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LRO Lederer Ragnarsdóttir Oei

Interview über die Ausgestaltung von Arbeitsplätzen
LRO Lederer Ragnarsdóttir Oei

Die Sparkassen-Zentrale in Weil am Rhein reagiert auf vielerlei Ebenen auf den baulichen Kontext und gibt einen Ausblick auf eine mögliche Weiterentwicklung des Orts. Materialien und räumliche Flexibilität wurden von den Mitarbeitenden begeistert angenommen. Ein Gespräch mit Marc Oei, Geschäftsführender Gesellschafter im Büro Lederer Ragnarsdóttir Oei (LRO).

Was wünschte der Bauherr?

Marc Oei, LRO: Die Unterbringung von Veranstaltungssaal, Cafeteria und Seminarbereich im EG war vom Bauherrn detailliert vorgegeben. Wichtiger aber ist die explizit eingeforderte Energieeffizienz, die wir durch das günstige A/V-Verhältnis des kompakten Baukörpers erreichen, durch die thermische Aktivierung massiver Bauteile (Nahwärmenutzung), Tageslichtnutzung, effiziente und stark minimierte Lüftungstechnik und nicht zuletzt eine PV-Anlage mit rund 80 kWp, die Überschüsse erzeugt.

Konnten Sie alle Wünsche erfüllen?

Marc Oei, LRO: Aber ja! Materialien und räumliche Flexibilität wurden von den Mitarbeitenden begeistert angenommen.

Worin bestand bei diesem Projekt die Herausforderung?

Marc Oei, LRO: Das neue Verwaltungsgebäude für die Sparkasse Markgräflerland muss den Spagat hinbekommen, mitten in einem reinen Wohngebiet verträglich aufzutreten und gleichzeitig dem repräsentativen Anspruch eines zentralen Unternehmenssitzes zu genügen.

Zudem veränderte sich während der Planungsphase die Haltung des Auftraggebers gegenüber der Ausgestaltung der Arbeitsplätze. In Workshops mit den Planern und verschiedenen Mitarbeitern der Sparkasse wurden die konkreten Bedürfnisse erhoben und unterschiedliche Arbeitsplatzanforderungen abgeklärt. Dies erwies sich auch als außerordentlich vorteilhaft, um die Nutzer nicht nur mitzunehmen, sondern auch ein gemeinsames Narrativ zu etablieren, dadurch Identifikation herzustellen und die Akzeptanz zu verbessern.

Gab es bei der Realisierung des Entwurfs positive oder negative Überraschungen?

Marc Oei, LRO: Da die Planung mitten in die Corona-Zeit fiel, fand ein Umdenken statt, weg von klaren Abteilungsstrukturen mit jeweils unterschiedlichen räumlichen Anforderungen, hin zu flexiblen Raumstrukturen – die Stichworte dazu: Home-Office, Desk-Sharing, „New Work“. Das Gros der Flächen auf den drei Bürogeschossen ist deshalb als Großraumbüro konzipiert, komplett stützenfrei und somit mit gleichwertigen Arbeitsplätzen frei bespielbar. Durch Wollfilz-Vorhänge lassen sich darin einzelne Kompartimente abtrennen. Dazu treten Räume, die die Funktionen Besprechung und konzentriertes Arbeiten gebündelt aufnehmen.

Zum Prinzip des Entwurfs gehört aber auch die Flexibilität der gesamten Gebäudestruktur: Bei Bedarf lassen sich bis zu acht separate, von unterschiedlichen Mietern belegbare Nutzungseinheiten bilden. Somit kann das Haus in Zukunft lange genutzt werden, auch wenn sich Zusammensetzung und Bedürfnisse der Nutzer ändern.

Auf welches Detail sind Sie besonders stolz?

Marc Oei, LRO: Die Jury anerkannte unsere Haltung, dass städtebauliche Entscheidungen längerfristig wirken als architektonische, und lobte die Stärkung der Potenziale der vorgefundenen Situation wie auch das Weiterdenken des Grünzugs mit den beiden benachbarten Kirchen als jeweilige Endpunkte.

Überdies geht unser flexibles Möbelkonzept auf. Es bietet den Nutzern reichhaltige Möglichkeiten innerhalb eines vorgegebenen Formen -und Farbkanons. Ein vorgegebenes Set an verschiedenen Möbeln garantiert die Einheitlichkeit der Ausstattung über längere Zeiträume hinweg.

Bitte beschreiben Sie Ihre Gestaltungsphilosophie.

Marc Oei, LRO: Als nachhaltig verstehen wir in erster Linie dauerhafte, robuste, leicht zu reparierende und nicht zuletzt schöne Häuser. Wichtig ist dabei die zeitlose Gestaltung mit Materialien, die ihre angenehme Anmutung über lange Zeiträume hinweg behalten. Dass die neue Arbeitswelt begeistert von den Mitarbeitenden der Sparkasse aufgenommen wurde und die Angebote nach wie vor gut angenommen werden, bestätigt unseren Ansatz.

Wie finden Sie Inspiration?

Marc Oei, LRO: Von entscheidender Bedeutung für unsere Projekte ist das Schaffen eines Ortes. Dazu versuchen wir, aus der langen Geschichte des Bauens zu lernen – ohne dabei einem Historismus zu verfallen. Für uns gilt es, Orte zu definieren, deren Räume durch ihre körperhaften und taktilen Eigenschaften überzeugen. Um dies zu erreichen, werden Qualitäten bestehender Bauten hinterfragt und in eine moderne Formensprache überführt: Das Vertraute wirkt neu.

Welches Projekt war für die Entwicklung Ihres Büros das wichtigste – und warum?

Marc Oei, LRO: Eine Fangfrage, denn im Grunde müssen wir sagen: alle. Schließlich endet das Lernen ja nie. Sicher kann man das solide Bauen mit Klinker zuerst am Finanzamt Reutlingen studieren, fortgeführt in der ehemaligen EnBW-Hauptverwaltung in Stuttgart. Das Salem International College in Überlingen zeigt ein verstärktes Spiel mit Geometrien und Texturen, das für kleinere Projekte wie das international beachtete Kunstmuseum Ravensburg ebenso adaptiert wird wie für größere, mal etwas opulenter wie bei der Sanierung des Hessischen Staatstheaters Darmstadt oder zurückhaltender beim Stuttgarter Hospitalhof.

 

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