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Doch neben der allgegenwärtigen Miniaturisierung von Lichtquellen und dazugehöriger Infrastruktur stand ein weiteres Thema klar im Fokus der Messe: Nachhaltigkeit – sowohl bei den Produkten als auch bei der Gestaltung der Stände. „Auf Anregung der Aussteller hin haben wir deshalb auch im Wettbewerb Designplus die Kategorie ‚Nachhaltiger Standbau‘ eingeführt“, bestätigt Iris Jeglitza-Moshage diese Beobachtung. Sie ist in der Geschäftsleitung der Messe Frankfurt zuständig für die Light + Building.
Light + Building setzt auf Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit – ein überstrapaziertes Thema? Nicht auf einer Messe wie der Light + Building, die sich mit ihrem Motto „be electrified“ als Teil der Lösung, nicht als Teil des Problems betrachten darf. Dieses gute Gefühl trug sicher auch zur „fabelhaften Stimmung“, so Jeglitza-Moshage, bei Besuchern wie Ausstellern bei – trotz schwierigem konjunkturellen Umfeld in der Bauwirtschaft: „Egal, an welchen Stand wir kamen, wen wir trafen, mit wem wir sprachen, überall ging der Daumen hoch“, schildert sie ihren Eindruck. Die abschließenden Zahlen vom Freitagabend geben ihr recht: Über 151 000 Besuchern, davon 51 % aus dem Ausland, fanden nach Frankfurt – rund 60 Prozent Zuwachs gegenüber Herbst 2022. Die Richtung stimmt für die Light + Building also, auch wenn das Niveau des Rekordjahrs 2018 mit seinen 220 000 Besuchern noch ein gutes Stück entfernt liegt.
Wer fehlte?
Ein kleiner Wermutstropfen aus Sicht des Interior Design: Zwar gelang es der Messe, viele wichtige Player der technischen Beleuchtung zurückzugewinnen und ihnen in der neuen Halle 5 potentielle zukünftige Stammplätze anzubieten. Doch im Bereich der designorientierten Leuchten, zum Beispiel für Wohnräume, fehlten einige zugkräftige Namen. „Wir werden selbstverständlich Strategien entwickeln, wie wir auch diese Firmen wieder zurückholen können“, sagt Jeglitza-Moshage. Angebote in Richtung Interior Design, wie die Veranstaltungen auf der Design Plaza, sieht sie als Erfolg: „Das Rahmenprogramm dort war hoch frequentiert, nicht zuletzt dank des ansprechenden Umfelds in der Halle 3.1.“ Letztlich gilt: „Nach der Messe ist vor der Messe“ – und die Light + Building scheint nach den Verwerfungen der Pandemie wieder auf klarem Kurs zu sein. Was uns dieses Jahr als bemerkenswert in den Bereichen Licht und Gebäudetechnik auffiel, zeigen wir hier.
Artemide: Stehleuchte Criosfera
Eine geheimnisvoll schimmernde, kristalline Stele: Mit ‚Criosfera‘ gestaltete die Designerin Giulia Foscari für Artemide eine objekthafte Leuchte mit Message. Die Form des Zylinders aus unregelmäßig geschichtetem recyceltem Glas bezieht sich nämlich auf Bohrkerne aus dem ewigen Eis der Antarktis. Forscher gewinnen aus solchen Bohrkernen Erkenntnisse über die Klimageschichte der Erde, und auch das dreibeinige Gestell aus Edelstahl erinnert an Laborgerät. Ins Metall sind Skalen mit den seit der Industrialisierung rapide ansteigenden CO2-Gehalten in solchen Bohrkernen eingraviert – die Leuchte als Manifest für die Dringlichkeit der Klimakrise.
