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Umbau zu Social Business Hotel von BWM Architekten in Wien

Umbau zu Social Business Hotel von BWM Architekten in Wien
Bewahren und ertüchtigen

In einem ehemaligen Priesterwohnhaus entstand das Magdas Hotel Vienna City. BWM Architekten zeichnen verantwortlich für die Gesamtkonzeption der behutsamen Transformation des Gebäudes.

In den kontemplativ ruhig gestalteten Hotelzimmern findet sich der Genius loci des Stephanushauses als Ort des Geistes wieder: Zugleich wurde die Idee der Begegnung und des Gemeinschaftlichen neu interpretiert: nicht nur im Erhalt der architektonisch bemerkenswerten Kapelle im 6. Obergeschoss. Im Erdgeschoss öffneten BWM Architekten das Haus zur Stadtumgebung. Die großen Fenster laden in das hauseigene Restaurant ein. Die Geschichte des Magdas Hotel Vienna City ist eine außergewöhnliche. „Jahrelang diente das Stephanushaus als Priesterwohnheim“, erzählt Johann Moser von BWM Architekten, „zudem wohnten ganz oben unter dem Dach einige Ordensschwestern, die hier auch als Wirtschafterinnen tätig waren.“ Die Zimmer in den beiden unteren Stockwerken waren Gästen vorbehalten, so wohnten dort zum Beispiel die Orgelbauer, die die Orgel im Stephansdom renovierten.

Rückzug und Begegnung

„Diesen Mix aus Rückzug und Begegnung wollten wir unbedingt bewahren.“, sagt Johann Moser. „Während in den öffentlichen Bereichen die Menschen zusammenkommen, sich austauschen, sind die Zimmer eher puristisch gehalten. Sie dienen als Orte der Besinnung und des Rückzugs.“ BWM Architekten interpretieren die Idee der Begegnung und des Gemeinschaftlichen, eines der Grundprinzipien von Magdas, neu.

Magdas ist das erste Social Business Hotel Österreichs. Ziel ist es, Menschen mit Fluchthintergrund eine Chance am Arbeitsmarkt zu geben. Sie sollen in Zusammenarbeit mit Hotellerie-Profis Arbeit und Ausbildung erhalten. Gleichzeitig setzt man auf Nachhaltigkeit. Zum Einsatz kommen eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach, Erdwärmesonden im Boden und ein Garten statt Parkplätzen vor dem Haus. Auch bei der Einrichtung ging man möglichst ressourcenschonend vor. Die Architekten ließen alte Lampen reparieren und funktionierten die ehemalige Rezeption zur neuen Bar um. Sie nahmen die Stühle einfach aus dem Hotel im Prater mit. Der Beichtstuhl eines ehemaligen Caritas-Pflegeheims erhielt als Wandpaneele für das Magdas Lokal ein zweites Leben.

Erich Bernard, BWM Architekten

Hommage an die Ästhetik der 1950er-Jahre

Das alles bei Rücksichtnahme auf die besondere Geschichte des Ortes. Ein Prinzip, dem auch BWM Architekten bei ihrer Arbeit folgten. Sie wollten den Stil des Hauses aus den späten 1950er-Jahren, diese gleichermaßen zurückhaltende wie elegante Architektur der damaligen Zeit, weitgehend erhalten. Es blieben etwa im Eingangsbereich der schwarzgrüne Steinboden, das geschwungene Empfangspult, das nun Teil der neuen Bar ist, sowie einige Möbel im Vintage-Stil. Und auch der schöne alte Lift landet, saniert und visuell unverändert, im Foyer.

„So zurückhaltend sich die damalige Architektur im Generellen präsentierte, so flamboyant konnte sie sich im Detail zeigen“, sagt Architekt Moser. Die Kapelle im sechsten Stock des Stephanushauses, die vollständig erhalten ist, kann weiterhin etwa für Taufen und Hochzeiten genutzt werden. Einige unzeitgemäße Schwachstellen, etwa in der Bauphysik, waren freilich zu beheben. So zeichnet BWM Architekten verantwortlich für die allgemeine Ertüchtigung des Gebäudes; für eine komplett überholte Schall- und Haustechnik inklusive Heiz- und Lüftungsanlagen; wie auch für den Anbau eines Flucht-Stiegenhauses. Im letzten Stock entfernten die Architekten die Zwischenwände, um einen weitläufigen Raum zu gewinnen, der für Veranstaltungen und Konferenzen genutzt werden kann.

Vom Schani- in den Gastgarten durchs Lokal

Auch im Erdgeschoss schufen die Gestalter einen großzügigen Raum, wo ein Durchblick bis in den Garten nun möglich ist. Das Foyer und der Empfangsbereich gehen linkerhand über in das Magdas Lokal, so der Name des Restaurants, während es rechterhand in den Veranstaltungsraum geht. Dunkelgrüne Säulen und eine niedrigere Raumhöhe trennen den Empfangsbereich atmosphärisch vom Lokal-Bereich.

