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Henn realisert mit RKW Architektur+ einen Neubau

Neubau von RKW Architektur +, Henn und Kaan Architecten in München/DE
Von innen heraus

Der iCampus beherbergt das ‚House of Communication‘. Darin agieren vornehmlich 1 700 Mitarbeiter der Serviceplan Group. Über drei Gebäude verteilt finden sich flexible und nutzerorientierte Arbeitswelten, die durch einen ‚Innovation Track‘ verbunden sind.

Autor Thomas Geuder

Gegenüber dem Münchner Ostbahnhof entsteht seit einigen Jahren das neue Werksviertel, ein rund 39 ha großes Stadtquartier für Wohnen, Arbeiten und Kultur.

Im nördlichen Teil des Areals wurde nun der ‚iCampus‘ fertiggestellt. Diesen Bürokomplex mit einer Fläche von 39 000 m² belegt zum größten Teil die Kommunikationsagentur Serviceplan. Der Bau ist ein Gemeinschaftswerk von RKW Architektur + aus Düsseldorf, den Münchner Experten von Henn, die für die Innenraumplanung zuständig waren, und von Kaan Architecten aus Rotterdam, die die Fassade gestalteten. Das ‚House of Communication‘ besteht aus drei einzelnen Baukörpern, die über eine Brücke im ersten Obergeschoss verbunden sind und so ein zusammenhängendes Geflecht aus flexiblen und nutzerorientierten Arbeitswelten bilden.

Gemeinschaftswerk von Kaan Architecten, Henn und RKW Architektur+

Zu Beginn des Projekts, als das Architekturteam und die Bauherren sich zum ersten Mal trafen, standen weder das Grundstück noch die späteren Nutzer fest. Tanja Frink, Projektleiterin und assoziierte Partnerin bei RKW, erinnert sich: „Es gab lediglich eine abstrakte Aufgabe. Wir wollten gemeinsam die zukünftige, ideale Arbeitswelt entwickeln.“

Die anschließenden Analysen und Recherchen mündeten in einen ersten Entwurf – mit umfassenden Kommunikationsmöglichkeiten und den Merkmalen Diversität und Vielfalt des Arbeitslebens. Zusammenhängende, offene Flächen mit großen Raumtiefen und hohen Decken sollten als Basis dienen – ein Ansatz, der in Deutschland eher ungewöhnlich für ein Bürokonzept ist und den man eher aus den USA kennt. Als Anschauungsobjekte dienten realisierte Gebäude dieser Art in London, New York und Los Angeles. „Danach war der Bauherr überzeugt“, berichtet Frink von der reiseintensiven Vorbereitungsphase für den Entwurf.

Freitreppen als interner Treffpunkt

Um dem Anspruch einer idealen Arbeitswelt gerecht zu werden, entwickelt sich das Ensemble aus drei Häusern von innen heraus. Ausgangspunkt ist das große, zentrale Atrium als kommunikatives Herzstück in jedem Gebäude. Die Freitreppen in den beiden äußeren Häusern dienen als interner Treffpunkt und für Veranstaltungen. An die Zentren docken offene, frei bespielbare Etagen an. Verschieden große, teils in die Atrien hineinragende Boxen, zum Beispiel mit Meetingräumen, gliedern die freien Flächen. Die Idee dahinter: Überall und über alle Ebenen hinweg sollen Begegnungsmöglichkeiten und Sichtbeziehungen entstehen.

Magistrale durch drei Häuser

Der sogenannte ‚Innovation Track‘ als Magistrale übernimmt im Gebäudeensemble eine besondere Aufgabe. Um die drei Atriumbauten von RKW und Kaan zu einem zusammenhängenden Ganzen zu verbinden, konzipierte Henn Interior eine zentrale Achse, die alle Bauten verknüpft. Über eine 6 m breite Treppe im Eingangsbereich führt die Achse auf Höhe des ersten Obergeschosses durch alle Gebäudeteile und verbindet die offenen Bereiche unkompliziert und direkt.

„Eine 130 Meter lange, von klassischer Neonreklame inspirierte Lichtinstallation aus Lettern und Symbolen, vom Büro Uebele entworfen, schwebt vier Meter über dem Boden und markiert die Innovation Track genannte Achse als visuellen und kommunikativen Mittelpunkt des Hauses“, erläutert Innenarchitektin Katrin Jacobs die Funktion. Als Head of Interior Design und Partnerin bei Henn leitet sie das Interior Team an den Henn-Standorten München und Berlin. Als Design Director war sie auch für das Projekt in München verantwortlich.

