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Umbau von Studio Alexander Fehre in Stuttgart/DE

Umbau von Studio Alexander Fehre in Stuttgart/DE
Fließender Raum

In der Stuttgarter Villa L hat der Innenrchitekt Alexander Fehre den Grundriss eines Wohnhauses vollständig aufgelöst und gleichzeitig eine neue prominente Mitte geschaffen. Das Projekt veranschaulicht, wie wichtig jeder Schritt der Planung ist.

Autor Rolf Mauer

Ein Mediziner-Ehepaar aus Stuttgart wollte die herkömmlichen Raumstrukturen seiner alten Villa aufgelöst wissen. Diese sollten zu Raumzonen, die auf klassische Wohnraumatmosphäre verzichten, umgeformt werden. Gleichzeitig sollten die Kinder ihren Platz finden und nicht in „Kinderzimmern“ separiert werden.

Die ungefähr 120 Jahre alte Villa wurde bereits vorher durch Architektenhände in Schuss gehalten. Da der ehemalige Planer nicht mehr verfügbar war, ergab es sich, dass nach sorgfältiger Suche ein junger, gleichzeitig erfahrener kreativer Entwerfer die Aufgabe übernehmen sollte.

Alexander Fehre

Den neuen Mann fürs kreative Wohnen fanden die Bauherren im Internet. Für den Innenarchitekten Alexander Fehre ist, so hat er es erklärt, die eigene Internetseite ein Hauptkanal für neue Aufträge. Seine Generation versteht es, die Präzision und Sorgfalt, mit der sie bei der Sorgfalt bei der kreativen Raumgestaltung zusätzlich auch in die mediale Präsentation der eigenen Projekte zu stecken. In der wichtigen Akquisition neuer Aufträge steckt jede Menge zeitintensiver Öffentlichkeitsarbeit; das darf nicht unerwähnt bleiben, denn dieser Teil der Tagesarbeit wird meist unterschätzt, sorgt aber auch für den zuverlässigen Nachschub an Aufträgen.

Villa L
Foto: Philip Kottlorz

Südtiroler Handwerkskunst

Als Bauaufgabe wurde der komplette Umbau des Erdgeschosses definiert. Alle Wände sollten weg und Weiß die dominierende „Farbe“ sein. Dem Wunsch der Bauherren nach einem komplett wandfreien Grundriss stand die Statik entgegen. Jedoch gelang es Alexander Fehre, mit einer in sich schlüssigen Geste das Erdgeschoss zumindest optisch von fast allen Wandscheiben zu befreien. Die beiden erhaltenen, tragenden Wandstummel wurden mit einem komplexen Möbel vollständig umkleidet.

Dieser multifunktionale Einbau enthält einen integrierten Lesebereich, versteckt Stauraum, ist zeitgleich Küche, Regal, halbtransparenter Raumteiler, optischer Blickfang und ein Meisterstück Südtiroler Handwerkskunst.

Alexander Fehre kam dem Bauherrenwunsch nach einem großen fließenden Raum nach und schaffte es gleichzeitig, die einzelnen Zonen dennoch räumlich abzutrennen. Denn laute Kinderspiele und die alltägliche ruhebedürftige Feierabendstimmung bedingen unterschiedliche akustische Lärmpegel.

Auch sind das Kochen und anschließende kulinarische Genießen sehr wichtige Alltagsroutinen, aber olfaktorisch will man dieses Handwerk doch auf den Küchenraum begrenzt wissen. Dieser optisch kaum spürbare, trennende Eingriff gelang durch die Positionierung von Schiebetüren, die das Erdgeschoss wie gewünscht fließen lassen, aber auch für Ruhe sorgen, wenn man dieser bedarf.

Villa L
Foto: Philip Kottlorz

Reiz der besseren Idee

Zu guter Innenarchitektenarbeit gehört es natürlich, den Wünschen der Bauherren nachzukommen, aber gleichzeitig auch von besseren Ideen zu erzählen. Die ursprüngliche Betonung von weißen Oberflächen vergaßen die Bauherren, als der Schreiner die ersten Muster einer hölzernen Lamellenwand in die umzubauende Wohnung stellte. „Solch eine Bemusterung ist immer wieder wichtig, da unsere kreativen Ideen nicht selbsterklärend sind“, so Alexander Fehre.

Auf ein klassisches Wohnzimmer mit dem Fernseher als kulturellem Mittelpunkt haben die Bauherren bewusst verzichtet. Die Familie lebt auch sonst ohne sichtbare Statussymbole und fährt lieber Fahrrad als Automobile aus Stuttgarter Provenienz.

