ZGF Architects, Los Angeles, www.zgf.com
Eigentümer: über Partnerschaft
Gründungsjahr: 1988
Mitarbeiter: 103
Arbeitsgebiete: Architektur, Innenarchitektur, Städtebau und Design, Umweltgrafik und Fertigung
Beschreiben Sie Ihre Designphilosophie:
Wir haben uns angeschaut, wie die Unternehmensstruktur unseres Auftraggebers beschaffen ist, und die ereignisreiche Geschichte des Gebäudes untersucht. Das Projekt hat einen absolut einzigartigen Gestaltungsansatz erfordert und gleichzeitig eine umfangreiche Restaurierung der ursprünglichen Holzrahmenkonstruktion. Unser Designteam hat ein geeignetes Konzept entworfen mit dem Ziel, mit leichter Hand ein Wechselspiel zwischen Aktuellem und Historischen zu schaffen.
Im Gebäudeinneren wollten wir eine Ästhetik erzeugen, mit der die Marke ein ausgereiftes und differenziertes Umfeld erhält; gleichzeitig sollte das ansprechende Nutzererlebnis geboten werden, für das Google bekannt ist. Die neue Materialität ist äußerst subtil und setzt die ursprüngliche Holzstruktur gekonnt in Szene. Die Textur spielt eine größere Rolle als die Farbe, wobei matte Oberflächen bevorzugt wurden: Zum Teil bestehen die Oberflächen aus gebürstetem Metall, die Fenster und die Unterteilungen in den Bürobereichen haben schwarze Metallrahmen, Teppiche und Betonböden sind monochrom. Das bei einem Teil der Möblierung und in den Wandverkleidungen verwendete Holz schlägt eine Brücke zur ursprünglichen Holzstruktur. Farbe und Muster tauchen als Elemente in verschiedenen Möbelstücken auf, die sorgfältig ausgewählt und vielfach für jeden Raum speziell angefertigt wurden.
Woher kommen Ihre Inspirationen?
In diesem Fall haben wir uns von der bewegten Geschichte des Hangars inspirieren lassen. In den ersten Jahren wurden hier einige der wichtigsten Entwicklungen im Flugzeugbau vollzogen, und in jüngerer Vergangenheit spektakuläre Szenen etlicher Hollywood-Monumentalfilme gedreht. Die neuen Büroetagen sind von der Innenhülle zurückgesetzt und stehen in einer strategischen Beziehung mit der ursprünglichen zentralen Mittelachse.
So wird einerseits durch die Beibehaltung der riesigen Blickachsen in Längsrichtung an die Geschichte und die Form des Gebäudes erinnert und gleichzeitig sichergestellt, dass die einzigartige Struktur des früheren Spruce Goose Hangar von jedem Punkt aus sichtbar und spürbar bleibt. Vor allem soll die Idee des Fliegens vermittelt werden. Nicht nur im wörtlichen Sinn (als Tribut an die Geschichte des Hangars bekamen die Telefon-, Meeting- und Konferenzräume von der Luftfahrt inspirierte Namen oder wurden nach ästhetischen Themen benannt – z.B. Butterfly oder Zero Gravity), sondern auch im metaphorischen Sinne, um den unkonventionellen Google-Mitarbeitern Rechnung zu tragen und das Moonshoot-Ethos zu versinnbildlichen, das hinter den Innovationen des Unternehmens steckt.
Acht lokale Künstler haben Installationen beigetragen, die über den Innenraum verteilt sind. Alle haben sie sich von der ereignisreichen Geschichte von Google, dem legendären Flugzeug Spruce Goose von Howard Hughes und von der City von Los Angeles inspirieren lassen. Eine dieser Installationen ist eine Ghost Ship genannte Skulptur, die im Hauptatrium hängt. Sie besteht aus 2.800 einzeln aufgehängten Chromkugeln und wirkt wie eine abstrakte Wolke, bis man sie aus einem ganz bestimmen Blickwinkel sieht und sie sich als „Geist“ jener H-4 Hercules zu erkennen gibt, die schließlich den Spitznamen Spruce Goose erhielt. (Alle Kunstwerke wurden von SPMDesign, Los Angeles, kuratiert.)
Welches Projekt war für die Entwicklung des Büros am wichtigsten und warum?
Die Umnutzung des Spruce Goose Hangars geht auf die langjährige Präsenz des Unternehmens Google in der Playa Vista Community zurück. Der Komplex erfüllt ein örtliches Wahrzeichen, das seit einem Dreivierteljahrhundert eng mit seinem Umfeld verbunden ist, mit neuem Leben. Ted Hyman, einer unserer Partner bei ZGF, hat das so ausgedrückt: „Wir haben große Hochachtung vor der Entscheidung Googles, dem Spruce Goose Hangar eine neue Daseinsberechtigung zu geben.
Die Bedeutung des Projekts liegt nicht nur in der Erhaltung einer historischen Holzstruktur und der Schaffung eines der wohl spektakulärsten Arbeitsplätze der Welt, sondern auch in der adaptiven Umnutzung des Hangars. Sie hat – im Vergleich mit einem Abriss und völligen Neubau – die Auswirkungen auf die Umwelt und die Bevölkerung ganz erheblich verringert.
Hier ist ein einzigartiges Gebäude entstanden, ein Haus-im-Haus, dessen Gestaltung ein ikonisches Wahrzeichen neu belebt. Darüber hinaus wird die kreative Unternehmenskultur von Google im Zusammenhang mit den historischen innovativen Errungenschaften des Hangars widergespiegelt.“ Wir zeigen mit diesem Projekt, dass große Räume aus vergangenen Zeiten klug und strategisch neu genutzt werden können, und zwar so, dass ihre Geschichte und die charakterstiftenden Merkmale im Fokus stehen, während gleichzeitig High-Tech-Unternehmen und hochwertige Gestaltungselemente integriert werden.
