An einer Ecke, schräg zur Karl-Marx-Straße im quirligen Bezirk Neukölln liegt die denkmalgeschützte ‚Alte Post‘. Mit ihrer markanten roten Backsteinfassade prägt sie seit 1899 das Viertel.
Heute werden keine Briefe mehr von hier in alle Welt versandt, sondern Studierende aus vielen Ländern finden ihren Weg hierher, um sich in diversen Studiengängen auszubilden zu lassen.
Auf drei Etagen hat die Unternehmensgruppe Global University Systems (GUS) für ihre private Hochschule BSBI 5 000 m² gemietet, um eine Lernwelt für 1 200 Studierende und rund 200 Verwaltungsangestellte zu schaffen.
Hier, wie auch für ihre anderen Standorte, legt GUS hohe Maßstäbe an. „Eines der wichtigsten Entscheidungskriterien bei jeder Auswahl ist die Nachhaltigkeit“, berichtet Roy Lavian, Head of Property Development bei GUS.
Viel Vorheriges blieb erhalten
Der Architekt sieht in der Wieder- und Weiterverwendung von bestehenden Gebäuden und ihrer Layouts eine relevante neue Architekturbewegung. „Wenn man Verantwortung für unseren Planeten und die Umwelt übernehmen will, muss man das tun, auch wenn ein paar Kompromisse nötig sind.”
Das trifft auch auf den BSBI-Campus zu. Dort blieben viele der bestehenden Büros erhalten, ebenso Innenwände und Bodenbeläge. Es sollte eben nicht alles neu aufgeteilt, herausgerissen oder neu aufgebaut werden.
Im Ergebnis entstand ein harmonischer Mix aus moderner Ästhetik und nachhaltigem Design. Bestehende Strukturen und Materialien wurden bewahrt und wiederverwendet. „Das Hauptziel ist die Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks“, sagt Lavian.
Fitnessstudios als Orientierungshilfe
Beim innenarchitektonischen Konzept hat man sich an der Praxis von Fitnessstudios orientiert. In diesen ändert sich alle drei bis sechs Monate die Anordnung der Geräte, damit keine Langeweile bei den Besuchern aufkommt.
Daran angelehnt, soll das Mobiliar von Kinnarps in den Klassenzimmern regelmäßig umgestellt werden. Die Studierenden, die dort mehrere Jahre bis zu ihrem Bachelor-Abschluss verbringen, sollen eine stets interessante und motivierende Lernumgebung vorfinden, betont der Architekt.
Instagram-taugliche Räume
Das geht so weit, dass die Räume für die Social-Media-Aktivitäten der Studierenden ausgerichtet wurden. „Viele Bereiche sind „instagrammable“, sagt Lavian. „Damit bieten wir den jungen Leuten eine visuelle Plattform, auf der sie ihre Erlebnisse teilen können.”
Gleichzeitig orientiert sich die innenarchitektonische Gestaltung der Bildungseinrichtung an zukunftsorientierten Bürodesigns. Die Räume ähneln modernen Office-Flächen und bereiten dadurch auf die künftige Arbeitswelt vor.
Durchdachtes Farbkonzept
Bei der Vermittlung von Wissen spielt ebenso das Ambiente eine entscheidende Rolle. Ein häufiges Szenario: Schüler und Lehrer verschieben Möbel, was oft zu einem chaotischen Gesamtbild führt.
Diesem Chaos wollten Lavian und sein Team im BSBI von vorne herein Einhalt gebieten. Anstatt sich auf die traditionellen weißen Möbel zu verlassen, die oft eintönig und sogar ermüdend wirken, setzen sie auf Farbvielfalt.
Die Klassenzimmer weisen harmonische Farbkombinationen in Pfirsich, Koralle und Grau sowie in anderen Räumen Blau, Hellblau und Grau auf.
Auch in weiteren Bereichen wurde das Konzept von Rot und Blau aufgegriffen. Rot spiegelt die Farbe des Backsteingebäudes, das sein Licht durch die Fenster wirft, wider. Blau nimmt die Farbe des BSBI-Logos auf.
Bei der Auswahl der Möbel spielte die Farbpalette ebenfalls eine wichtige Rolle. Zum Zuge kamen Kinnarps-Produkte.
Einige Beispiele: Obwohl sie mehr Pflege als weiße Varianten benötigen, weisen die Oberflächen der Konferenztische und Schrankmodule von ‚Space‘ edle, dunkle Oberflächen auf.
Modulare und mobile Möbel
Für die übrigen Möbel entschieden sich die Bauherren nicht nur nach Farbkriterien, sondern auch, ob sie dem Anspruch an Flexibilität und Mobilität gerecht werden.
Das zeigt sich etwas an den modularen und mobilen ‚Foldex‘-Tischen, die sich leicht an verschiedene Bildungsszenarien anpassen. Aufgrund ihrer Rollen können sie problemlos an andere Orte gebracht oder zur Seite geklappt werden.
Ein weiteres Detail sind die seitlichen Haken der Tische ‚Origo‘, sodass die Studierenden ihre Taschen direkt bei sich aufhängen können.
Aus verschiedenen Modulen besteht ebenso die Serie ‚Fields. Dazu zählen Sessel, Sofas, Hocker und Tische.
Eine komfortable Bodenreinigung in der Kantine ermöglichen die ‚Anagram‘-Stühle. Sie lassen sich am Tisch aufhängen.
Das schlüssige planerische Gesamtkonzept, das die Ertüchtigung bestehender Räume, frische Farben und flexibel einsetzbares Mobiliar verbindet, dürfte auch künftigen Anforderungen gerecht werden.
Fakten
Projekt: Campus der Berlin School of Business and Innovation (BSBI) in Berlin-Neukölln
Auftraggeber: Global University Systems (GUS)
Fertigstellung: Juli 2023
Bauzeit: 15 Monate
Nutzfläche: 5 000 m²
Eingesetzte Produkte: Serien ‚P‘,‚Vibe‘‚‚Space‘‚Leia‘‚Fields‘‚Nestor‘,Anagram‘, .‚Neo‘ ‚Lite‘ /‚Rocca‘, ‚Motus‘/‚Polar‘/‚Origo‘/‚Foldex‘/‚Oberon‘ ‚Fields‘ von Kinnarps
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