Kunstsammlung der Firmeninhaber

Neben Coffee Bars befinden sich im ‚House of Communication‘ auch digitale Installationen und ein Großteil der Kunstsammlung der Firmeninhaber mit Werken etwa von Anselm Kiefer, Georg Baselitz und Tony Cragg. „Mit Kunstführungen und Raum für Veranstaltungen öffnet sich das Haus Kundinnen und Kunden sowie der Öffentlichkeit“, berichtet Jacobs.

Im Zentrum des Gebäudes führt die Achse rüber zur Kantine. Der soziale Mittelpunkt nimmt das gesamte Erdgeschoss ein und steht allen Menschen im Haus offen. Der dritte Gebäudeteil dient dem Coworking. Die Hauptmieterin Serviceplan, eine global tätige Agenturgruppe für Kommunikation, hatte vorab die räumliche Übersetzung ihrer integrativen Arbeitsweise definiert. Denn die rund 1 700 Mitarbeiter der 40 Agenturen bilden ein Netzwerk, in dem ein ständiger Austausch der Ideen herrscht.

Diverse Arbeitssituationen

Für die Unterstützung dieser Arbeitsweise hat Henn am neuen Standort gemeinsame Bereiche für fokussiertes und kollaboratives Arbeiten entwickelt. Ergänzend kommen Orte für die soziale Vernetzung hinzu, zum gemeinsamen Essen oder zum Entspannen, etwa auf der gemeinsamen Dachterrasse. Die zum Atrium hin offenen Bereiche eignen sich für diverse Arbeitssituationen, die die Menschen virtuell, aber auch persönlich zusammenbringen. Diese Zonen bilden den lebendigsten Teil, indem sie großzügige Teeküchen und Räume für kollaboratives Arbeiten, informelle Meetings und Präsentationen miteinander verbinden.

Akustikmaßnahmen

Die ruhigeren Arbeitsbereiche der einzelnen Agenturen, die Fokusräume, Telefon- und Meetingboxen nach dem Raum-in-Raum-Prinzip ordnen sich außen an, geschützt durch die Trennwände der Meetingräume. Dass die Separierung trotz räumlicher Nähe funktioniert, liegt an schallabsorbierenden Wand- und Deckenpaneelen aus Holzwolleakustikplatten und schweren Filzvorhängen. Ebenfalls akustisch wirkt der Boden.

Für die verschiedenen Agenturen bietet der neue Standort eine einheitliche Raumgestaltung mit klaren Linien und einer monochromen Farbpalette in Schwarz, Weiß und Grau. Roher Stahl, Gitterroste und gebeiztes Holz bewirken einen industriellen Charakter und eine zwanglose, informelle Atmosphäre, hier und da ergänzt um akzentuierende „Statement pieces“.

Für diese Innenraumgestaltung hatte das Team von Henn die Idee von Kommunikation und Integration der einzelnen Agenturen aufgenommen und an den entscheidenden Schnittstellen in übergroße Möbel übersetzt. Als modifizierte Einzelstücke wurden sie eigens für das House of Communication hergestellt, teilweise durch kleine Unternehmen aus der Region.

Klare Geometrie

Einige Beispiele: Im Eingangsbereich befindet sich ein 30 m langes, leuchtend rotes Sofa, auf dem 100 Personen gleichzeitig sitzen können. In der Kantine im mittleren Haus steht eine lange Tafel für maximal 80 Menschen. Ein flexibles Regalsystem dient als multifunktionaler Raumtrenner. Die textilen Wandbespannungen in verschiedenen Farben und Größen verweisen auf die Fassade, deren klare Geometrie mit tiefer und rationaler Gliederung aus Betonrahmen die Ästhetik des Werksviertels aufnimmt.

„Ein weiteres interessantes Detail verkörpert der robuste und minimalistische Polizeistuhl, mit dem in den 1950er-Jahren die Polizeidienststellen des Landes ausgestattet waren“, sagt Innenarchitektin Jacobs. „Er wurde neu aufgelegt und zu einer Möbelserie weiterentwickelt.“ Im Zuge dessen produzierte die MSM Malscher Sitzmöbel GmbH Beistelltische, Barhocker, Sitzbänke mit Holzoberfläche und gepolsterte Bänke sowie Steh- und Konferenztische.