Eine Stellungnahme zum Projekt:
Woraus bestand die Herausforderung?
Die Gestaltungsaufgabe umfasste verschiedene Bestandteile: Der von Howard Hughes, Flugzeugkonstrukteur und Ikone der Traumfabrik Hollywood, gebaute Hangar sollte renoviert, erhalten und einer adaptiven Neunutzung zugeführt werden; gleichzeitig sollten im Inneren vier neue Ebenen eingefügt werden. Die neue Architektur innerhalb des riesigen offenen Raums entstand zu beiden Seiten der voll restaurierten Mittelachse, die den Hangar in Längsrichtung unterteilt und ursprünglich die Büros der Luftfahrtingenieure beherbergt hatte.
In Übereinstimmung mit den Anforderungen der denkmalschützerischen Instandsetzung blieben die knapp 23 m hohen Holzbögen und seitlichen Holzverkleidungen erhalten und nach innen freigelegt. Die Mittelachse, die den ca. 229 m langen Hangar teilt, wurde sorgfältig dekonstruiert und aus feuerfestem Stahl und Beton neu aufgebaut, ehe sie mit den gleichen Holzpaneelen neu verkleidet wurden. Die in Reihen in Längsrichtung angeordneten Oberlichter aus Howard Hughes Zeiten, die während der Nutzung des Hangars als Filmset mit Brettern vernagelt worden waren, wurden freigelegt und in ihre ursprüngliche Form zurückverwandelt.
Matthew Tribe, der für das Projekt zuständige technische Direktor bei ZGF und einer unserer Associate Principals, formuliert das so: „Der Spruce Goose Hangar ist ein historisches Gebäude, dessen Struktur und Hülle ausschließlich aus Holz besteht. Also mussten wir uns mit einer Reihe von Zwängen auseinandersetzen und entscheiden, was wir innerhalb des vorhandenen Gebäudes wie und an welcher Stelle einfügen konnten. Deshalb haben wir ein einzigartiges Design entwickelt, das die ästhetischen Anforderungen erfüllt und darüber hinaus sicherstellt, dass die geschützten Elemente intakt bleiben.“
Zu den zentralen Anliegen in einer solchen atriumartigen Umgebung zählen Akustik und Beleuchtung. Wir haben umfangreiche Studien und Tests durchgeführt, um für beides eine optimale Lösung zu finden. Die Lichttechnik nutzt das natürliche Tageslicht, das durch die ehemaligen Oberlichter einfällt, und kombiniert diese Lichtquelle mit neu hinzugefügten Skylights und individuell gesteuerten Arbeitsplatzbeleuchtungen. Die Akustik wird in allen Bereichen durch entsprechend gestaltete Bodenplatten gesteuert und unterstützt. Abgeschlossene Büro- und Konferenzräume liegen neben offenen Arbeitsbereichen, die den Schall von einem Bereich zum nächsten und von einer Ebene zu nächsten abschotten und dämpfen.
Worin bestanden die Wünsche/Ziele des Bauherrn? Was sollte das Projekt können?
Der Hangar liegt zwischen zwei bereits bestehenden Google-Standorten. Mit dem Spruce-Goose-Projekt wollte das Unternehmen seine Präsenz auf dem Playa Vista Campus abrunden und zu einem Gesamtkomplex vereinen. Durch die adaptive Neunutzung erhält das Thema Arbeitsplatzgestaltung eine neue Perspektive. Google ist bemüht, seinen Angestellten eine innovative und inspirierende Umgebung zu bieten. Im Hangar untergebracht sind neben den Arbeitsplätzen und Konferenz- und Veranstaltungsräumen auch Komforteinrichtungen. Neben den programmatischen Anforderungen bestand eines der Hauptziele in der Gestaltung des Hangars seine Geschichte spürbar zu erhalten und die Großartigkeit der historischen Originalstruktur zu bewahren.
Unser ZGF-Teammitglied Kristi Paulson hat das Projekt als Chefdesignerin betreut. Sie sagt dazu: „Als Google auf uns zukam und den Wunsch nach einer frischen Perspektive auf die Gestaltung von Arbeitsplätzen im symbolträchtigen Spruce Goose Hangar äußerte, begaben wir uns auf eine hochgradig iterative und innovative Forschungsreise durch Ausprobieren und Lernen. Als Architektin war es für mich eine bestärkende Erfahrung, mich auf den offenen Gesprächsansatz von Google einzulassen und mit schnell auftauchenden Ideen zu reagieren. Bei diesem Projekt nahm unser Gestaltungsprozess eine agile Form an, die Flexibilität zuließ, aber gleichzeitig auch Entschlossenheit erforderte. Gemeinsam haben wir eine intelligente und sehr ansprechende neue Büroform geschaffen, die ihre historische Hülle anerkennt und doch unabhängig davon existiert.“
Weitere Interviews finden Sie hier
Factsheet
Projekt: Google Spruce Goose
Standort: Playa Vista, Kalifornien/USA
Bauherr: Google
Bauaufgabe: adaptive Umnutzung des historischen ‚Spruce Goose Hangars‘
Fertigstellung: September 2018
Nutzfläche: 41 800 m² auf 228 m L
Materialien: Gebäudehülle Douglasie, Haus-im-Haus: Stahlkonstruktion Boden: polierter Beton