Villa L
Foto: Philip Kottlorz

Dem Nachwuchs wurde ein eigenes Kinderwohnzimmer spendiert und dieses vernünftigerweise – Kinder wachsen schnell – mit entfernbaren Möbeln, wie der Rutsche, ausgestattet. So kann dieser Bereich später auch anderen Verwendungen zugeführt werden. Die unübersehbare Sitznische im Kinderwohnzimmer bringt als Gegensatz zu den umgebenden, schallharten Wänden etwas Ruhe zurück, nicht nur durch die textile Oberfläche, sondern auch als Entspannungsort für den Nachwuchs.

Die Andeutung von Stufen neben der Rutsche zitiert die Treppe ins Obergeschoss. Diese Treppe ist Bestand geblieben, wurde allerdings flankierend mit einer neuen Oberfläche verkleidet und farblich mit einem leichten Grauton neu definiert. Der Terrassenbereich der Villa wurde zusätzlich großflächig geöffnet. Ein großer Fensterflügel mit Schiebeelement vergrößert das Erdgeschoss und führt ins Grüne.

Villa L
Foto: Philip Kottlorz

Villa L

Das eigentliche Instrument für den erfolgreichen Umbau der alten Villa aus der Zeit um die Wende zum 20. Jahrhundert ist das zentrale Raummöbel mit den vertikalen Holzlamellen. Wer sich die Axonometrien anschaut, wird feststellen, dass die Raumwirkung über das gesamte Erdgeschoss hinweg nur mit dem sorgfältig geplanten und hergestellten Raummöbel und wenigen Ergänzungen erreicht wurde.

Die raffinierten Anschnitte an den Kanten und die kleinen Eckradien des Möbels lenken die Bewegungen der Bewohner und geben dem Erdgeschoss eine unübersehbare Kontur. Auf wandverstellende Schränke kann verzichtet werden, denn dieses eine, in der Raummitte positionierte Werkstück nimmt alles auf, was nicht offensichtlich sein soll. Gleichzeitig wirkt seine Geschlossenheit durch den vertikalen Rhythmus des warmen Holzes einladend.

Villa L
Foto: Philip Kottlorz

Auf der Küchenseite sind zwar die Fugen der Schubladen sichtbar, aber sie wirken wie gestalterische Muster. Zudem unterbricht eine grün kontrastierende Nische mit Spüle und Kaffeemaschine die Holzfront. Hier befindet sich außerdem ein Regal mit unsichtbar verklebten Glasscheiben, das als gläserner Durchblick zur Haustür dient.

Ein Steinblock steht als wuchtiger und pointierter Arbeitsblock und Familienesstisch bereit. Die Küche sollte, das war der ausdrückliche Wunsch der Bauherren, als Treffpunkt der Familie funktionieren.

Alexander Fehre hat uns berichtet, dass die Bauherren mit seiner Arbeit sehr zufrieden sind, obwohl er deren ursprüngliche Wünsche nur mit Korrekturen umsetzte. Die Bauherren konnten sich die Lamellenwand nicht vorstellen und blieben zunächst skeptisch.

Erst die Bemusterung überzeugte und brachte die notwendige Zustimmung zur neuen Planung. „Das erreicht man nur durch beständige Aufklärung und die Fähigkeit, Kompromisse einzugehen, und zwar auf beiden Seiten“, resümiert Alexander Fehre seine Arbeit.

Ein Interview mit dem Innenarchitekten


Alexander Fehre

gründete sein Studio 2009. Mit seinem Team plant und realisiert er Messestände, Shops, Büro- und Arbeitswelten, Restaurants und private Räume.


Fakten

Projekt: Villa L

Standort: Stuttgart, Deutschland

Bauherr: privat

Bauaufgabe: Umgestaltung des Erdgeschosses einer Villa

Innenarchitektur: Studio Alexander Fehre,
www.alexanderfehre.de

Fertigstellung: 2021

Geschosse: 1

Wohnfläche: 120 m²

Alle Sonderanfertigungen/Schreinerausbau/Küche:

Christof Zitturi & Co OHG, Bozen (IT)

Mobiliar:

Barhocker von Alki, Esszimmerstühle von Muuto, Sessel von &Tradition

Polsterstoffe/Vorhänge:

Vorhänge und Sitznische im Einbaumöbel von Kvadrat, Sitznische der Kinder von Rohi

Leuchten:

Einbauspots von LTS, Pendelleuchten von Vibia und Foscarini, Arbeitsleuchte von Wästberg

Boden:

Dielenboden von Fendt Holzgestaltung, Teppich von Jab Anstoetz

Wandfarbe/Lackoberflächen:

Ral und Sikkens

Sonstige technische Ausstattung:

Spülarmatur von Quooker, Spülbecken von Blanco

Einbaugeräte von Miele

Schalterprogramm von Jung

Möbelbeschläge von Blum und Häfele

Kaminofen von Scan Stove

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