Accenture zählt zu den weltweit umsatzstärksten Unternehmen der Dienstleistungs- und Beratungsbranche und ist in den letzten Jahren durch zahlreiche Zukäufe rasant gewachsen. Heute beschäftigt der irische Konzern 740 000 Mitarbeiter an 200 Standorten in 49 Ländern. Der Name ist ein Kunstwort aus den beiden Begriffen „accent“ und „future“ und beschreibt das Ziel des Unternehmens, bei der Gestaltung der Zukunft seiner Kunden Akzente zu setzen.
Zukunftsorientiert sind auch die eigenen Arbeitsplätze. Denn natürlich hat Accenture längst erkannt, dass heute vor allem das Arbeitsumfeld darüber entscheidet, ob ein Arbeitgeber für viel gefragte Fachkräfte interessant ist oder nicht.
Wie gut der Konzern in dieser Hinsicht aufgestellt ist, zeigt die Tatsache, dass er im Jahr 2022 bereits zum zwanzigsten Mal infolge auf der Liste der „World’s Most Admired Companies“ vertreten war.
Städtebau als Vorbild
Auf dem Campus ‚Neue Balan‘ am südwestlichen Rand der Münchener Innenstadt führt Accenture die zuvor in der Stadt verteilten Geschäftsbereiche und Tochterunternehmen zusammen. Dadurch sollen sowohl deren völlig unterschiedliche Identitäten gestärkt als auch neue Synergien und Potenziale geschaffen werden.
Der vom Dienstleistungs- und Beratungsunternehmen genutzte Teil besteht aus zwei gegenüberliegenden Bestandsgebäuden, die die Planer durch einen neu errichteten Verbindungsbau miteinander verknüpft haben.
Räumliche Vielfalt
Für dieses U-förmige Bauensemble mit insgesamt rund 14 000 m² Bürofläche auf sechs Etagen entwickelte das Büro CBA Clemens Bachmann Architekten ein Interiorkonzept, das mit Stadtteilen, Straßen, Parks und Plazas Assoziationen an einen städtebaulichen Masterplan weckt. „Mithilfe des innenarchitektonischen Städtebaus entstehen Büroflächen, die die Themen Arbeit, Kommunikation, Interaktion und Regeneration auf kluge Weise verbinden“, erläutert Architekt Clemens Bachmann.
Einen guten Vorgeschmack auf die räumliche Vielfalt in den Büroetagen bietet der ‚Connect Space‘ im Erdgeschoss des Hauptgebäudes, der im Sinne des städtebaulichen Masterplans als Stadtzentrum mit Marktplatz dient. Gäste, Kunden und (externe) Mitarbeiter gelangen vom Haupteingang in eine lichtdurchflutete, gut 700 m² große Fläche, die auf Anhieb einladend wirkt.
Einer der wesentlichen Gründe hierfür ist die kleinteilige Gliederung des Raums in Bereiche, die – ähnlich wie in einem Restaurant – unterschiedlichste Sitz- und Steh-Sitzplätze mit mehr oder weniger ausgeprägter Privatsphäre bieten.
Manche Zonen verfügen über bequeme Loungemöbel, die an eine lässige Hotellobby oder ein gemütliches Wohnzimmer erinnern. Hinzu kommen mit langen Vorhängen abgeschirmte Nischen, ein langer Stehtisch entlang der Fensterfront sowie kleine und große Tische für kleine und große Gruppen.
Erdgeschoss als Marktplatz
All diese Orte eignen sich zum Verzehr jener Speisen, Snacks und Getränke, die ein Deli im hinteren Bereich des Connect Space anbietet. In die Möbel integrierte Steckdosen und WLAN machen die Sitz- und Stehplätze aber auch zum idealen Ort des informellen Austauschs und des mobilen Arbeitens – allein oder mit anderen. Letzteres umso mehr, als trotz der großen Fläche und des ganztägigen Gastrobetriebs eine angenehm gedämpfte Stimmung herrscht – auch dann, wenn sich dort nur wenige Menschen aufhalten.
Akustisch wirksam sind neben den Polstermöbeln, den Teppichen und der bewegten Struktur der frei liegenden Beton-Rippendecke insbesondere die feingliedrigen Filzdeckenlamellen. Dazu kommen die an der Decke und in Kniehöhe zahlreicher Steh-Sitzplätze montierten Akustikpaneele.
Einheitliche Designsprache
Zum Raumprogramm im Erdgeschoss zählt auch der ‚Campus Max‘ im Verbindungsbau zwischen den Bestandsgebäuden, ein Multifunktionsraum für Events, Tagungen und andere interne Veranstaltungen. Sichtbetonwände und -stützen, Stahldeckenträger und ein Holzfußboden lassen einen loftartigen Raum entstehen, der die Historie des früher industriell genutzten Areals aufgreift, während decken- und wandintegrierte Akustikpaneele sowie Vorhänge für eine gute Sprachverständlichkeit sorgen.
