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Innenausbau von Edit Studios in Vancouver/CA

Innenausbau von Edit Studios in Vancouver/CA
Vielfalt als Programm

Bei der Planung von Edit Studios  für die neuen Büroräume eines Fintech-Unternehmens ging es nicht um die Optimierung der Desksharing-Quote. Im Mittelpunkt stand vielmehr die Ausstattung der von den Teams auch ohne Buchung nutzbaren Bereiche.

Autor Roland Pawlitschko

Als Spezialist für Lösungen zur Identitätsverifizierung bei Internetgeschäften sieht sich Trulioo einem weltweit wachsenden Markt gegenüber. Gleichzeitig ist das kanadische Unternehmen in den letzten Jahren selbst stetig gewachsen. Mit dem Ziel, die 300 bislang verstreut in der Stadt arbeitenden Beschäftigten an einem Standort zu bündeln, hat es Anfang 2023 seinen neuen Hauptsitz bezogen – zwei insgesamt 3 250 m² große Etagen eines Büroneubaus im Zentrum der kanadischen Metropole Vancouver.

Edit Studios
Plan: Edit Studios

Wohnliche Raumatmosphäre und viele Grünpflanzen

Zu Projektbeginn standen Innenarchitekten von Edit Studios vor der Herausforderung, eine Umgebung zu entwerfen, die nicht nur Interaktionen und das produktive Arbeiten fördert, sondern die Mitarbeiter dazu motiviert, nach der coronabedingten Blütezeit des Homeoffice wieder gern ins Büro zurückzukehren. Also führten Janay Koldingnes, die Gründerin von Edit Studios, und ihr Team zunächst Befragungen durch, um so mehr über die Arbeitsweisen und Anliegen der Beschäftigten zu erfahren.

„Aus den Umfragen und Einzelgesprächen ging unter anderem hervor, wie wichtig den Mitarbeitern das Thema akustische Privatsphäre ist“, erläutert die Architektin. „Deutlich wurde aber auch, dass sie viele Rückzugs- und kleine Besprechungsräume benötigen würden, da sie einen großen Teil ihrer Arbeitszeit mit Telefonaten und (virtuellen) Meetings verbringen und sich dabei möglichst wenig gegenseitig stören wollten. Ein klassischer Open Space hätte hier nicht funktioniert.“ Zudem wünschten sie sich eine wohnliche Raumatmosphäre und viele Grünpflanzen.

Edit Studios
Foto: Ema Peters

Arbeitsinseln im Wechsel

Das Designkonzept rückt folgende drei Aspekte in den Mittelpunkt: Resimercial, Financial Identity und Global. Das aus den Begriffen residential und commercial zusammengesetzte Kunstwort Resimercial steht für die Verschmelzung eines wohnlichen Komforts mit der Technologie moderner Büros. Zugleich sollten die Räume aber auch klarmachen, dass Trulioo in der Finanzbranche zu Hause ist. Dies veranschaulichen verstreut in Regalen oder an Wänden präsentierte Objekte, die die Entwicklung der Identitätsprüfung im Lauf der Jahrhunderte thematisieren – beispielsweise Fingerabdrücke oder Ausweisdokumente. Der Begriff Global schließlich verweist auf die weltweite Präsenz von Trulioo – visualisiert etwa mit Wandreliefs, die abstrahierte Landkarten zeigen, oder mithilfe eines Wandgemäldes des Künstlers Rory Doyle, das den im 3. Obergeschoss des Neubaus situierten Eingangsbereich prägt.

Edit Studios
Foto: Brett Ryan Studios

Trulioos wichtigstes Gut – die Mitarbeiter

Dieser befindet sich in der größeren Büroebene und heißt Gäste wie auch Mitarbeiter mit einem breiten Empfangstresen willkommen, hinter dem ein großzügiger Loungebereich zum entspannten Warten oder zu informellen Gesprächen einlädt. Vor dem Hintergrund einer eher ruhigen Farbgestaltung erscheint Rory Doyles Kunstwerk, das eine riesige Wandfläche im Bereich der nach oben führenden Treppe ziert, als räumlich bestimmendes Element. Es thematisiert Trulioos wichtigstes Gut – die Mitarbeiter – und verweist farbenfroh auf deren vielschichtige Identitäten.

Edit Studios
Foto: Brett Ryan Studios

Angenehme Akustik

In der unteren Büroebene sind die meisten der 180 realisierten Arbeitsplätze untergebracht. Nur Beschäftigte, die sich mehr als drei Tage pro Woche im Büro aufhalten, bekommen einen eigenen Schreibtisch. Alle anderen müssen sich täglich zu Arbeitsbeginn einen neuen Platz suchen. Grundsätzlich sind diese gleichmäßig entlang der Außenfassaden angeordnet. Um Störungen durch Kollegen zu minimieren, entwarfen die Innenarchitekten sieben Inseln, die durch aneinandergereihte Rückzugs- und kleine Besprechungsräume in jeweils noch kleinere Einheiten gegliedert sind.

