Autorin: Elena Schauwecker
Mit einer Deckenhöhe von 6,40 m, sichtbaren Installationen und uneingeschränkten Flächen liegt der Fokus beim innenarchitektonischen Konzept auf einer flexiblen Halle. Einzelne Zonen werden dabei über ein modulares Trennwandsystem generiert. Lediglich die Nutzräume wie Toiletten, Küche oder Technik legten von Brandherm + Krumrey als fixe Räume an – ansonsten ist alles beweglich.
Die eigens für das Projekt konzipierten Raumelemente sorgen dafür, dass innerhalb kürzester Zeit und ohne großen handwerklichen Aufwand die Flächen verwandelt werden können. Je nachdem wie das modulare Trennwandsystem eben genutzt werden soll: ob als offene oder geschlossene Fläche, transparent, als Arbeitswand, Stauraum, Sichtschutz oder Akustikelement.
Von innen nach außen
Da die List-Gruppe als Bau- und Immobiliendienstleister für ganzheitliche Lösungen steht und auch selbst Zweckhallen baut, wird das Leitmotiv eines Flugzeughangars über die flexiblen Raumtrenner kreativ auf die beiden neuen Unternehmenszentralen übertragen. Gemeinsam haben Architekten und Innenarchitekten an der gestalterischen Umsetzung des beweglichen Raumgefüges gearbeitet.
„Bei der Realisierung hatten wir sehr viel Spielraum. Der Bauherr wollte von uns eine kreative Umsetzung für ein kleines Budget: small and simple, keine großen Marken, alles individuell“, sagt Innenarchitektin Sabine Krumrey. Darauf basierend begann die gestalterische Umsetzung. Unter der Projektleitung von Innenarchitektin Melanie Leigers entwickelte das Team von Brandherm + Krumrey kurzerhand ein eigenes multifunktionales Stahlraster, das als flexibler Raumteiler dient. Die austauschbaren Module und Oberflächen aus Holz, Stoff, Glas oder als Whiteboard nehmen dabei eine äußerst wendige, vielseitige und anpassungsfähige Rolle ein.
Material und Design
„Das Leitmotiv ist ‚bauen‘. Da List selbst plant, baut und umsetzt, war es klar, dass wir einfachste Materialien aus diesem Gewerk gestalterisch übersetzten. Die CI-Farbe Orange ist sehr wichtig und wurde als begleitendes Motiv wie etwa über die Sprinklerstränge verwendet“, betont Krumrey. Durch die Materialauswahl schaffe die Einrichtung somit einen klaren Bezug zur Ingenieur- und Bauwelt.
„Auch die Akustik ist ein großes Thema“, fährt die Gestaltungsexpertin von von Brandherm + Krumrey fort. Deshalb gebe es im Bereich der Arbeitsplätze Teppichböden mit Akustikrücken und auf der Treppe Kautschuk anstelle von Holz. Im Erdgeschoss findet sich veredelter Estrich und in diesem Bereich existieren größere Akustikmaßnahmen an der Decke. Für den Innenausbau kamen außerdem baunahe Materialien wie Holzoberflächen aus Seekiefer, Spanngurte, Metallgeflechte, Stahl und Beton zum Einsatz. Die Farbe Orange taucht immer wieder in Form von Möbeln, Gestaltungselementen oder dem Empfangstresen auf.
Agiles Arbeiten
Bei beiden Standorten zieht sich das Open-Space-Konzept durch sämtliche Ebenen: Im Erdgeschoss befinden sich jeweils der Empfang sowie Büro- und Tagungszonen. Offen gestaltete Arbeitsflächen vor bodentiefen Fenstern sorgen für eine angenehme Arbeitsumgebung. Daneben setzen sich Polstermöbel zu Loungezonen zusammen – gedacht zum Treffen, Arbeiten und Besprechen.
Zum sozialen Herzstück des Gebäudes machten Brandherm + Krumrey ein „Deli“. Hier gruppieren sich lockere Sitzgelegenheiten um einen 6 m hohen Baum. Das Food-Konzept von F+B Heroes bietet ganztägig gesundes Essen und lädt Gäste wie Angestellte zum gemeinsamen Treffen ein. Über dem Deli befindet sich eine als Galerie angelegte Zwischenebene, die meist als Rückzugsort dient. Im Obergeschoss siedelten Brandherm + Krumrey weitere Büro- und Besprechungsbereiche an. Dort sorgen einzelne verglaste Raumboxen für konzentriertes Arbeiten und Ruhe bei Gesprächen. Ansonsten sind die Zonen auch hier weitgehend offen konzipiert. Die variablen Bereiche zeigen sich besonders anhand des baulichen Gesamtkonzepts und setzten ein klares Statement: Hier befindet sich eine neue Arbeitswelt.
Die Gestaltung der Firmengebäude für die List-Gruppe erhielt eine Anerkennung beim „Best Workspaces 2023“-Award des Callwey Verlags.
Einen Film über das Konzept und seine Umsetzung gibt es hier.
Brandherm + Krumrey Interior Architecture
Unter der Leitung von Susanne Brandherm und Sabine Krumrey realisiert das Büro seit der Gründung 1999 von den beiden Standorten Köln und Hamburg aus internationale Projekte mit Gespür für Zeitlosigkeit und Prägnanz. Bei der Umsetzung, Planung und Abwicklung werden die Beiden von einem 27-köpfigen Team aus Innenarchitekten, Architekten und Grafikern unterstützt.
Fakten
Projekt: Bürokonzept für die List-Gruppe
Standort 1: NINO-Allee 11, 48529 Nordhorn
Standort 2: Gütersloher Straße, 33649 Bielefeld
Bauherr: List Projekt Management, Friedrich-Ebert-Straße 55, 45127 Essen, für die List-Gruppe/List AG
Bauaufgabe: Raumprogramm und Grundrissplanung des Innenraums innerhalb der Gebäudehülle komplett sowie Innenraumgestaltung, Farb- und Materialkonzept; Open Office mit Empfangsbereich, verschiedenartigen Besprechungsräumen, Open Workspace, Deli und Galerieebene
Architektur: RKW Architektur+
Innenarchitektur: Brandherm + Krumrey Interior Architecture, Webseite des Büros; Projektleitung: Melanie Leigers
Fertigstellung: August 2021
BGF: 3 500 m² über 2,5 Etagen
Lichtplanung: Kober Lichtplaner
Materialien und Produkte (Auswahl): Teppichböden von Ege Carpets; Kautschukbeläge von Nora; Akustikplatten von Knauf; Estrich im Eingangsbereich und Deli von Sto; Dispersionsfarben an Wänden von Brillux; Sprinklerleitungen und Grafiken an den Wänden (nur Akzentfrabe) von Caparol
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