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Gastronomie-Projekte von XO Atelier

Orient und Okzident: Gastronomie-Projekte von XO Atelier
Vera Dieckmann

XO Atelier gestaltet Restaurants und Cafés vorwiegend im Nahen Osten. Wir haben die Gründerin Vera Dieckmann in Dubai getroffen und uns über ihre Liebe zum Detail und ihr Leben als Architektin in den Vereinigten Arabischen Emiraten unterhalten.

Autorin Claudia Simone Hoff

Es gibt wohl kaum einen besseren Ort als Schardscha, um mit Vera Dieckmann über ihre Projekte zu sprechen. Nördlich von Dubai gelegen, hat sich das Emirat ganz der Architektur verschrieben: mit einer international anerkannten „Architecture Triennial“ und neu geplanten Gebäuden wie dem House of Wisdom, einer Bibliothek von Foster + Partners.

Eine andere Welt

Die deutsche Architektin erzählt, dass sie Ende 2018 ihr eigenes Studio eröffnete. Mit XO Atelier setzt sie von Dubai aus Projekte vorwiegend im Hospitality- und Retailbereich um, wobei sich ihre Arbeit durch eine ausgeprägte Liebe zum Detail auszeichnet – Formen, Farben und Materialien betreffend.

Bevor Vera Dieckmann in die Vereinigten Arabischen Emirate kam, war sie in der ganzen Welt zu Hause. Die Globetrotterin lebte nach ihrem Architekturstudium in Zürich, Milano und New York und arbeitete dort für renommierte Architekturbüros wie Matteo Thun & Partners und David Ling Architect. Spezifisches Know-how im Bereich Hospitality hat sie sich als Architektin für Hotelkonzerne wie Marriott erworben.

In den Vereinigten Arabischen Emiraten werden High-End-Restaurants und -Cafés zumeist in einem übergreifenden Corporate Design gestaltet, wozu neben dem Interior beispielsweise auch die Gestaltung grafischer Elemente wie Speisekarten und Websites gehört. Deshalb bietet XO Atelier seinen Kunden einen Komplettservice an, der neben dem Raum auch das Grafikdesign umfasst. Nachdem sie zuerst allein arbeitete, beschäftigt Vera Dieckmann inzwischen vier Mitarbeiter und kann sich vorstellen, weiter zu expandieren. Sie erzählt von ihrem enormen Arbeitspensum und dass Projekte in den Vereinigten Arabischen Emiraten viel schneller als in Europa entstehen würden.

XO Atelier
Foto: XO Atelier

Weiterer Unterschied zu Europa

Vom Konzept bis zur Eröffnung eines Restaurants dauere es oft nur drei Monate, erklärt sie. Außerdem würden sich Auftraggeber hier sehr genau über die vorangegangene Arbeit eines Architekten informieren und ihm das Projekt dann komplett anvertrauen – ein weiterer Unterschied zu Europa, wo ihrer Erfahrung nach Bauherren oft mitreden wollten,

Aktuelle Hospitality-Projekte in den Vereinigten Arabischen Emiraten seien alles andere als opulent und gülden, jedenfalls wenn es sich um jüngere Bauherren handele, erläutert Architektin Vera Dieckmann. Sie setzen auf eine zeitgenössische Gestaltung samt Möbeln, Leuchten und Textilien von meist europäischen Herstellern.

XO Atelier
Foto: Sergei Nekrasov

Gestalterische Leitmotive

XO Atelier fokussiert sich zudem auf maßgefertigte Einbaumöbel, Leuchten und kunstvolle Metallarbeiten als visuelle Eyecatcher, die vor Ort oder in Asien gefertigt werden. Selbst entworfene Leuchten entstehen in Zusammenarbeit mit renommierten europäischen Manufakturen wie etwa Lasvit und Preciosa. „Wir arbeiten bei unseren Projekten immer mit Maßanfertigungen“, sagt Dieckmann. „Ansonsten wäre ich keine Architektin, sondern lediglich Dekorateurin.“

Sämtliche Projekte von XO Atelier haben ein gestalterisches Leitmotiv und zeichnen sich durch eine ausgeprägte Liebe zum Detail aus. Im Cross Café in Dubai ist es beispielsweise die Form des Buchstaben X, der immer wieder auftaucht – als Zeichen für Kommunikation und Zusammensein –, ebenso wie die Branding-Farben Schwarz, Weiß und Blau.