Basalte: Einbau-Lautsprecher
Beim belgischen Anbieter Basalte bekommen Gestalter und Bauherren einerseits Systeme und Steuerelemente fürs Smart Home, andererseits hochwertiges Multiroom-Audio – und beide Welten im luxuriösen Finish mit einer durchgängigen Auswahl an Farben und vielen edlen Materialien. Als Neuheit zeigte der Hersteller die Lautsprecherfamilie ‚Rondo‘ mit kreisrunden Lautsprechern für den Wandeinbau in drei Größen, die sich zu attraktiven Wandbildern arrangieren lassen. Auch hier setzt das Design mit Metallrand, optionaler Hinterleuchtung sowie Bezugsstoffen von Kvadrat und Gabriel Akzente im Interieur.
Georg Bechter Licht: Wall 28
Der Architekt Georg Bechter erfreut seine Kollegen seit einigen Jahren mit Lichtsystemen, die sich dank extremer Miniaturisierung und raffinierter Einbaulösungen kaum sichtbar in Oberflächen oder Bauelemente integrieren. Zur Messe erweitert Bechter das System ‚Dot 28‘ – der Name beruht naheliegenderweise auf dem LED-Gehäuse mit nur 28 Millimetern Durchmesser – um einen ebenso winzigen Wandfluter namens ‚Wall 28‘: Ein spezieller Reflektor mit computerberechneten Facetten verteilt das Licht von oben bis unten gleichmäßig auf vertikalen Flächen. Mit dem Wandfluter sowie der ebenfalls neuen Punktlicht-Variante mit 20° Linse wird das System zu einer kompletten Lösung für die Architekturbeleuchtung.
Busch-Jaeger: Schalterprogramm Busch-art linear
Das Angebot an Schalterdesigns ist gewaltig, viele unterscheiden sich nur in Nuancen. Für das Programm ‚Busch-art‘ linear hatten die Gestalter aber eine neue, originelle Idee: Die Schalterfläche schließt nicht zum Rahmen ab, sondern läuft in eine schmale Kante aus – für eine leichte, schwebende Optik. Die weißen Kunststoffteile sind aus mindestens 92 %, die schwarzen aus bis zu 98 % Recyclat hergestellt, so der Hersteller.
Deltalight: Glasleuchte Nebbia
Wie ein milchiges Bullauge, gefasst in einen Rahmen aus klarem Glas irgendwo zwischen Kreis und Quadrat: So präsentiert sich die Wand- und Deckenleuchte ‚Nebbia‘ von Delta Light. Das Erscheinungsbild und das angenehm weiche Licht erklären den Namen, der sich auf den typischen winterlichen Nebel in Mailand bezieht. Dort entstand bei Park Associati dieses Design für den belgischen Hersteller – mit besonderem Augenmerk auf die Kreislauffähigkeit. Die Leuchte kommt in zwei Größen und fünf Farbstellungen, ein DALI-Betriebsgerät ist integriert.
Gira: Schalterserie E1
„Runde Ecken“ sind das Unterscheidungsmerkmal der Schalterserie ‚E1‘, die Gira aus Radevormwald in Frankfurt präsentiert. Die Radien der Schalterrahmen wirken harmonisch, das Design ist ansonsten klar und schnörkellos – eine willkommene Alternative zu kantigeren Konkurrenten. Das neue Programm nutzt die gewohnten Einsätze im quadratischen 55-Millimeter-Format und startet so mit vollem Funktionsumfang. Alle Gira-Serien profitieren außerdem „unter der Haube“ von neu entwickelten Schaltermechaniken, die laut Hersteller bessere Haptik, kleinere Spaltmaße und Vorteile bei der Installation bieten.
iGuzzini: Stromschienensystem Filorail
Rekordverdächtig: Gerade mal 3,6 mm breit ist der Schlitz der neuen Niedervolt-Stromschiene ‚Filorail‘, und damit laut Hersteller der schmalste am Markt. Insbesondere in der Einputz-Variante reduziert sich die Licht-Infrastruktur damit auf eine hauchfeine Linie an Decke oder Wand. Weiter darf die Miniaturisierung eigentlich nicht mehr gehen, denn schon jetzt wirken die entsprechenden Adapter ausgesprochen filigran. Mit den zur Schiene passenden Strahlern zielen die Italiener auf typische Anwendungen im Wohnbereich, in Retail und Hospitality.