Im Magdas Lokal im Erdgeschoss befinden sich 85 Sitzplätze an den weiten Fensterfronten sowohl im Innen- als auch im Außenbereich. An einigen Stellen gewähren die Fensteröffnungen einen Blick durchs gesamte Haus, bis hin zum einstmals versiegelten Parkplatz in der Krummgasse auf der anderen Seite des Gebäudes. Dieser erhielt eine neue Gestaltung mit Grünflächen, Bäumen und Pergolas und dient nun als Gastgarten und zugleich als kleine Erholungs-Oase im Stadtgebiet.

Ort für Freizeit oder Arbeit

Wiederverwertung von Vorhandenem

Mit seinem dunklen und bunten Terrazzo-Boden und den dunkelgrünen Mittelsäulen reagiert das Magdas Lokal farblich auf das Schwarz-Grün des Eingangsbereich. Die Einrichtung besteht aus einem bunten Mix aus bereits vorhandenen Vintage-Möbeln und neuen Sitzbänken. Generell zählten Wiederverwertung von Vorhandenem wie Möbeln, Lampen, Einrichtungsgegenständen zu den Prinzipien des Projekts. Nicht zuletzt, um den Ansprüchen des Betreibers – Magdas Social Business der Caritas der Erzdiözese Wien – in Sachen Nachhaltigkeit beziehungsweise soziales und ökologisches Engagement gerecht zu werden.

Zu diesem Zweck arbeitet das Team von BWM Architekten kongenial mit dem Vorarlberger Architekten und Experten für Upcycling, Daniel Büchel, zusammen, der schon beim Magdas Hotel Vienna Prater für Re-Use und Upcycling der vorgefundenen Möbel sorgte. „Erleichternd hinzu kam, dass die Caritas selbst soziale Einrichtungen betreibt, in denen bestimmte Arbeiten erledigt werden konnten. So wurden etwa die Stühle in einer Werkstatt renoviert, die Menschen mit Behinderung beschäftigt“, betont Johann Moser. Nach demselben Prinzip der Wiederverwertung wurden unter anderen die Betthäupter und Tische in den 85 Zimmern aus ausgedienten Schranktüren gefertigt.

Renovierte Originalmöbel

Den Weg zu den Zimmern dominiert die Farbe Grün, die sich hier in etlichen, unterschiedlichen Schattierungen wiederfindet. Das abgewandelte Pepitamuster des Teppichbodens versteht sich als augenzwinkernde Hommage an die Ästhetik der 1950er-Jahre. Die Künstlerin Michaela Polacek versah die hellen Gangwände mit schwarzen, floralen Mustern. Daniel Büchel inszenierte die Suiten im 6. Stock mit renovierten Originalmöbeln des Hauses aus den 1960er-Jahren und liebevoll gesammelten Accessoires aus dieser Zeit.

In den Zimmern selbst sind, ganz dem sakralen Geist des Ortes entsprechend, Sparsamkeit und Zurückhaltung angesagt. Die hochwertigen, hell-grünen Fliesen in WC und Bad unterbrechen sanft die ansonsten herrschende Bescheidenheit. Bei Bedarf können Vorraum und Waschbereich mit einem Vorhang vom Schlafbereich getrennt werden. An den schlicht-weißen Wänden verlaufen Schienen aus dunklem Eichenholz, an denen Spiegel, Garderoben, Schreibtische und sonstige Ausstattungselemente angebracht sind. Das Fernsehgerät versteckt sich in einer gleichfalls aus Eichenholz gefertigten Schatulle mit „Tabernakel“-Charakter.

Ort der Begegnung mit südländischem Charme

An den Balkonen, mit denen fast alle Zimmer auf der zur Krummgasse gewandten Seite ausgestattet sind, brachten BWM Architekten kurze Vorhangmarkisen in hellen Farben an, die in Kombination mit dem darunterliegenden begrünten Gastgarten eine freundliche, geradezu südländische Atmosphäre erzeugen.


Fakten

Projekt: Social Business Hotel Magdas, www.magdas-hotel.at/de/vienna-city

Standort: Ungargasse 38, 1030 Wien

Fertigstellung: Oktober 2022

Bauherr: Magdas Hotel Vienna City

Bauaufgabe: Umwandlung eines ehemaligen Priesterwohnhauses in ein Hotel, Planung Umbau/Sanierung des Gebäudes sowie Interior Design für Allgemeinbereich, Restaurant und 85 Zimmer

Architektur und Innenarchitektur: BWM Architektur & Design, www.bwm.at

Lichtplanung: Pokorny Lichtarchitektur

Teppichdesign: Gabriele Bruner

Fotos: BWM Architekten/ Severin Wurnig

Die Branche steht vor großen Herausforderungen. md sprach mit Erich Bernard, einem der Bürogründer von BWM Architekten, über die Rückkehr des Lokalen, das Hotel als experimentellen Ort und Nachhaltigkeit als ganzheitliches Konzept. Hier geht’s zum Interview.

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