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Monika Lepel

Interview über ein gutes Arbeitsumfeld
Monika Lepel

Der Funke springt sofort über, wenn Monika Lepel von ihrer Arbeit als Innenarchitektin berichtet. Ihr Ziel: möglichst vielen Menschen ein gutes (Arbeits-)Umfeld zu schaffen. Ihr Antrieb: Schönheit.

Interview Katharina Feuer

Frau Lepel, warum sind Sie Innenarchitektin geworden?

Ich hatte zwei Träume: Archäologie und Innenarchitektur. Ich komme aus einem Haushalt, in dem das Schöne im Leben und eine ständige Veränderung sehr wichtig waren. Darum geht es mir bis heute. Das ist meine DNA.

Schönheit als Antrieb?

Ja, ich möchte für möglichst viele Menschen ein gutes Umfeld und im tieferen Sinne Schönheit schaffen. Das ist ein gesellschaftlicher Aspekt.

Direkt nach ihrem Studium sind Sie als einzige Innenarchitektin inmitten von Architekten bei KSP in ihr Berufsleben gestartet.

Das war tatsächlich der Sprung ins kalte Wasser. Meine Partner waren die Projektleiter und meine Kunden.

Architekten und Innenarchitekten werden oft als Konkurrenten dargestellt. Empfinden Sie das auch so?

Dazu kann ich meinen Mann zitieren, mit dem ich unser Büro gegründet habe. Er sagt gern: „Meine Frau ist Innenarchitektin. Ich bin nur Architekt!“ Ich selbst sehe da eine große Vereinbarkeit und Partnerschaftlichkeit. Wir können mit unserem Beruf so viel bewirken. Der Architekt kümmert sich um die Hülle, um das Robuste. Wir Innenarchitekten sind viel näher am Menschen dran. An seinen Bedürfnissen.

Sie haben sich bereits vor 20 Jahren auf ihren Themenschwerpunkt Büro festgelegt. Warum?

Ich habe Privathäuser und Wohnungen gestaltet, und hin und wieder tue ich das auch noch. Aber als Hauptaufgabe habe ich darauf keinen Bock.

Das ist eine klare Ansage!

Die Befindlichkeiten, die mit einem solchen Auftrag einhergehen, die Nähe zu Ehepaaren, Privatpersonen, Lebensgemeinschaften, Das brauche ich nicht. Ich bin ein Fan davon, für möglichst viele Menschen gute Bedingungen zu schaffen. Das gibt mir eine größere innere Befriedigung.

Zielgruppe der Innenarchitekten sind nicht nur Wohlhabende?

Nicht für mich.

Sehen Sie die Psychologie als Teil ihrer Arbeit?

Nein. Oder nur zu einem sehr geringen Teil. Wir deuten nicht. Wir analysieren und verbalisieren mit dem Kunden den Zweck und das Ziel des Auftrags. Welche Werte und Absichten gibt es? Es wird geklärt, was, wann, wie passieren soll. Das ist unsere Professionalität. Schriftlich erfasst und unterschrieben, greifen wir nur im Konfliktfall auf dieses Commitment zurück.

Sind Sie eher Unternehmensberaterin?

Ja, wir beraten. Wir helfen Ziele zu erreichen. Wir bauen Beziehungen.

Was ist der nächste Schritt nach der Zieldefinition?

Nun, die eine Seite ist das Unternehmen mit seinen Wünschen, die andere Seite sind die Rahmenbedingungen. Was geht mit dem Gebäude? Was geht nicht?

Hier erleben Sie sicherlich Grenzen, Restriktionen durch die Architektur?

Gerade diese Herausforderung liebe ich. Die Möglichkeiten zu erkennen und Potenziale zu entfalten. Das Tollste ist der Vorher-nachher-Effekt.

Ihre Arbeitswelten überraschen mit vielen außergewöhnlichen Details.

Das ist die Kunst. Räume müssen aussehen, als ob sie mühelos entstanden sind. Dabei verschieben wir immer wieder Grenzen. Die Räume, die wir schaffen, sind absolut unverwechselbar. Unser Antrieb dabei ist: Es soll einzigartig sein. Das Vertrauen der Kunden à la „macht mal!“ haben wir uns erarbeitet.

Wie?

Nach über 25 Jahren überzeugen wir mit unserem Verständnis von Professionalität – sauber dokumentierte Prozesse, Kosten und Strukturen. Wir geben dem Kunden ein sicheres Gefühl. Und nicht zuletzt durch unser Engagement, unsere Visionen und die Lebensfreude, die wir mit unserer Arbeit transportieren. Wir lieben gute Ideen! Wir hängen uns rein.