Prolicht: Akustikleuchte Lullaby
In den letzten Jahren entstand auf Basis von miniaturisierter LED-Technik und schallschluckenden Polyester-Filzen eine ganz neue Produktgattung, die Akustikleuchten: So lassen sich in akustisch problematischen Räumen zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. ‚Lullaby‘, eine Neuheit von Prolicht aus Österreich, sticht aus der Menge heraus: Das Akustikmaterial ist hier nicht horizontal als Segel, sondern vertikal wie eine Baffel angeordnet, die entblendeten LEDs sind an der Unterkante als bleistiftdünne Leiste integriert. Designer Marc Sadler hat neben Einzelstücken in verschiedenen Farben und Proportionen auch drei „Clouds“ aus den Leuchten entworfen, die als räumliche Kompositionen Eindruck machen.
Siedle: Türstation Touch 5
Die kompakte Türstation ‚Touch 5‘ von Siedle ersetzt in Mietshäusern oder Wohnanlagen aufwendige und teure Installationen mit vielen Einzelknöpfen pro Wohnung. Auf dem 5-Zoll-Touchscreen können Besucher komfortabel nach Namen suchen, Bewohnern wiederum dient das Display als Codeschloss. Das Panel ist kompatibel mit dem In-Home-Bus oder dem IP-System Siedle Access Professional, es kommt im gewohnt hochwertigen Finish der Designline ‚Siedle Classic‘.
Stilnovo (Linea light): Schreibtischleuchte Halley, 2023
Der große Richard Sapper (1932–2015) gestaltete mit der ‚Halley‘ 2005 eine der ersten Schreibtischleuchten mit LEDs überhaupt. Sie war ihrer Zeit weit voraus – wohl zu weit; das mit sechs Gelenken komplex ausbalancierte Wunderwerk, dessen Lichtquelle einen Mini-Lüfter zur Kühlung benötigte, konnte sich am Markt nicht durchsetzen. Jetzt legt Stilnovo aus Italien den Entwurf neu auf, mit dem Segen der Sapper-Erbinnen und aktueller, berührungslos dimmbarer LED-Technik: Die funktioniert nun so souverän wie die raffinierte Mechanik. Der Designer hätte seine Freude daran.
Trilux: Büro-Lichtsystem Yonos
Der Vollsortimenter aus dem Sauerland überrascht mit ‚Yonos‘, einem neuen Lichtsystem fürs Büro, das sich einerseits äußerst vielseitig und variabel zeigt, andererseits als System aus einem Guss auftritt – auch im Design. Das fügt sich mit seinen glatten Flächen und klaren Kanten sauber in die Architektur. Aus den Elementen lassen sich von der Einzelleuchte bis zur extensiven Struktur Lösungen für jedes Bürolayout konfigurieren. Lichttechnisch bietet Trilux ebenfalls viel Auswahl, von normgerecht entblendeten Arbeitsplatzleuchten über Indirekt-Komponenten bis zu Spotlight-Einsätzen, um zum Beispiel in Lounge-Zonen Akzente zu setzen.
Wästberg: Raw Collection
Vergesst Kupfer, Messing, Bronze: Die neue Trend-Oberfläche heißt Aluminium „Raw“, also komplett unbehandelt. Zu sehen sind entsprechende Leuchten zum Beispiel bei der schwedischen Marke Wästberg, die zur XAL Group gehört. Unbehandeltes Aluminium reagiert auf Umwelteinflüsse mit Bildung einer individuellen Patina, die Leuchten wie das Modell ‚Dalston S3‘ zu Unikaten macht. Zum interessanten Look kommen Vorteile für die Umwelt: Produktionsschritte mit hohem Chemie- und Energieeinsatz entfallen, zugleich wird das Recycling vereinfacht.
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