschränkung der Gebäudekubatur, die Gliederung in zwei unterschiedlich hohe Baukörper sowie eine Glasfassade mit unterschiedlichen Neigungswinkeln relativiert. In der Fassade spiegeln sich abwechselnd das Wasser und der Himmel. „Wir wollten“, so Ben van Berkel, „dass das Gesamtkonzept das Wesen Amsterdams verkörpert“.

Ort der Begegnung

Die Außenansicht lässt bereits erahnen, dass auch der Innenraum unter Leitung von Hofman Dujardin keine traditionelle Bürostruktur aufweist. Dem lag das übergeordnete Ziel zugrunde, „neue Talente aus der ganzen Welt anzuziehen und eine blühende Gemeinschaft zu schaffen“, heißt es bei UN Studio. Mit anderen Worten: Die 65 000 m² große Fläche sollte so bespielt werden, dass ein gesundes Umfeld mit nachhaltigem Design entsteht. Es bietet den Rahmen für spontane Begegnungen zwischen den Kollegen, Besuchern, Anwohnern und den zufällig Vorbeikommenden,

Um herauszufinden, was hierfür notwendig war, arbeiteten die Planer eng mit BPD Area Development und dem Team von Booking.com zusammen. Eine besondere Bedeutung gewann das Feedback der Booking.com-Leute. Denn seit der Coronapandemie – also bereits während der Planungsphase – hatten sich deren Bedürfnisse, Gewohnheiten und Arbeitsbedingungen stark verändert. Das wirkte sich wesentlich auf die gesamte finale Gestaltung der Innenarchitektur aus.

Masterplan Innenraum

Nach dem Interior-Motto „Booking Home“ erfüllte Hofman Dujardin den Anspruch, für alle Mitarbeiter ein Zuhause zu schaffen. „Da jedoch jeder“, so das Planungsteam, „eine andere Vorstellung mit seinem Zuhause verbindet, haben wir einen Masterplan entwickelt, der diese Vielfalt berücksichtigt“. Die daraus abgeleiteten Gestaltungsgrundsätze und Moodboards lieferten im nächsten Schritt neun internationalen Gestaltungsbüros die Basis, um insgesamt 28 vordefinierte Bereiche weiter- beziehungsweise fertigzudenken.

Im selben Zug wurden übergreifende Ebenen für die Begrünung, Beleuchtung, Signaletik, Teppiche und Verpflegungszonen gestaltet.

Während dieses gesamten Prozesses sind sogenannte „Mikro-Urlaubsziele“ entstanden. Sie verkörpern jeweils einen konkreten Ort. Somit kann man jetzt beispielsweise durch New York City oder Rio de Janeiro schlendern oder sich auf den griechischen Inseln entspannen.

Ums Ausruhen und Entspannen geht es bei den Mikro-Urlaubszielen allenfalls zur Mittags- oder Kaffeepause. Denn sie bieten mehr: eine Art räumliches Arbeitsangebot, aus dem man jeden Morgen aufs Neue wählen kann. Zwar gibt es noch die klassischen Schreibtische, doch nur nach dem Desksharing-Prinzip. Der Vorteil liegt auf der Hand: In den Mikro-Urlaubszielen treffen Beschäftigte aus ganz unterschiedlichen Abteilungen zum zufälligen Plausch zusammen. Dadurch, so hoffen die Bauherren, entsteht mit der Zeit eine lebendige, integrative Gemeinschaft.

Marktplatz als zentraler Ort

Einige Beispiele: Der Innenbalkon von Hofman Dujardin im 3. OG verstärkt durch die üppige Pflanzenwelt und eher locker gruppierte Sitzecken die Weite und schafft durch die Tische in verschiedenen Größen unterschiedliche Orte zum Arbeiten und für informelle Treffen. Für die Rooftop-Bar „Club 11“ und das Restaurant „The Market“ entwickelte Linehouse ein Konzept, das sich mit dem Thema Ankommen in einer neuen Stadt beschäftigt. Als zentrale Idee verkörpert der Marktplatz einen Ort, an dem ein Gemeinschaftsgefühl entsteht.