Zwischen den Inseln gibt es Teeküchen sowie zahlreiche kleine, große, offene, halboffene oder mit Glaswänden geschlossene Teambereiche für alle möglichen Arten der Interaktion oder für zurückgezogenes Arbeiten. Diese Kleinteiligkeit sorgt ebenso für eine angenehme Akustik wie die abgehängten Akustikpaneele, Regale und Screens zwischen den gegenüberliegenden Schreibtischen. „60 % der Bürofläche Trulioos bestehen aus offenen oder abschließbaren Aufenthalts-, Team- und Besprechungsbereichen, die jeweils eine etwas andere Ausstattung und Atmosphäre aufweisen“, sagt Janay Koldingnes.

Edit Studios
Foto: Ema Peters

Unkompliziertes offenes Umfeld

Dieser Prozentsatz mag auf den ersten Blick überdimensioniert wirken. Gut ein Jahr nach Bezug des Hauptsitzes ist jedoch klar, dass all diese Bereiche tatsächlich hochfrequentiert sind. Im wesentlich kleineren Obergeschoss ordneten Edit Studios ein Café an, das zwar keine Bewirtung, dafür aber viel Platz für einen lockeren Austausch oder entspannte Pausen mit Kollegen bietet. Hierfür stehen unterschiedliche Sitzmöbel, Tische, Stehtische und eine lange Küchentheke sowie eine üppig bepflanzte Dachterrasse zur Verfügung. Hinzu kommen Vintage-Spielautomaten, eine Tischtennisplatte und ein Kicker.

Dank der Ausstattung mit modernster Technik sind im Café aber auch große Versammlungen möglich. Direkt angrenzend findet sich ein Irish Pub – ein Raum, der bezugnehmend auf ein Satellitenbüro in Dublin wie eine Bar gestaltet ist – sowie das Wohnzimmer. Letzteres bietet ein unkompliziertes, einladend offenes Umfeld, in dem Mitarbeiter aktuelle Nachrichten auf Bildschirmen verfolgen oder mit Kollegen Xbox spielen können.

Wer hier unerwartet einen geschäftlichen Anruf bekommt, muss nicht zum Schreibtisch eilen, sondern kann sich für vertrauliche Gespräche oder zum Arbeiten alleine in einen der Ruhe- oder mit Kollegen in einen der Besprechungsräume zurückziehen. Zum stillen, konzentrierten Arbeiten eignet sich ebenso die Bibliothek. Telefonieren oder virtuelle Meetings sind hier unerwünscht.

Edit Studios
Foto: Ema Peters

Vielfältiges Raumangebot

Die Besonderheit dieser Räume besteht darin, dass sie keine Kulissen, sondern authentische, professionelle Arbeitsumgebungen sind, die liebevoll und präzise bis ins Detail geplant und ausgeführt wurden.

Ein derart hochwertiges Interior Design, zu dem auch ausgesuchte Möbel gehören, konnten die Innenarchitekten von Edit Studios vor allem deshalb entwickeln, weil Trulioo ihnen im Rahmen eines vorab definierten Budgets nahezu freie Hand ließ. Im Gegenzug erhielt das Unternehmen eine maßgeschneiderte Bürolandschaft, in der alles gemäß der Farb- und Formensprache der Marke Trulioo eigens gestaltet wurde – von den Regalen und Wandverkleidungen bis hin zur Signaletik.

Punkte als Gestaltungsmerkmal sind integraler Teil der Unternehmens-CI und tauchen immer wieder in den Räumen auf – als dekorative Muster an Glas- oder Trennwänden, aber auch in Form von großen, aus Punkten zusammengesetzten Ziffern, mit denen die Arbeitsinseln durchnummeriert sind. Ein kleines Detail, das für das Wohlbefinden der Menschen eine große Rolle spielt, sind die vielen im Büro verteilten „Pflanzenbibliotheken“.

Die Mitarbeiter müssen sich nämlich nicht dauerhaft um Zimmerpflanzen kümmern, um in den Genuss eines grünen Arbeitsplatzes zu kommen. Es steht ihnen frei, sich ihre grünen Lieblinge aus einem der Regale und von anderen Abstellflächen auszuleihen und sie während der Arbeitszeit mit an den Schreibtisch zu nehmen.

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Porträt: © Edit Studios

Janay Koldingnes

(im Bild links) gründete Edit Studios 2018 in Vancouver. Schwerpunkt des kanadischen Büros ist es, Unternehmen und ihre Marken mithilfe von Innenarchitektur und einer starken Corporate Identity auf das nächste Level zu heben.


Fakten

Projekt: Trulioo Headquarter

Standort: 114 E 4th Ave 400, Vancouver, BC/Canada

 

Bauherr: Trulioo

Bauaufgabe: Bürogebäude

Architektur: Edit Studios Inc., Webseite des Büros

Baubeginn: August 2022

Fertigstellung: Februar 2023

Bruttogeschossfläche: 40 000 m²

Ausstattung (Auswahl): Möbel von Hermann Miller, Andreu World, Akustikpaneele von Akustus, Leuchten von Muuto, Luxx Box, Luke Lamp, And Light

Fotos: Brett Ryan Studios, Ema Peters

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