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Karsten Monke: Interview über eine High-End-Arbeitswelt

Im Gespräch mit dem Architekten
K Karsten Monke

Weinbibliothek, Showküche, Loungebereich und Bistro: Mit dem Interior für den neuen Hauptsitz der Gerchgroup AG in Düsseldorf präsentiert Architekt K Karsten Monke eine High-End-Arbeitswelt.

Interview Katharina Feuer

Herr Monke, Sie haben erzählt, dass Sie gleich mit Ihrem ersten Moodboard für die Arbeitswelt im Kö Bogen II in Düsseldorf ins Schwarze getroffen haben. Was war passiert?

K Karsten Monke: Einer der Vorstände der Gerchgroup AG ist ein guter Bekannter von mir. Nach einem kurzen Briefing hatte ich angefangen, Moodboards zu erstellen, um herauszukitzeln, welche Erwartungshaltung an die Innenarchitektur und das Design besteht. Der Vorstand hat sich dann bei einem Gläschen Wein meine Vorschläge mit seinem Gesellschafter angeschaut. Das Feedback war positiv: „Genau so einen Style stellen wir uns vor.“

Welchen Stil haben Sie vorgeschlagen?

K Karsten Monke: Minimalistischer Luxus, ein fancy Style.

Womit haben Sie das erreicht?

K Karsten Monke: Ich habe mit wenigen, dafür ehrlichen und wertigen Materialien gearbeitet und auf Naturprodukte gesetzt. Dazu gehören unbehandelte Hölzer, Messing und mineralische Werkstoffe. Alles traditionelle Baustoffe, die aber trotzdem eine luxuriöse Anmutung haben und in Würde altern können.

Gab es besondere Anforderungen an die Funktionen in der Fläche?

K Karsten Monke: Es sollte nicht nur ein zeitgemäßes Büro für die Mitarbeiter entstehen, sondern auch ein Showcase, das Kunden des Projektentwicklers aufzeigt, wie moderne Büroflächen heutzutage aussehen können. Es ging um eine Antwort auf die Fragen „Wie verändert sich die Arbeitswelt? Was muss man anbieten, um die Arbeitsweisen der nächsten Generation zu fördern?“

Wie sieht Ihre Antwort aus?

K Karsten Monke: Die Fläche, die wir gestaltet haben, verteilt sich auf 1 800 m² und zwei Stockwerke. Im 3. Stock, den man über zwei Aufzüge erreicht, befinden sich für die 55 Mitarbeiter klassische, personenbezogene Arbeitsplätze. Auf der gleichen Ebene liegen Konferenz- und Fokusräume, eine Bibliothek und Loungebereiche für den informellen Austausch sowie der Marktplatz für Begegnungen, Veranstaltungen und die tägliche Versorgung.

Ist der Marktplatz das Zentrum?

K Karsten Monke: In gewisser Weise. Hier befindet sich der kommunikative Mittelpunkt mit einer Küche, in der die Mitarbeiter vollwertig kochen können, und der Lounge- und Bistrobereich.

Vom Marktplatz aus führt eine 3 m breite Raum-in-Raum-Stahltreppe in den 4. Stock. Hier liegt der Event- und VIP-Bereich mit einem großen Speisezimmer für 16 Personen und einer Showküche. Seit Juni 2022 finden in diesem besonderen Ambiente bei sogenannten Closing Dinners Vertragsverhandlungen oder -abschlüsse statt. Der Entwurf spiegelt auch die Passion der Gesellschafter wider. Sie sind leidenschaftliche Köche und Weinliebhaber. Sie kochen gern mit Ihren Kunden und Geschäftspartnern.

Auf dieser Ebene gibt es zudem eine Terrasse und sogar einen Weinkeller!

K Karsten Monke: Ja, es gibt eine Weinbibliothek, in der ungefähr 1 800 Weinflaschen bei optimalen Lagerbedingungen liegen. Der Raum ist komplett auf 16 °C klimatisiert. Es finden hier Besprechungen an einem individuell gefertigten Eichentisch statt, dann eben mit einer wärmenden Decke.