Hängen Sie sich auch in das Thema Nachhaltigkeit rein?

Ja, natürlich. Das fängt beim Kaffee in unserem Büro an, der ist schon lange Fair trade. Das geht weiter über Materialien und Produkte, bei denen wir ökologische Aspekte beachten. Aber das ist ein Prozess. Man sollte sich vom Tempo nicht frustrieren lassen. Es ist auch ein Thema der Kosten. Und es ist eine Wertedebatte, die nur dann interessant ist, wenn man sie realisiert: „Handeln ist wie denken, nur krasser!“

Nach über 20 Jahren Erfahrung im Bereich der Bürogestaltung – brauchen Sie überhaupt Büroplaner?

Wir empfinden Workplaceconsultancy als Bereicherung, denn manchmal benötigen unsere Kunden den zusätzlichen Blick und die Kriterien Dritter. Für uns selbst: den Austausch und die Information. Klares Ja!

Dann ist ihre Aufgabe bei der Planung der Arbeitswelt welche?

Wir Innenarchitekten sind als Entwerfer dem Ergebnis verpflichtet, das mehr leisten sollte, als es die einzelnen Einheiten, Zahlenwerke und Empfehlungen des Akustikers und des Büroplaners können. Es gibt eine einfache Gleichung in der Innenarchitektur: Raum = Emotion.

Welche Rückmeldung erhalten Sie?

Abgesehen von den Rückmeldungen unserer Auftraggeber nehmen wir wahr, dass wir wirklich die Nutzer in ihrer Empfindsamkeit erreichen. Viele sagen einfach: „Danke!“

Sie haben im aktuellen Handbuch des BDIA einen Fachbeitrag zur Digitalisierung geschrieben. Wohin geht die Reise?

Je digitaler die Tools werden, desto analoger sind die Umgebungen. Ein handgeschriebener Zettel bekommt plötzlich einen enormen Wert. Die Abneigung gegenüber Powerpoint-Präsentationen steigt rapide.
Zurzeit leben wir aber noch in einer Hybridwelt. Und das ist das Anstrengende. Nicht alle Prozesse sind digitalisiert und das macht es mühsam.

Die Zeit, die man durch digitale Tools spart, wird mit mehr Arbeit überfrachtet. Es wird immer mehr!

Das ist ein Missverständnis. Ich habe nicht gesagt, dass die Arbeit weniger oder leichter wird durch die Digitalisierung. Sie wird anders. Auch anspruchsvoller.

Das Büro der Zukunft ist also für Sie?

Kein Fließband, sondern eine Kreativwerkstatt. Daher brauchen wir auch mehr Orte für Besinnung, wo wir zur Ruhe kommen können.

Haben Sie solch einen Ort?

Ich habe keinen eigenen Raum bei uns. Ich teile mir einen Raum, der gleichzeitig Besprechungsraum des Managements ist. Jetzt gerade bin ich in einem kleinen, abgeschlossenen Raum mit weicher Akustik. Wir ziehen bald um und versuchen, uns nicht so voll zu müllen. Wir wollen mehr Orte schaffen, an denen man zu sich kommt. Das ist in der Arbeitswelt mittlerweile akzeptiert.

Und muss von der Chefin vorgelebt werden, oder? Was leben Sie in ihrem Büro vor?

Als Unternehmerin bin ich in der Verantwortung Werte vorzuleben. Es geht um Vertrauen, Wertschätzung, Wachstum und den Wunsch möglichst lange mit einem Team gemeinsam noch mehr zu erreichen. Dabei vermeiden wir permanente Überstunden.

Letzte Frage. Ist der BDIA für Sie ein Sprachrohr als Innenarchitektin?

Ich bin ein großer Fan vom BDIA und ich sage Ihnen auch warum. Es muss einen Platz geben, wo alle aufgehoben sind: Einzelkämpfer wie auch große Büros. Außerdem sind die berufsspezifischen Seminare und Fortbildungen gut. Ich teile in diesem Kreis gerne mein Wissen. Es ist gut, eine starke Lobby zu haben.

Hier finden Sie ein Projekt von Lepel & Lepel

Agile Working


Monika Lepel (Jg. 1962) übernahm 1987 direkt nach ihrem Studium an der Peter Behrens School of Architecture, Düsseldorf, als Einzelkämpferin die Leitung des Bereichs Innenarchitektur im Büro KSP. Nach kurzem Intermezzo im Möbelhandel gründete sie 1994 mit ihrem Mann das Büro Lepel & Lepel Architektur, Innenarchitektur in Köln. Ihr Themenschwerpunkt liegt seit über 25 Jahren bei Büro- und Arbeitswelten.

www.lepel-lepel.de

Portrait: Bettina Malik


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