Signaletik mit eigener Schrift

Zur räumlichen Orientierung im Gebäudekomplex und als Ergänzung des Interior Designs dient in allen Bereichen die Signaletik des Büros Uebele. Für die Stuttgarter stellte die Schriftgestaltung für einen Auftraggeber, der ebenfalls in der Unternehmenskommunikation tätig ist, eine besondere Herausforderung dar. Deshalb legten sie ihr Augenmerk zunächst auf die verbindende Magistrale. Sie wird begleitet von einer 130 m langen und 6 m breiten Lichtinstallation. Als „fliegender, leuchtender Teppich“ soll sie ein deutliches Zeichen setzen; im Sinne von: „Aufgepasst! Hier arbeiten kreative Köpfe, hier entstehen besondere Dinge, hier ist das Headquarter und die Hochburg der Werbung!“

Das Büro Uebele entwarf für diese Botschaft eine neue Schrift und die dazugehörigen Zeichen, Pfeile und Symbole. Aus ihnen ist der leuchtende Schriftteppich als Rückgrat gebildet, gleichzeitig aber auch das Orientierungssystem im gesamten Gebäudeensemble. Es weist als Subsystem auf Wänden und Stützen den Weg zu den verschiedenen Bereichen.

Beste Werbung für die Werbeagentur

Jedes der drei Häuser teilt sich windmühlenartig in vier Bereiche auf. Das führt zusammen mit den Ebenen zu eindeutigen Adressen wie A, B und C. Individuelle Namen für besondere Orte wie ‚WRKCF‘ für Workcafé, ‚GERN‘ für Küche oder ‚SPRESS‘ für Espressobar bilden dazu einen Kontrast. In ähnlicher Systematik sind die über alle Häuser hinweg verteilten Living Rooms mit großen, farbig leuchtenden Begriffen des Philosophen Hannes Böhringer in unterschiedlichen Sprachen versehen. Sichtbar werden dort zum Beispiel der englische Begriff für „Bringen“, der russische für „Finden“, der chinesische für „Irren“ und der italienische für „Machen“.

Die Schriftzüge stellen den Bezug zur Pluralität, Internationalität und Diversität der Nutzer her. „Nichts ist uniform, aber alles einheitlich und schön. Die beste Werbung für die Werbeagentur“, fassen Anika Pehl und Nadja Ratz, Projektleiterinnen des Signaletikdesigns vom Büro Uebele, zusammen. Das lässt sich durchaus auf die gesamte Leistung des Entwurfsteams hinsichtlich Architektur, Innenarchitektur, Fassaden- und Schriftgestaltung übertragen.


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Porträt: Henn

Katrin Jacobs

leitete als Head of Interior Design die Planung und Ausführung des Projekts. Sie ist Partnerin des Architekturbüros Henn, das ein interdisziplinäres Team aus Architekten, Ingenieuren und Designern vereint.


Fakten

Projekt: ‚House of Communication‘, iCampus i5-i7

Standort: Friedenstraße 24, 81671 München, Deutschland

Bauherr: R&S Immobilienmanagement, München

Architektur: RKW Architektur +, Düsseldorf

Fassade: Kaan Architecten, Rotterdam, Niederlande

Innenarchitektur: Henn, München; Interior Design, Webseite des Büros, LP 1–8 (Objektplanung Mieterausbau)

Mieter: Serviceplan Group, München

Fertigstellung: Juni 2022

BGF: ca. 39 000 m² (oberirdisch)

Arbeitsplätze: insgesamt 1 100, per Desksharing genutzt von rund 1 700 Serviceplan-Mitarbeitern; Desksharingquote: 0,5

Raumprogramm: Büros und Coworking, Mitarbeiterrestaurant, Konferenzbereich, Coffee Bars, Sportraum, Dachterrassen

Fachplaner Mieterausbau: Apropos Licht, München (Sonderleuchten); Combine Consulting, München (Change Management); Büro Uebele, Stuttgart (Signaletik, Serviceplan-Font, Entwurf Lichtinstallation); Bartenbach, München (Umsetzung Lichtinstallation); Drees & Sommer, Stuttgart (TGA, Bauleitung); GKR Hydrokulturen, München (Pflanzen); IGW Ingenieurgruppe Walter, Stuttgart (Küchenplanung); Lumen³, München (Lichtdesign); Office Media visuelle Medientechnik, München (Medientechnik)

Ausstattung (Auswahl): 30 m langes Sofa im Atrium von Blå Station mit Stoffbezug von Kvadrat; Tafel im Gastrobereich von Hülsta; aus dem Polizeistuhl der 1950er-Jahre hervorgegangene, für Serviceplan weiterentwickelte Möbelserie von MSM Malscher Sitzmöbel; Sonderstoffe von Rohi; Regalsystem von Trend Interior

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