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Restaurant Ōkyū von Studio Komo in Stuttgart/DE

Restaurant Ōkyū von Studio Komo in Stuttgart/DE
Königlicher Palast

Formsteinwände als Star: Die rot glasierten Hohlsteine haben eine große Auswirkung auf die Atmosphäre im Restaurant Ōkyū und verbessern die Akustik. Das Konzept geht auf die japanische Tempelarchitektur zurück und stammt vom Stuttgarter Studio Komo.

Autorin Elena Schauwecker

Angelehnt an den setchū-yō, den Eklektizistischen Stil, wurden im Ōkyū klassische Elemente der traditionellen Architektur auf die Bedürfnisse einer gehobenen Gastronomie angepasst und neu interpretiert. Nun finden sich im Restaurant folgende Bereiche: ‚Basho‘ – der Hof, ‚Kōen‘ – der Garten, ‚Funsui‘ – der Brunnen, ‚Kitchin‘ – die Küche, ‚Yokujō‘ – das Badehaus.

Nomen est omen

„Die Idee für das Konzept kam uns während der Zusammenarbeit mit dem Bauherrn. Er hatte als Name Ōkyū im Sinn, was übersetzt königlicher Palast bedeutet. Auf dieser Basis fingen wir an, erste Skizzen für den Raum zu entwickeln. Nach und nach hat sich herausgestellt, dass sich der Begriff „Königlicher Palast“ durchaus auch räumlich gut interpretieren lässt. Dementsprechend haben wir ihn in unseren Entwurf integriert“, erläutert Innenarchitekt René Rauls ihre Herangehensweise bei dem Projekt.

„In diesem Zusammenhang entstand auch die im Innenraum sichtbare Pagodenstruktur. Zudem war uns klar, dass es ein Sushi-Restaurant werden würde, das auch weitere asiatische Gerichte auf der Karte führen wird. Das Briefing von Kundenseite war also eindeutig und klar. Ebenso war es dem Bauherrn wichtig, dass der Raum ikonisch wird und somit in Erinnerung bleibt“, ergänzt Moritz Köhler, ebenfalls Innenarchitekt und zusammen mit Rauls Inhaber und Gründer des Stuttgarter Studios Komo.

Rot glasierte Hohlsteine

Bei den Einrichtungselementen kommen neben dem Architekturstil weitere japanische Einflüsse zum Tragen, wie etwa die traditionellen Leinenvorhänge – die sogenannten ‚Noren‘. Die hellen Stoffe hängen von der Decke herab und kennzeichnen die Bereiche oberhalb der Bar und der Nassräume. Daneben zieren mehrere ‚Haikus‘ – japanische Kurzgedichte mit maximal 17 Silben – an eher ungewöhnlichen Stellen die Wände.

Doch noch viel mehr Aufmerksamkeit erregen die Formsteine. Rot glasierte Hohlsteine wurden in maßgenauer Handwerkskunst exakt in die Wände eingemauert.

Wände als Statement

„Der Einbau von Formsteinwänden ist bei uns nicht üblich und stellte uns vor die Herausforderung, jemanden zu finden, der sich diese Arbeit überhaupt zutraut. Zudem wurden die Steine in Spanien hergestellt und speziell für das Ōkyū in diesem Rotton glasiert. Wir waren zur Qualitätssicherung und finalen Farbabstimmung selbst vor Ort“, berichten René Rauls und Moritz Köhler. Um den Effekt der Steine noch zu verstärken, wurden die Wände dahinter ebenfalls in Rot verspiegelt. Dadurch entsteht ein Infinity-Effekt, der die Grenzen des Innenraums verschwimmen lässt. Das Ergebnis beeindruckt. Die hohlen Steine vergrößern zudem die Oberfläche und wirken so positiv auf die Akustik des Raumes.

Harmonischer Mix

Studio Komo wählte grünen, roten und schwarzen Terrazzo in unterschiedlichen Körnungsgrößen für den Bodenbelag des Restaurants. Im Eingangsbereich wie auch bei den Einbaumöbeln kommt dunkelgrüner Terrazzo aus Italien zum Einsatz. Dieser geht bei den Podesten direkt in die mit dem Stoff ‚Atom‘ von Raf Simons für Kvadrat gepolsterten Bänke über.

Die unterschiedlichen Materialien und Muster ergänzen sich erstaunlich gut untereinander. Überhaupt passt sich der Bau auf angenehme Weise seiner Umgebung an. Und das, obwohl sich das Restaurant in der Stuttgarter Calwer Passage in eine denkmalgeschützte Fassade einfügen musste. Was anfangs wie ein Nachteil wirkte, hat sich bei der Entwicklung zu einem Vorteil verändert.

