Autorin Ute Laatz
Bereits vor etwa acht Jahren erhielt Coll Coll den Auftrag, die Büroflächen des international erfolgreichen Anbieters von Unternehmenssoftware zu gestalten. Die fünfte Etage in einem modernen Hochhaus in der Prager Innenstadt sollte eine flexibel nutzbare Ausstattung erhalten. Sie beinhaltet nun Coworking Spaces, Hot Desks, also von mehreren Mitarbeitern genutzte Schreibtische, Lounges, Telefonkabinen sowie Konferenzräume für unterschiedliche Teilnehmerzahlen.
In zwei Etappen entwarf das Architektenteam um die Coll Coll-Gründer Krištof Hanzlík und Partner Šimon Kos eine moderne Bürolandschaft. Sie erfüllt die wechselnden Bedürfnisse nach stiller Klausur in kreativen Entwicklungsprozessen sowie offener Kommunikation und informellem Austausch.
Alles, nur nicht rund
Aufgrund des Erfolgs von Pricefx am Markt und der damit einhergehenden wachsenden Größe des Unternehmens wurde der Platz auf der Etage knapp. Deshalb entschied sich das Management im Jahr 2020, die vierte Etage im Gebäude ebenfalls zu mieten.
Für ihre unkonventionellen Ansätze bekannt, präsentierte die Gruppe von Coll Coll – deren Name als Wortkreation aus kollaborativ und Kollektiv entstanden ist – die Idee für ein Verbindungselement der Geschosse. Mit diesem konnten sich die Bauherren sofort identifizieren. „Eigentlich lieferte eine Einschränkung unseres Auftraggebers die Lösung“, erinnert sich Krištof Hanzlík an die Abneigung des CEOs für Rundungen aller Art.
Das hatte dieser bereits beim ersten Auftrag deutlich erklärt. „Wir hatten damals eine organische Gliederung der Fläche vorgeschlagen, aber der Bauherr mag es lieber klar strukturiert und geradlinig. Das wussten wir also bereits und so kam es zu dem Einfall, die bei Pricefx allgegenwärtigen quadratischen Pixel zum stilprägenden Element zu machen“, sagt der Architekt.
Diese Initialzündung setzte einen komplexen Planungsprozess in Gang. Denn dem letztendlichen Entwurf gingen unzählige, in zehn Monaten entwickelte Diagramme und Analysen der Ingenieure und Statiker voraus, um die erdachte Würfelkonstruktion innerhalb nur eines halben Jahres zu realisieren. Hanzlík und Kos ließen sich dafür von Minecraft inspirieren, einem interaktiven Videospiel, bei dem man Lego-ähnliche Objekte zu digitalisierten, dreidimensionalen Umgebungen zusammensetzt.
Ein Berg aus Würfeln weckt Entdeckerlust
Das auf der neuen Fläche mittig platzierte Monument mit seiner zentralen Treppe dient heute nicht nur als direkter Zugang zur oberen Etage. Vielmehr vereint es in sich eine Vielzahl an Sitzplätzen auf unterschiedlichen Ebenen und Stauraum im Inneren. Ergänzt um eine Edelstahlröhre, die als Rutsche die spielerische Freude bei der Arbeit symbolisieren soll.
„20 ways to sit“, nennen die Entwickler das Prinzip, es sich in den zerklüfteten Nischen bequem zu machen. Mit dem als Amphitheater benannten offenen Kommunikationsraum stellt das Konstrukt auch seine akustischen Qualitäten unter Beweis.
Denn in der kantigen Einbuchtung innerhalb des aus insgesamt 2 000 Würfeln konstruierten Bergs entstand ein quasi abgeschotteter Raum. Trotz türlosem Zugang dringen noch nicht einmal Gesprächsfetzen in die unmittelbare Umgebung. Umgekehrt stören keine Geräusche vom vorbeiführenden Laufweg die dortigen Zusammenkünfte.
Feste Orientierungspunkte
Unter dem Eichenfurnier der Blöcke bilden eine geschossübergreifende Stahlkonstruktion und Träger aus Beton das solide Fundament. Für optimale Lichtverhältnisse, die je nach Nutzung der Fläche auch variieren können, entwickelten die Planer von Coll Coll ein partiell steuerbares LED-Lichtleistensystem in Form von Waben und Rastern. An der akustisch gedämmten Decke angebracht, spenden die Röhren blendfreies Licht in frei wählbarer Farbigkeit.
Die anspruchsvolle Aufgabenstellung, einen Besprechungstisch für bis zu 50 Personen auf der Etage zu integrieren, lösten die Architekten durch eine Aneinanderreihung von sechs extra entwickelten Konferenztischen. Diese lassen sich hinter gläsernen Doppeltüren mit faltbaren Wandpaneelen voneinander separieren und zugleich dank integrierter Ausziehplatten in ein einziges großes Möbel verwandeln.
Aus jedem Blickwinkel hat man immer Sicht auf den raumhohen Stapel, dessen Kuben eine willkommene Sitzgelegenheit während der Besprechungspausen bieten. Zugleich beweisen sie sich als beruhigend feste Orientierungspunkte in der fließenden Welt, die den wandelbaren Arbeitsbereich von Pricefx ausmacht.
Fakten
Projekt: Büroetage im 5. OG eines Hochhauses
Standort: Meteor Centre C, Thamova 681/32, 186 00 Praha 8 – Karlin, Tschechien
Bauherr: Price f(x) s.r.o
Architekten: Coll Coll – Adam Kössler; Libor Mládek; Mark Kelly, Webseite des Büros
Beleuchtungsberatung: Sysloop
Beratung für audiovisuelle Medien und AV-Ausrüstung im AV-Studio: AV24
Holzwerk: Olbert Tomáš:
Generalplanung: Bauhanz
Generalunternehmer: Capexus
Maßgeschneiderte Rutsche (Eingang): Alfeko
Möblierung (Auswahl): Sessel im Café von Molteni&C; Barvollverkleidung von Dupont; Stühle und Barhocker von Studio Vono; Tische und Stühle im Besprechungs- und Konferenzraum sowie im AV-Studio von Vitra; Ottomane im Konferenzraum und Schwingsitz von Freifrau Manufaktur
Beleuchtung: Pendelleuchten im Konferenzraum von XAL; verdeckte Beleuchtung in der Grotte von Barrisol
Materialien: Weißwandtafel von Lintex; Wandverkleidungen im Besprechungs- und Konferenzraum) von 3Deco; Glastrennwände im Besprechungs- und Konferenzraum von Verti; Farben von Farrow & Ball; Öfen von Bosch
Das Architekturbüro Coll Coll wurde 2009 gegründet. Es beschäftigt zwölf Mitarbeiter.
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