Das römische Architekturbüro Labics erweckt den monumentalen Komplex des Palazzo dei Diamanti in Ferrara zu neuem Leben. Das Projekt umfasst die Ausstellungsräume, einen Museumsshop und das Café sowie den großzügigen Außenbereich mit Gärten.
Der Eingriff von Labics ist eines der wenigen zeitgenössischen Projekte, die in letzter Zeit in Italien an einem Gebäude von so hohem historischem Wert durchgeführt wurden. Der von Biagio Rossetti entworfene Palazzo dei Diamanti entstand ab 1493. Der Palast ist ein Symbol der Renaissancearchitektur und eines der berühmtesten italienischen Denkmäler der Welt. Er wird so genannt, weil er an seinen beiden Außenfassaden 8.500 pyramidenförmige Quader aufweist, die auf das Wappen der Este – den Diamanten – anspielen. Der architektonische Eingriff von Maria Claudia Clemente und Francesco Isidori, den Gründern des Büros Labics, ist als museografische Neuformulierung konzipiert.
Restaurierung und Sanierung
Das Ausstellungsprojekt verbindet die beiden Flügel des Palastes und wird durch einen Holzsteg vervollständigt, der die Wegeführung in den Garten erweitert und das Landschaftsprojekt von Stefano Olivari strukturiert. Das römische Architekturbüro Labics befasste sich mit der Restaurierung und Sanierung des Komplexes sowie der Renovierung seiner Innen- und Außenräume. Diese sind für Ausstellungszwecke vorgesehen.
Labics betrachtet den Palazzo dei Diamanti als ein wunderbares Palimpsest – ein antikes oder mittelalterliches Schriftstück, von dem der ursprüngliche Text abgeschabt oder abgewaschen und das danach neu beschriftet wurde. So sehen die Architekten auch den Renaissancebau – das Produkt zahlreicher Eingriffe und Anpassungen im Laufe der Jahrhunderte. Mit Ergänzungen und Teilen, die nie fertiggestellt wurden. Dank der Restaurierung und Sanierung fassen nun die Räume ineinander, treten deutlich hervor und weisen eine klare Struktur auf, die es zuvor nie gegeben hatte.
Zeitgemäße Ausstellungsräume
Der erste Eingriff betraf die wichtigsten bereits bestehenden Ausstellungsräume: den Rossetti- und den Tisi-Flügel. Die Ausstellungsräume erhielten High-Tech-Oberflächen, hinter denen alle mechanischen Geräte verborgen sind. Im Rossetti-Flügel verlegten die Architekten neue venezianische Terrazzoböden. In beiden Flügeln betonen neue Portale aus poliertem Messing die räumliche Abfolge des Renaissancepalasts. Die zeitgemäßen Ausstellungsräume erstrahlen in einem warmen Rotton.
Der zweite Eingriff betraf die Räume des ehemaligen Risorgimento-Museums. Diese ließen die Architekten vollständig renovieren und für neue Funktionen zur Unterstützung der Ausstellungsaktivitäten anpassen: Café, Buchhandlung, Schulungsraum und Mehrzweckraum. Darüber hinaus hat Labics die Innenhöfe in diesem Teil des Komplexes saniert und sie als Open-Air-Räume neu gestaltet. Sie sind nun Teil des Museumsrundgangs und heben die Besonderheiten des Gebäudes hervor, indem sich Volumina und Leerräume, Innenräume und geschlossene Außenbereiche abwechseln.
Verbindungswege
Der dritte Eingriff konzentrierte sich auf die Gewährleistung der Kontinuität der Wege im Innen- und Außenbereich. Was die internen Wege betrifft, so stellte Labics eine wichtige Verbindung zwischen dem ehemaligen Museum des Risorgimento und dem Haupthof wieder her. Diese war im Laufe der Zeit unterbrochen. Darüber hinaus verbesserten sie den Zugang über die kleine Loggia, die dem Haupthof zugewandt ist, und machten sie zu einem wesentlichen Bestandteil der Besucherroute.
Der bedeutendste Eingriff ist die Schaffung einer Verbindung zwischen den beiden Flügeln des Palastes im Garten. Labics erreicht dies durch eine wesentliche und leichte, teilweise verglaste Holzstruktur, die sich in den Garten hinein erstreckt und dessen Hauptgeometrien hervorhebt. Der Garten, den Labics zusammen mit dem Landschaftsarchitekten Stefano Olivari entworfen hat, greift die Anordnung des antiken „Brolo“ (Obstgarten) mit seinen Quadraten und Rechtecken wieder auf.
Aktuelle Ausstellung
Die Ausstellung ‚Renaissance in Ferrara: Ercole de‘ Roberti und Lorenzo Costa‘ – kuratiert von Vittorio Sgarbi und Michele Danieli über zwei große Ferrareser Renaissancemeister und bereichert durch zahlreiche internationale Leihgaben – bietet die Gelegenheit, den Palast in all seinem Reichtum und seiner Komplexität zu bewundern. Die Ausstellung wird bis zum 19. Juni 2023 zu sehen sein.
Fakten
Projekt: Renovierung, Restaurierung und Sanierung des Palazzo dei Diamanti, www.palazzodiamanti.it
Standort: Corso Ercole I d’Este, 21, 44121 Ferrara FE, Italien
Fertigstellung: 2023
Bauherr: Gemeinde Ferrara
Architektur | Innenarchitektur des Umbaus: Labics, Maria Claudia Clemente und Francesco Isidori, Webseite des Büros
Landschaftsarchitektur: Stefano Olivari
Fotos: Marco Cappelletti, www.marcocappelletti.com
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Labics
Labics ist ein Architektur- und Stadtplanungsbüro mit Sitz in Rom, das im Jahr 2002 von Maria Claudia Clemente und Francesco Isidori gegründet wurde. Der Name des Büros – Labics – drückt das Konzept eines Labors aus, eines Testfelds für fortschrittliche Ideen. Durch die Kombination eines theoretischen Ansatzes mit angewandter Forschung erstreckt sich das Interessengebiet des Büros von kleinen Innenräumen bis hin zu städtischen Masterplänen, wobei die verschiedenen Maßstäbe und Komplexitäten des Projekts durchlaufen werden.