Das Mini-Haus von GJL+ Freie Architekten besetzt eine Seite des Grundstücks und erstreckt sich bei einer Tiefe von knapp 3,60 m über eine Breite von unter 9 m. So bleiben über 50 m² für den privaten Freibereich. Das Gebäude öffnet sich konsequent zur Gartenseite nach Osten, hin zur aufgehenden Sonne, zum Schwarzwald und zum benachbarten Naturschutzgebiet.
Dementsprechend formt sich das Innere über die Gebäudebreite an der geschlossenen Rückseite. Unterschiedliche Zonen strukturieren die rund 26 m² Wohnfläche für zwei Personen. Ein Küchen- und Essbereich geht in den Wohnbereich über, während eine skulpturale Treppe nach oben in den Schlafbereich führt.
Sonnenschutz und Schattenspiele
Unter der Treppe planten GJL+ Stauraum und das Bad. Eine Raumhöhe von fast 4 m und gezielt gesetzte Oberlichter verleihen dem Innenraum eine wunderschöne Atmosphäre. Eine Übergangszone zwischen Innen und Außen bildet die durch eine vertikale Lamellenstruktur geschützte Veranda, die sich durch weite Schiebeelemente nach dem Vorbild traditioneller japanischer Architekturen („Shoji“) öffnen lässt. Aber auch die typische aufgebockte Veranda der Wild-West-Filme stand Pate: Die gesamte Holzkonstruktion ist auf Sitzhöhe. Zudem lässt ein Brunnen aus einem Lärchenstamm im Garten an eine Pferdetränke denken.
Ein Außenvorhang, der sich im Wind bewegt, und die vertikale Lamellenstruktur sorgen für Sonnenschutz und Schattenspiele im Inneren.
Nachhaltiges Bauen mit regionalem Holz
Entstanden ist das Mini-Haus in der Werkstatthalle eines örtlichen Zimmermanns aus Lahr. Die ausgefeilte Planungsstruktur machte es möglich, mit minimalem Zeitaufwand, großer Flexibilität und nur wenig Material zu bauen: Nach nur vier Wochen Konstruktionszeit konnte der Rohbau auf das Grundstück transportiert werden, nach weiteren drei Wochen war das Mini-Haus bezugsfertig.
Es besteht aus einer reinen Holzkonstruktion aus Tanne und Sicht-Weißtanne aus dem nahen Schwarzwald. GJL+ Freie Architekten dämmen mit Holzfaser – eine Reverenz an die lokale Bautradition. Das Gebäude ruht auf einer Gründung aus Gehwegplatten auf Schottertragschicht ohne Verwendung von Stahl und Ortbeton. Eine Verkleidung mit „Opferstäben“ aus vergrauenden Weißtanne-Stäben, dem Charakterbaum des Schwarzwaldes, schützt nicht nur das Äußere des Mini-Hauses, sondern verleiht ihm auch einen besonderen Charakter. Mit dem Vergehen der Zeit, wenn die Fassade vergraut und die Fassadenpflanzen wachsen, fügt sich das Haus in die Umgebung ein.
Eine Solaranlage auf dem Dach liefert, mit Batteriepuffer, die Energie für Strom, Warmwasser und Heizung. Zudem kann das Mini-Raumwunder an kalten Tagen mit einem Natursteinofen aus rotem Sandstein aus dem Lahrer Steinbruch geheizt werden.
Fakten
Projekt: Mini-Haus
Standort: Am Schutternsee bei Friesenheim in der Ortenau
Fertigstellung: 2023
Bauzeit: 7 Wochen
Architektur: Hans Jakel/GJL+ Freie Architekten, Karlsruhe
Wohnfläche: 26 m²
Grundstücksfläche: 100 m²
Bauweise: Holzrahmenbau
Ausführungsplanung: Holzbau/Dach: Zimmerei Isenmann, Lahr; Innenausbau: Schreinerei Kindle, Lahr
Baukosten gesamt: 120.000 Euro
Fotos: © GJL+ Freie Architekten
Über GJL+
Das Karlsruher Architekturbüro GJL+ verfügt über umfassende Erfahrung in verschiedenen Bereichen der Architektur, vom Städte- und Wohnungsbau bis hin zum Industrie- und Verwaltungsbau. Weitere Schwerpunkte sind Transformationen und Revitalisierungen/Denkmalschutz von Bestandsbauten. Gegründet wurde das Büro 1995 in Karlsruhe, dem Studienort der Seniorpartner Andreas Grube, Hans Jakel und Jürgen Löffler; 2001 wurde es um den Standort Gütersloh erweitert. Seit 2022 verstärken Lars Frenz und Ulrich Graf die Geschäftsführung aus den eigenen Reihen: Aus GJL Freie Architekten BDA wurde GJL+ Freie Architekten. Heute betreuen über 60 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen an den Standorten Karlsruhe und Gütersloh komplexe Projekte in allen Leistungsphasen.
Weitere Projekte finden Sie hier