Sind die Einbauten alle individuell geplant und geschreinert worden?

K Karsten Monke: Ja, sie finden sich im ganzen Projekt. Der Ausbau des Weinregals war komplex: Die Weinkisten liegen auf ausziehbaren Tablaren. Wir bauten dafür 1:1-Muster, um den besten Winkel für die schrägen Böden zu finden und den Platz optimal nutzen zu können. Die Beleuchtung ist so angebracht, dass man alle Etiketten lesen kann.

Für diese hochwertigen Ausbauten arbeiteten Sie mit einem befreundeten Tischler zusammen, Matthias Hempelmann. Er kannte Ihre Ideen?

K Karsten Monke: Wir arbeiten seit vielen Jahren zusammen. Er ist ein absoluter Detailfetischist und macht keine halben Sachen. Matthias brennt für sein Handwerk und verfügt über ein umfassendes Know-how, besonders bei hochwertigen Ausbauten. Mir war klar, wenn ich das Projekt mache, dann nur mit ihm. Das hätte ich keinem anderen zugetraut. Diesen Mut, etwas zu wagen, was man in dieser Form noch nie gebaut hatte.

Sie sprechen von den hohen Wänden im Speiseraum?

K Karsten Monke: Ich plante sie nach dem Vorbild japanischer Shotji-Schiebeelemente. Ihre Höhe von 6 m im Kontext mit den ausgefrästen Quadraten und kaum Toleranz war ein Experiment.

Die Entwurfszeichnungen kamen von uns, aber die Detailplanung besprachen wir gemeinsam, in Kombination mit vielen angefertigten Mustern: den Materialien, Ausführungsdetails und Oberflächen. Allein hier haben wir 20 verschiedene Öle und unterschiedliche Bürstungen ausprobiert, bis wir die richtige Oberfläche fanden.

Bei dem Projekt übernahm eine weitere Tischlerei große Aufgabenteile inklusive eigener Detail- und Montagezeichnungen. Warum?

K Karsten Monke: Aufgrund der Größe des Projekts war klar, dass Matthias Hempelmann das nur mit einem Partner schafft. So kam die Firma Kreienbaum ins Spiel. Zwischen Matthias Hempelmann und Stefan Rickfelder, dem Geschäftsführer der August Kreienbaum GmbH, harmonierte es menschlich und handwerklich ausgesprochen gut.

Die Leistung Ihres Büros Archwerk ging weit über die klassische Innenarchitektur hinaus. Worin bestanden Ihre Aufgaben?

K Karsten Monke: Von der Bedarfsanalyse mit einem Team der Gerch Group über den Entwurf und die Detailplanung des gesamten Ausbaus bis hin zur Wahl aller Einrichtungs- und Dekorationsgegenstände haben wir alles übernommen.

Aber auch das Thema digitale Entwicklung bei Immobilien dachten wir mit und integrierten eine App für die Buchung und Umsteuerung der Räume – eine Art Navigationsgerät mit Zutrittskontrolle – sowie die Steuerung der Beleuchtung, Medientechnik und Lüftungsanlage.

Was ist mit dem alten Inventar des Unternehmens geschehen?

K Karsten Monke: Die Gerch Group besaß zum Glück vorher schon hochwertige Büromöbel und Designklassiker, sodass sie alles gut verkaufen konnte. Somit war der Weg frei für eine komplette und durchgängige Gestaltung.


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Foto: Uli Funke

Architekt K Karsten Monke (Jg. 1970) lernte zunächst die Berufe Dachdecker, Bau- und Computerzeichner sowie Hochbautechniker, bevor er sein Architekturstudium an der FH Münster und der FH Detmold absolvierte. Ab 1999 hatte er die Leitung einer Projektentwicklungsgesellschaft inne. 2003 folgte die Bürogründung der Archwerk GmbH. Das Unternehmen Archwerk² Generalplaner GmbH kam 2013 dazu.

Webseite des Büros

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