Im Zuge der Digitalisierung verloren die Brückenwärterhäuschen in Amsterdam ihre Bedeutung. Neue Brückentechnologien führten zu einer Zentralisierung des Systems. Brückenwärteraufgaben wurden fortan gebündelt, nicht mehr jede Brücke vor Ort bedient.
Nachnutzung der Brückenhäuschen
Auf der Suche nach einer Nachnutzung der Brückenhäuschen ergab sich für das Architekturbüro Space&Matter die Gelegenheit, die lang gehegte Idee eines dezentralen Hotels umzusetzen. Mit im Boot: die Betreiberfirma Lloyd Hotel sowie der Projektentwickler Grayfield.
Space&Matter durften die geschichtsträchtigen Bauten in kleine, aber voll ausgestattete Unterkünfte auf und am Wasser verwandeln. Heute bieten bereits 21 ehemalige Brückenhäuschen einen ganz besonderen Rückzugsort – einige liegen ruhig am See, andere an lebendigen Kanalkreuzungen in der pulsierenden Metropole Amsterdam. Sieben weitere sollen 2021 folgen.
Space&Matter gestalten individuell
Der Umbau zum Mini-Hotel war eine Herausforderung für das niederländische Architekturbüro Space&Matter. Die an Klapp-, Hebe- und Zugbrücken sowie Schleusen über die ganze Stadt verteilten Brückenhäuschen verfügen über ungewöhnliche Raumformen – von rund über oktogonal und rechteckig bis hin zu trapezförmig.
Ab dem 16. Jahrhundert meist in Holzbauweise errichtet, setzte man im 19. Jahrhundert vermehrt auf gemauerte, betonierte oder metallene Gebäude.
Zentral mit ausreichend Privatsphäre
Typisch für Holland: Großzügige Fensterfronten bieten auf kleinem Raum ein offenes Ambiente und sorgen für einen hohen Lichteinfall. Trotzdem stellen die ungewöhnlichen Unterkünfte ausreichend Privatsphäre zur Verfügung. Integrierte Jalousien und Vorhänge halten fremde Blicke fern.
Qualität bei den Materialien
Jedes Brückenhäuschen erzählt seine eigene Geschichte, selbst die Lektüre vor Ort bezieht sich auf das jeweilige Umfeld. Die passende Ausstattung der Objekte fand in mühevoller Kleinarbeit statt, im Zuge sogenannter ‚DesignPicknicks‘.
Die Relikte der Brückenwärter unterscheiden sich von Unterkunft zu Unterkunft. Space&Matter-Architekten integrierten gut erhaltene Einbauteile und Materialien in die jeweiligen Designkonzepte der Mini-Hotels. Weitere Materialien: Terrazzo, poliertes Aluminium sowie gestrichenes Holz.
Lediglich eine neue digitale Bedieneinheit, die Hotelinformation, Schlüsselkarte und Stadtführer in sich vereint, wurde ergänzt. Der Check-in funktioniert über das Smartphone, ein Tablet verrät die Do’s and Don’ts für Haus und Nachbarschaft.
Hochwertige Ausstattung für Mini-Hotels
Alle Mini-Hotels, die Sweets-Häuschen, sind mit Doppelbett, Kaffeeutensilien und Badezimmerbeigaben ausgestattet. Bei den Duschen fiel die Wahl auf Grohtherm 1000 Cosmopolitan mit Euphoria Handbrause von Grohe.
Die modernen Systeme wurden alle neu eingebaut – im Arbeitsalltag eines Brückenwärters waren sie früher nicht notwendig.
Auch wenn die soziale Komponente innerhalb dieses außergewöhnlichen Hotels entfällt, so bieten die Brückenhäuschen doch optimale Bedingungen für eine Interaktion mit der Nachbarschaft.
Das Prinzip der Unterkunft von Sweet Hotel gleicht dem Grundgedanken von Airbnb: Man teilt den knapper werdenden Raum im urbanen Umfeld und profitiert damit von einer exklusiven Erfahrung, denn Ausblicke und Bezug zur Stadt suchen ihresgleichen.
Das Sweet Hotel-Projekt gewann den Frame Award als ‘Hotel of the Year 2020’.
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