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Raum-im-Raum-Kochwerkstatt von Sol89 in Sevilla: Ort für Kulinarik

Raum-im-Raum-Kochwerkstatt von Sol89 in Sevilla/Spanien
Kulinarische Werkstatt

Ganz aus Holz: T. Taller de cocina, ein Raum für Kochbegeisterte, in dem renommierte Köche ihr Wissen weitergeben. In Sevillas historischem Zentrum schuf das Architektenteam von Sol89 auf nur 59 Quadratmetern ein ganz besonderer Ort der Kulinarik.

Autorin: Christiane Sauer

Das ortsansässige Architektenteam Sol89, María González y Juanjo López de la Cruz, schufen eine Kochwerkstatt, in der Rezepte konzipiert und Kurse gegeben werden sowie Olivenölverkostungen und Weinproben stattfinden. Ein Ort, der Meisterköche, Genießer, Lernende und Interessierte zusammenbringt. In den kulinarischen Workshops werden Vorgänge und Zutaten der Kochkunst offengelegt.

Ein Raum im Raum

So sind die Geheimnisse der Küche kein versteckter Prozess mehr, sondern es entsteht eine Art der Kommunikation, bei der der Koch sein Wissen an die Teilnehmer weitergibt.

In der bestehenden architektonischen Struktur lässt sich die Vergangenheit des Baus anhand der freigelegten historischen Mauern und einer zentralen gusseisernen Stütze ablesen, die als historische Relikte den Raum atmosphärisch prägen.

Ganz in der Tradition der Straße, in der einst Weinschläuche verkauft wurden, wie ihr Name besagt, füllt sich der Raum nun wieder mit neuen Zusammenkünften zum Thema Genuss.

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Der kreisförmige Einbau aus Esche ist in den Bestand implementiert und legt sich um eine gusseiserne Stütze herum. Über Kopf ist die Struktur offen ausgeführt und gleicht einem Zeltdach. Am runden Tisch versammelt sich die Kochgemeinde. Er wirkt wie ein großes hölzernes Patchwork.
Foto: Fernando Alda

Um den runden Tisch

Ein kreisförmiger Einbau ist das zentrale Element, das in den bestehenden Kontext implementiert wurde und sich um die gusseiserne Stütze herumlegt. Die kreisförmigen und konzentrischen Formen bilden eine abgeschlossene Raumsituation, um die herum die dienenden Zonen wie Empfangsbereich, Büro, Toilette und Stauraum angeordnet sind.

Die eingebaute Struktur besteht ganz aus Eschenholz: Im unteren Bereich schließen gebogene Platten als Ausfachung die rahmenartige Ständerkonstruktion in Sitzhöhe. Über Kopf ist die Struktur offen ausgeführt und gleicht einem durchbrochenen, runden Zeltdach. Indirekte Beleuchtung sickert von oben in den zentralen Bereich und schafft im Zusammenspiel mit den warmen Holztönen eine ansprechende Wohlfühlatmosphäre.

Die hochwertige, handwerklich geprägte Ausführung stellte eine arbeitsintensive Umsetzungsart dar. Durch die Kreissegmente wird aber eine Wiederholung immer gleicher Geometrien möglich, was die Kosten letztlich überschaubar hielt.

Holz in allen Facetten

Das Hauptelement des Raumes ist das zentrale Tischmöbel. Der spanische Philosoph Gustavo Bueno beschrieb Tische als „den Boden der Hände“ – die Oberfläche für handwerkliches Arbeiten. Die Architekten nahmen darauf Bezug und schufen eine lebendige, sinnliche Materialität, die als Untergrund für die kulinarischen Experimente dient: ein hölzernes Patchwork, das sich in Anlehnung an Parkett in abwechselnden Verlegerichtungen über die Kreissegmente zieht.

Es wurde aus Hölzern hergestellt, die in den Straßen von Sevilla nach dem jährlichen Schnitt oder nach Bruch durch starke Winde gesammelt und als Belag aufbereitet wurden. Die Palette reicht von Orangenbaum, Robinie, Zypresse, Zedrachbaum, Olivenbaum bis zur Silbereiche.

Akzentuiert wird die runde Form des Tisches von einem darüber schwebenden Lichtband, das für die perfekte Ausleuchtung der Fläche sorgt. Die Tischhöhe ist variabel und ermöglicht die Anpassung an unterschiedliche Nutzungsszenarien. Ein Segment der Kreisfläche wird direkt vom Koch genutzt, der somit als Teil der Gruppe mit am Tisch platziert ist. Seine Werkzeuge sind wie in einem Atelier aufgereiht am Tisch zu sehen und zu benutzen.

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Die einzelnen Tischkreissegmente lassen sich in der Höhe verstellen. So kann der Koch als Teil der Gruppe agieren.
Foto: Fernando Alda

Ein Entwurf wie ein Möbel

Die klare Geometrie, die den Raum bestimmt, rückt Nebensächliches an die Peripherie. Die dienenden Funktionen ordnen sich hinter der dominierenden Kreisstruktur an. Gerade auf einer beschränkten Grundfläche sorgt diese Strukturierung für eine großzügige räumliche Übersichtlichkeit. Der Entwurf wirkt wie ein großes Möbel, das in den Raum gestellt wurde. Dadurch bekommt die Struktur eine Leichtigkeit, denn sie ist nicht am Bestand verhaftet.