Im Rahmen des städtebaulichen Masterplans sind die je nach Geschäftsbereich unterschiedlich gestalteten Bürogeschosse als Stadtteile ausgebildet, die über Straßen, Parks und Plätze verfügen. Als verbindendes Element dient hier eine durchgängige, einheitliche Designsprache.
Kommunikation und Interaktion
Diese basiert auf der Verwendung von sich wiederholenden Details, Oberflächen und Formen, die von Geschoss zu Geschoss in jeweils leicht abgewandelter Form zur Anwendung kommen. Wie bereits im Erdgeschoss kontrastieren die rohen Sichtbetonflächen des Gebäudetragwerks auch hier mit den modernen, hochwertigen Oberflächen der Einbauten sowie der (Einbau-)Möbel.
„An den Verbindungspunkten der drei Gebäude sahen wir Bereiche vor, die als Recreation Area (Park) und informelle Arbeitszone (Plaza) dienen und so die Kommunikation und Interaktion unter den Mitarbeitern fördern“, erläutert Bachmann. Die klare und offene Gestaltung dieser Flächen und der konsequente Einsatz von Holzfußböden erleichtern die Orientierung im Gebäude, da die benachbarten Arbeitsbereiche nicht nur deutlich kleinteiliger erscheinen, sondern auch durchgängig mit Teppichfliesen ausgestattet sind.
Clemens Bachmann Architekten setzen auf Open Space
Die überall als Open Space ausgebildeten Arbeitsbereiche sind flexibel bespielbar und jederzeit leicht umkonfigurierbar, um den Nutzern der Geschäftsbereiche maximale Spielräume zu ermöglichen. Je nach Anforderungsprofil der Teams variiert die Zahl der abgeschlossenen Einzel- und Gruppenbüros, die zu den Flurbereichen stets verglast sind, sowie die Zahl der Rückzugsbereiche.
Mehr akustische und visuelle Privatsphäre finden die Mitarbeiter beispielsweise in kleinen Boxen für vertrauliche Telefonate oder zurückgezogenes Arbeiten, in gepolsterten Wandnischen sowie in kleinen und großen Besprechungsräumen für Online-Meetings oder auch Brainstorming.
Innerhalb der Open-Space-Bereiche wurde mit einer Vielzahl von unterschiedlichen, akustisch wirksamen Materialien gearbeitet, die sowohl horizontale als auch vertikale Fläche belegen und so wichtige gestalterische und funktionale Aufgaben übernehmen: Quadratische Teppichfliesen lassen sich in den unterschiedlichsten Mustern und Farben kombinieren und so entsprechend der jeweiligen Corporate Identity gestalten. Großflächige Akustikelemente an den Wänden sowie Pyramidenschaumplatten an den Wänden der Telefonboxen wirken wie Kunstwerke.
Weiche Vorhänge sorgen für eine wohnliche Atmosphäre, gliedern den Open Space und dienen als Sichtschutz. Blechakustikpaneele an der Decke sind Teil des Heiz- und Kühlsystems und nehmen außerdem Beleuchtungselemente auf. Bürotische erhielten aufgesetzte vertikale Akustikpaneele, die bei Bedarf auch als Pinnwand genutzt werden.
Dank dieser feinsinnigen Überlagerung akustischer und gestalterischer Themen entstehen Büroräume, die konsequent akustischen Erfordernissen entsprechen und dabei dennoch eine spielerische Leichtigkeit vermitteln. Gute Voraussetzungen also für ein inspirierendes und zukunftsorientiertes Arbeitsumfeld, das gestalterische Akzente setzt und sich zum Gewinnen und Halten gefragter Talente eignet.
Fakten
Projekt: Accenture
Standort: Balanstrasse 73, Bldg 17, 81541 München
Bauherr: Allgemeine Südboden
Bauaufgabe: Planung der neuen Büroflächen
Architektur: CBA Clemens Bachmann Architekten, Webseite des Büros
Fertigstellung: 2022
Geschosse: 6
Nutzfläche: 14 000 m²
Materialien: ‚Stereo Panel‘ von Texaa, ‚Soft Cells‘ von Kvadrat, ‚Acoustic Pyramid‘ von Baux
Ausstattung (Auswahl): Barhocker von Buzzi Space, Sofa von Haworth, Leuchten von Zumtobel und Artemide, Sofa ‚Alcove‘ von Vitra
Weitere inspirierende Bürogebäude
Clemens Bachmann
Das von ihm 2004 in München gegründete Büro CBA Clemens Bachmann Architekten bearbeitet Projekte unterschiedlichster Größe aus den Bereichen Architektur, Innenarchitektur und Design.