„Die Idee für das Interiordesign ist aus der Location entstanden“, erzählt Dieckmann. Das Café ist in einer ehemaligen Lagerhalle untergebracht und wirkt auch durch die immense Deckenhöhe von neun Metern industriell. Diesen rauen Charme wollte die Architektin beibehalten und mit Farben, Formen und Materialien unterstreichen. „Wir haben nur sehr wenig an der Struktur des Gebäudes verändert und auch die Böden und Wände belassen“. Im Mittelpunkt des 285 m² großen Raums steht ein x-förmiger Counter aus Beton mit eingelassenen blauen Glas-Chips.

Auffällig sind die darüber angebrachten Mesh-Gitter mit integrierten LEDs, die in ihrer Konstruktion einem Mobile ähneln. Sie sind genau wie der abgepasste, in Nepal geknüpfte Teppich und das metallene, 150 kg schwere Wandobjekt maßgefertigt. Dass man auch günstige Objekte individualisieren kann, zeigt Dieckmann mit den Beistelltischen. Sie stammen ursprünglich von Ikea, wurden aber mit einer neuen Platte aus Terrazzo versehen. „Mir ist es wichtig, etwas zu gestalten, das es nicht im Katalog gibt“, bekräftigt sie.

Vera Dieckmann
Foto: Alex Jeffries

Vera Dieckmann: Alles auf Maß

Nach dem Besuch in Schardscha geht es nach Dubai in eines der von XO Atelier gestalteten Restaurants. The Grey befindet sich in einem weißen Bungalow mit zwei Outdoor-Bereichen. Das Restaurant, das auch als Café fungiert, ist in einem einzigen großen Raum untergebracht. Im Fokus steht ein Counter in U-Form, der zugleich eine elegante Präsentationsvitrine für die Desserts ist. Das Interior mit teils maßgefertigten Leuchten von Nemo ist monochromatisch in Anthrazit gehalten, nur hier und da setzt Gold gestalterische Akzente – in Form der speziell gefertigten Metallskulptur „Dune“ an der Rückwand des Raums und einem einzelnen Loungechair.

Vera Dieckmann liebt das Spiel mit Materialien und taktilen Oberflächen. So kombiniert sie im The Grey einen Bodenbelag aus Eichendielen mit Terrazzo für den Counter und Textilien wie Vorhänge und gepolsterte Sitzmöbel, die Wärme ins Interior bringen. Dabei ist die an der Rückwand durchlaufende Sitzbank ebenso maßgefertigt wie der Counter. Die Metallskulptur aus dem Gastraum taucht im Flur, der zu den öffentlichen Toiletten führt, in veränderter Form wieder auf: als silbrig schimmernde Metallscheibe, deren Reflexionen an das Arabische Meer erinnern sollen.

XO Atelier
Foto: XO Atelier

„Wenn ich ein Projekt gestalte, möchte ich etwas Einzigartiges schaffen“, sagt Vera Dieckmann. Und ergänzt, dass es im Nahen Osten gerade im Hospitality-Bereich sehr viel Konkurrenz gibt und im Vergleich zu Europa mehr Wert auf die Wiedererkennbarkeit eines Projekts gelegt wird. „Deshalb sollte man mit maßgefertigten Elementen arbeiten, denn ein Projekt wirkt dadurch interessanter und zieht mehr Aufmerksamkeit auf sich.“ Von Storytelling hält sie übrigens nicht so viel, ihr ist es wichtiger, Emotionen hervorzurufen.

Webseite der Architektin

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