Die Architekten verstehen ihren Entwurf eher als Installation, als Ort im Wandel, denn als permanent gebaute Architektur. Als eine von vielen Zeitschichten, die den Ort bereits geprägt haben, legt sich die jetzige Nutzung in den Raum ohne den Anspruch auf dauerhafte Gültigkeit zu erheben. Gerade das macht die einnehmende leichte und experimentelle Kochatmosphäre aus.


Factsheet

Projekt: T. Taller de cocina/
T. Kulinarische Werkstatt

Ort: Calle Boteros Nº4, Sevilla, Spanien

Architekten: Sol89. María González
y Juanjo López de la Cruz

www.sol89.com

Team: Elena González Gracia und Rosa Gallardo Parralo, Cristóbal Galocha Galocha Valero

Bauherr: ConTenedor Cultural SL

Fläche: 59 m² + Patio

Fertigstellung: 2018

Materialien:

Zentraler Tisch: Holzauswahl und Umsetzung Tischler Ignacio Sánchez Martín und Nicholas Chandler

Holzabschnitte: Orangenbaum, Robinie, Zypresse, Zedrachbaum (Melia), Olivenbaum, Silbereiche

Rauminstallation, Wandtafeln und Konstruktion: Eschenholz

Boden: Beton.

Wände: Historisches Mauerwerk

Armaturen: Vola


Im Fokus

Unterschiedliche Holzarten wurden in der winzigen Kochwerkstatt T. Taller de cocina von Sol89 im spanischen Sevilla zu einer Struktur mit verschiedenen Funktonen gefügt. Das Mauerwerk im Bestand blieb unangetastet. Eine zentrale Rolle spielt der große runde Tisch.


Autorin: Christiane Sauer

Die Architektin und Materialspezialistin lehrt als Professorin für Textil- und Flächendesign an der Weissensee Kunsthochschule Berlin. www.formade.com www.luelingsauer.com


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Sol89 cooking workshop in Seville, Spain

A culinary must

Completely made of wood! A location for cooking aficionados where renowned chefs pass on their knowledge. Located on Calle Boteros, in Seville’s historical town center, a very special culinary place came into being on only 59 square meters.

Author: Christiane Sauer

Sol89, a local team of architects consisting of María González and Juanjo López de la Cruz, created a cooking workshop where recipes are conceived, courses held and olive-oil or wine tastings take place. A location where master chefs, gourmets and people eager to learn with an interest in cooking come together. In culinary workshops procedures and ingredients of the art of cooking are revealed, which means that the secrets of cooking are no longer hidden processes but that a kind of communication is conjured up where the chef shares knowledge with the participants.

A house within a house

A circular insert is the central element, incorporated into the existing context and hugging the cast-iron support. The circular and concentric shapes form an enclosed space around which servicing zones like reception area, office, toilets and storage space were arranged.

The built-in structure is completely made of ash wood: at the bottom, bent panels serve as infills and close the frame-like pillar structure at height comfortable for sitting. At the top, the space of the structure is open and looks like a slatted round tent roof. Indirect lighting infiltrates the central area from above and, in conjunction with the warm wooden shades, creates a pleasant feel-good atmosphere.

The high-grade craftsmanship was very complex and time-consuming to implement. But thanks to the circlular segments it was possible to repeat the same geometries time and again, which, in turn, made costs manageable.

Wood in all its facets

The main element in the room is the central table. Spanish philosopher Gustavo Bueno once described tables as “the floor of the hands” – the surface of manual work. The architects referred to this concept and created a vivid, sensual materiality serving as a subsurface for culinary experiments: a wooden patchwork that spreads over the circle segments in parquet flooring style installed in changing directions.

The structure is made of wood that was collected in Seville after the annual pruning or after strong winds had ravished trees. Cut to size, the timber was used as covering or planking. The range of timber used extends from orange tree, robinia, cypress, Melia azedarach and olive tree to grevillea.

A special feature of the round-shaped table is the strip light hovering above it providing perfect lighting of the surface. The height of the table can be adjusted and permits adaptions to various scenarios. One segment of the circular surface is used by the chef, who is thus integrated in the group sitting at the table. Similar to a studio, cooking utensils are placed on the table for immediate use.

The distinct geometry determining the space shows secondary aspects to the periphery. The serving functions are arranged behind the dominating circular structure. This kind of structuring provides for a generous spatial overview, especially on a limited surface. The design looks like a big piece of furniture put in the middle of the room. That’s how the structure achieves an impression of lightness because it is not attached to its surroundings.

The architects consider their design to be an installation, a place of change, and not as permanently built architecture. The present use occupies the space without claiming long-term validity, as one of many layers of time that have already left their mark on the location. It is exactly this feature that accounts for the engagingly light and experimental cooking atmosphere.

Fact Sheet

Project: T. Taller de cocina / T. Culinary workshop

Location: Calle Boteros Nº4, Sevilla/E

Architects: Sol89. María González and Juanjo López de la Cruz

www.sol89.com

Team: Elena González Gracia and Rosa Gallardo Parralo, Cristóbal Galocha Galocha Valero

Client: ConTenedor Cultural SL

Area: 59 m² + patio

Completion: 2018

Materials:

Central table: Wood selection and implementation Ignacio Sánchez Martín and Nicholas Chandler, carpenters

Wood sections: orange tree, robinia, cypress, Melia azedarach, olive tree, grevillea

Room installation, wall panels and structure: ash wood

Floor: concrete

Walls: historic masonry

Fittings: Vola

Christiane Sauer

Author

She is an architect and material specialist and teaches as professor of textile and surface design at Weissensee Kunsthochschule Berlin. www.formade.com www.luelingsauer.com


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