Umbau von Becker + Becker Architects in New Haven/US

Autor Rolf Mauer

Das ehemalige Bürogebäude entstand 1968 bis 1970 in New Haven, Connecticut, als Hauptsitz der Armstrong Rubber Company. Später diente es der Pirelli Corporation als deren Hauptsitz. Danach stand der brutalistische Bau mehr als ein Jahrzehnt gänzlich leer.

Als Ikea Anfang der 2000er-Jahre Haus und Grundstück kaufte, plante man, das imposante Gebäude als Verkaufsraum zu nutzen. Dazu kam es zum Glück nicht. Nicht minder furchtbar war aber, dass Ikea trotz Denkmalschutz einen Großteil der alten Laborräume abriss, um daraus etwas Besonderes zu machen: einen schnöden Parkplatz für das benachbarte, nicht brutalistische, sondern schlicht brutal groß ausgefallene und ungeschlachte Möbelhaus.

Echt Marcel Breuer

Die von Marcel Breuer entworfene skulpturale Fassade besteht vollständig aus vorgefertigten Betonplatten, die Sonnenschutz und visuelle Tiefe bieten sollen. Der Bau hat eine zweistöckige, markante Aussparung, die zwischen dem Sockel und der Fassade einen Abstand von 5,20 m lässt.

Der Zwischenraum war ursprünglich dazu gedacht, den Lärm der angeschlossenen Forschungs-, Entwicklungs- und Produktionslabors des Gebäudes zu dämpfen, um die darüber liegenden Verwaltungsräume akustisch nicht zu beeinträchtigen. Das amerikanische Architekturbüro Becker + Becker kaufte das Gebäude und hauchte der vernachlässigten Architekturikone neues Leben ein, indem sie diese in ein Hotel mit 165 Zimmern verwandelte.

Dazu muss man wissen, dass Becker + Becker es sich zur Aufgabe gemacht haben, vernachlässigte historische Gebäude in eine neue, zeitgemäße Nutzung zu überführen und diese auch noch energetisch nachhaltig zu ertüchtigen.

Der von Le Corbusier quasi „erfundene“ Béton brut, ein alternativer Baustil der Moderne, war lange Zeit als Bausünde verfemt. Mittlerweile findet er wieder breite Anerkennung. Heute wird auch der Wert gebauter Architektur neu austariert, man setzt wieder vermehrt auf Bestandsbauten. Dem Büro Becker + Becker ging es darum zu zeigen, wie sich aus einem sanierungsbedürftigen, heruntergewirtschafteten Bau ein Vorzeigeprojekt für ökologische Nachhaltigkeit machen lässt.

Energieeffizienter Ansatz von Becker + Becker

Das Hotel wird zu 100 % elektrisch betrieben und verbraucht keine fossilen Brennstoffe. Das Hotel Marcel nutzt die inhärenten energieeffizienten Eigenschaften des Gebäudes: Der rechteckige Grundriss sorgt für eine effiziente Gebäudehülle und die vorhandenen großen Fensteröffnungen reduzieren den Energieverbrauch für die Tagesbeleuchtung. Darüber hinaus dringt Tageslicht durch zentrale Lichtschächte in der Kubatur in die von der Fassade abgewandten Räume ein.

Die skulpturalen, vorgefertigten Paneele der Betonfassade wurden zu den Innenräumen luftdicht verschlossen und mit einer Isolierung versehen. Dagegen erhielten die unzugänglichen Stellen eine Auskleidung mit einer Nanogel-Aerogel-Matte, um Wärmebrücken zu vermeiden.

Neue dreifach verglaste Fenster sorgen für eine optimierte Schall- und Wärmebarriere. Dank dieser Maßnahmen, einem Dach voller Photovoltaikanlagen und dem mit Solaranlagen bedachten Parkplatz erfüllt das Hotel alle Kriterien eines Passivhauses. Die Innenarchitektur für das Hotel Marcel stammt vom Brooklyner Studio Dutch East Design.

Zeitloser Stil

Dieses entschied sich für einen weitgehenden Verzicht auf Nostalgie und dafür, den äußerlich unveränderten Bau innen neu zu gestalten. In der Lobby verzieren handgefertigte Terrakottafliesen die Wände. Die Gestaltungspalette für die Zimmer, das Restaurant und die rund 7 000 m² Veranstaltungsfläche besteht aus Walnuss- und Ahornholz und Farben wie Betongrau und Karamell.

In den Zimmern sind die Kopfteile der Betten mit braunem Vinyl bezogen. Die maßgefertigten Schreibtische mit Metallrahmen und lackierten Glasplatten korrespondieren mit Marcel Breuers Freischwinger ‚S 32‘, auch als ‚Cesca‘-Stuhl bekannt.

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