Materialien und Muster

„Die Bestandsfassade wurde um den neuen Anbau ergänzt. Diese Trennung befindet sich unmittelbar hinter der alten Fassade und ist so im Innenraum an der Decke sichtbar. Es waren erhebliche Maßnahmen erforderlich, um die Konstruktion etwa durch Träger an der Decke zu stützen. Diese Struktur haben wir in die innenräumliche Interpretation des ‚Königlichen Palastes‘ integriert und ergänzt. Auch die Deckenoptik verteidigten wir stets während des Umbaus“, erläutert Innenarchitekt Rene Rauls.

Feng-Shui-Kriterien

Für den Besitzer Phuc Nguyen Duc ist das Ōkyū bereits das dritte Restaurant in Stuttgart. Überzeugt hat ihn vor allem die Lage mitten in der Stadt sowie das nachhaltige Konzept der neuen Passage: „Es entstand ein Gastraum, der seinen Besuchern regelmäßig ein vernehmbares ‚Wow!‘ entlockt und den genussvollen Abend mit entsprechendem räumlichem Entertainment untermalt“, betont Nguyen Duc.

Damit für das Wohlfühlen auch alle Voraussetzungen erfüllt werden konnten, überprüfte ein befreundeter Feng-Shui-Meister den Grundriss auf Herz und Nieren. „Anhand der Pläne analysierte der Meister aus Vietnam unseren Entwurf. Daraus ließen sich klare Vorgaben ableiten. So veränderten wir etwa Details im Eingangsbereich, um ‚das Böse draußen zu lassen’. Auch die Position des Wassers im Raum war wichtig. Zudem wurde festgelegt, wo die Kasse und der Herd stehen müssen“, erläutert Moritz Köhler die erforderlichen Maßnahmen nach der Überprüfung.

Fernöstliche Elemente

Für das Sushi-Restaurant entwarf das Studio Komo eigens Tische: „Bei den Ōkyū-Tischen spielte die Idee des roten Kreises in der Mitte der Tischplatte eine wichtige Rolle. Zum einen spielt sie auf die japanische Flagge an, zum anderen hat die Sashimi Bowl den gleichen Durchmesser und sollte auf einem möglichst unikaten Hintergrund stehen, sodass man bei Food-Fotos immer gleich sieht, dass es sich ums Ōkyū handelt“, erklärt René Rauls das Konzept.

„Das Design der Tische greift die Tempelarchitektur auf. Die Halterung der Platte greift um die Tischplatte herum – ähnlich ist es auch bei der Pagodenarchitektur zu sehen, fährt er fort. Rattan sei typisch für Japan und zudem sehr robust. Die Größe der Tische habe der Bauherr vorgegeben, ihm war der Gemeinschaftsgedanke wichtig. Die Tische stehen in geringem Abstand in zwei Reihen. Dadurch entsteht der Eindruck, gemeinsam an einer langen Tafel zu sitzen. „Genau wie bei einer Familienfeier.“

Gemeinschaftsgedanke an Tisch

Die Arbeit am Restaurant hat großen Spaß gemacht und zudem die Vorfreude auf eine bevorstehende Reise der beiden Gestalter René Rauls und Moritz Köhler gesteigert. „Wir sind große Nippon-Fans und diesen Herbst ist es endlich soweit.“ Zudem loben sie die Zusammenarbeit aller Beteiligten. Vor allem, als nach den ersten Arbeiten sichtbar wurde, dass der Innenraum besonders wird.

„Die Handwerker haben Hand in Hand gearbeitet, damit sie den Zeitplan einhalten konnten. Wir sind super zufrieden und der Bauherr unserer Einschätzung nach ebenfalls.“


Porträt: Philip Kottlorz

Rene Rauls (li.), Moritz Köhler, Studio Komo

Das Stuttgarter Büro steht für eine persönliche und individuelle Innenarchitektur. Die beiden Geschäftsführer sehen sich als nahbare Partner, die mit einem kleinen Team interdisziplinäre Projekte entwickeln und umsetzen.


Fakten

Projekt: Restaurant Ōkyū

Standort: Calwer Passage, Rotebühlplatz 20, 70173 Stuttgart

Fertigstellung: Sommer 2022

Innenarchitektur: Studio Komo, Webseite des Büros

Bauaufgabe: Innenarchitektur

Bauherr: Okyu GmbH, Hauptstätter Straße 61, 70178 Stuttgart

Lichtplanung: Roman Schatz, Schatz + Lichtdesign

Produkte/Hersteller: Textilien von Kvadrat, Terrazzoplatten in Rot N° 900032 mit Carrarasplitt von VIA, Hohlsteine von Ceramica Ferrés, Oberflächen von St. Leo Interiors

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