Eine weiße, postmodern anmutende Rohrstruktur beherbergt eine Kaffeebar. Rund um den Marktplatz gibt es verschiedene gastronomische Angebote, intime Räume, Nischen und Loungesitze bis hin zu langen Tischen. Das Studio Modijefsky entwarf das Restaurant „Five Islands“, mit seinen fünf Inselgruppen View, Fire, Canyon, Flight und Treasure Islands. Sie gliedern den Raum in übersichtliche Bereiche. So hat man stets einen Blick auf die nächste Insel, das nächste Abenteuer also, subtil verbunden durch Bodenbelag, Beleuchtung, Material, Trennwände, Farbe und Textur.

Der in Zusammenarbeit mit Moss entstandene grüne Masterplan bildet eine Art natürliche Basis, die die Vielfalt der Reiseziele mit ihren reichen Pflanzenarten widerspiegeln soll. So gibt es zum Beispiel eine siebenstöckige, grüne Wand im Atrium oder Pflanzengruppen in den Arbeitsbereichen.

Designschichten

Dadurch entsteht eine lebendige Atmosphäre, die wiederum zur höheren Produktivität beitragen soll. Das Farb- und Materialkonzept mit dem Namen „Destination Amsterdam“ stammt von Scholten & Baijings, inspiriert durch die Farben der Oosterdok-Insel. Demnach verlaufen die Farben von dunklen Wassernuancen in den unteren Stockwerken bis hin zu hellen Himmelstönen in den oberen Etagen.

Die von Mijksenaar entworfene Signaletik verbindet alle Schattierungen, indem sie die verschiedenen Farben aufnimmt und eine Typografie und Piktogramme schafft, die zur Identität von Booking.com passen.

Flexibles Arbeiten

Nach dem von Hofman Dujardin und CBRE entwickelten Arbeitsplatzkonzept können die Beschäftigten theoretisch überall im Gebäude arbeiten. Dafür steht eine ganze Palette an Möglichkeiten für unterschiedliche Konzentrationsstufen bereit – von durch Paravents getrennten Einzelarbeitsplätzen, geschlossenen Kabinen für eine oder zwei Personen über kleineren Gruppen unter farbigen Akustikschirmen bis hin zu offenen Zonen für ganze Teams.

Eine kleine Auszeit kann man sich in den individuell gestalteten Breakout-Bereichen nehmen. Einige Räume sind mit anpassungsfähigem, flexiblem Mobiliar ausgestattet, das die Mitarbeiter zu verschiedenen Konfigurationen anordnen können. In der Praxis und damit sich die direkten Kollegen leichter zusammenfinden, verfügen zumindest die verschiedenen Abteilungen über festgelegte Bereiche.

Gleichwohl fehlt es den Menschen in der Amsterdamer Booking.com-Zentrale nicht an gestalterischer und räumlicher Vielfalt. Im Gegenteil: Hier können sie tagtäglich eine kleine Weltreise erleben – wenn auch nur zum Zweck der Arbeit.


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Porträt: Matthijs van Roon

Hofman Dujardin

Barbara Dujardin und Michiel Hofman gründeten ihr Büro 1999 in Amsterdam. Heute beschäftigt das Architektur- und Innenarchitekturstudio 40 Mitarbeiter.


Fakten

Projekt: Hauptsitz von Booking.com
Standort: Oosterdokseiland, Amsterdam, Niederlande

Bauaufgabe: City Campus, Headquarter
Bauherr: Booking.com
Fertigstellung: 2023
Architektur: UN Studio, Webseite des Büros
Innenarchitektur (Masterplan): Hofmann Dujardin, Webseite des Büros
Gestaltung Innenraumzonen (Auswahl): CBRE Design, Hofman Dujardin, i29, Linehouse Design, Studio Modijefsky, UN Studio
Bruttogeschossfläche: gesamt 72 500  m², davon Flächen mit 65 000 m² für Büros und technische Anlagen sowie 7 500  m² fürs Wohnen
Lichtplanung: A.G Licht, Studio Rublek
Akustikplanung: Rhdhv
Möblierung (Auswahl): Möbel von Andreu World, Arco, Creafort, Devorm, DUM
Leuchten: Ferm Living, Piet Hein Eek, Tonone
Bodenbeläge: Ege, Desso/Tarkett, M4four, Vorhangstoffe: Kvadrat

Zum Artikel über den iCampus in München

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