2952 Aussteller aus 65 Ländern zeigten Anfang Januar auf der Heimtextil ihre Neuheiten. Die Botschaften fanden sich auch im Trend Space, der in diesem Jahr vom Stijlinstituut Amsterdam inszeniert wurde.
Insbesondere der Trendbereich „Multilocal“ – der auf die vielen zeitlichen, lokalen und kommunikativen Teilidentitäten des modernen Menschen verwies – vereinte Textilkulturen aus aller Welt. Es spielten nicht mehr nur ausdrucksstarke Muster, sondern auch subtile, lokal gewonnene Farbtöne und einzigartige Techniken eine Rolle.
Mit optischer Langelebigkeit in die Zukunft
Anlässlich einer Führung durch den Trend Space wies Anne Marie Commandeur vom Heimtextil Trend Council und dem Stijlinstituut ganz besonders auf den Trend „Active Urban“ hin: „Hier sehen Sie die Zukunft. Meist einfarbige Materialien, die sehr simpel aussehen aber eine hohe Funktionalität und auch optische Langlebigkeit haben.“
Leichte Abwandlungen der Pantone Farbe des Jahres „Classic Blue“ waren hier ebenso zu sehen wie andere kräftige Primärfarben, Camouflage-Töne und Spacer Fabrics (Abstandsgewirke), die mächtig in die Interior-Welt drängen.
In der Future Materials Library – in der nachhaltige Materialien gezeigt wurden – präsentierten sich zahlreiche Projekte, von denen vor allem Bananatex und Orange Fiber mit interessanten Ergebnissen beeindruckten.
Textilien aus recycelten PET-Flaschen als Marketing-Schlager
Ein echter Marketing-Schlager waren auf der diesjährigen Heimtextil Stoffe, die aus PET-Flaschen recycelt sind. Nicht immer verbargen sich dahinter seriöse Lieferketten, und bei weitem nicht jeder Artikel war zertifiziert. Für großes Aufsehen sorgte hingegen Manuel Schweizer, Geschäftsführer von Deco Design Fürus und dem neuen Unternehmen Oceansafe.
Der ehemalige Einrichtungshändler der Schweizer Firma Pfister präsentierte Bettwäsche und Vorhänge mit Cradle-to-Cradle-Zertifikat, die nach seinen Angaben bei einer Rückführung in die Natur sehr schnell hundertprozentig abgebaut werden können. Die Bettwäsche wird bereits erfolgreich vertrieben, und auch Möbelstoffe sind in Planung.
„Allerdings möchte ich so schnell wie möglich wieder über das Design und die Farben meiner Stoffe sprechen,“ so Schweizer – im Video erklärt Manueal Schweizer, warum für ihn die nachhaltige Produktion von Textilien alternativlos ist.
Design Dialog über Stoffe mit Sinn
Genau darum ging es im Design Dialog am Messemittwoch, den md-Chefreakteurin Susanne Tamborini-Liebenberg im Austausch mit drei Designprofis moderierte: Anne Marie Commandeur vom Heimtextil Trend Council machte auf die Herausforderung aufmerksam, den taktilen Charakter von Textilien in immersive digitale Erfahrungen zu übersetzen.
Der Möbeldesigner Werner Aisslinger berichtete davon, wie er Textilien und Tapeten zur Gestaltung einzigartiger lokaler Hotelwelten benutzt.
Christiane Müller von Studio Müller Van Tol berichtete über ihre Vision von Stoffen, die Sinn machen – funktional, emotional, als Quelle einer bestimmten Atmosphäre, als Diener der Form. Sie wies unter anderem auf die große Bedeutung von Farben hin – in leisen Tönen und feinfühligen Abstufungen.
Farb-, Design- und Produkt-Trends
Die Trendvorgaben für Möbelstoffe waren auf der Messe leicht auszumachen: Velours, Hoch-Tief-Gewebe und Samt. Auch Dekostoffe in Samt wurden gerne gezeigt, beispielsweise in den Inszenierungen der Ausstellergemeinschaft Deco Team.
Eine weitere Qualität, die bei den Italienern in Breite zu sehen war: Boucléstoffe, sowohl für Indoor als auch für Outdoor. Auch Tweed und andere, sehr natürlich wirkende unregelmäßige Flachgewebe spielten eine Rolle. Wie wichtig Outdoorstoffe inzwischen sind, zeigte beispielsweise die italienische Weberei Limonta mit einer eigenständigen Kollektion.
Während die edleren Anbieter vor allem Grau- Natur- und Moccatöne im Angebot hatten, gab es neben Blau auch erstaunlich viel dunkles Grün, Curry und das unverwüstliche Millenium Rosé in seiner neuesten Spielart zu sehen.
Dass die akustische Funktion von Dekostoffen in allen Bereichen weiter an Bedeutung gewinnt, war bei dem Local Hero GM Munzert auszumachen. Das Unternehmen hat sich mit seinen halbtransparenten, leicht fallenden Dekostoffen eine Nische im Segment erobert und präsentierte seine preisgekrönte „Acoustic Line“.
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