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Gesund, nachhaltig, zirkulär

LXSY verwandelt Lagerhalle in Co-Working-Space
Gesund, nachhaltig, zirkulär

In Berlin-Neukölln wurde auf dem Gelände der ehemaligen Kindl Brauerei die einstige Lagerhalle in einen multifunktionalen Co-Working-Space verwandelt. Für den Um- und Ausbau verwendete das beauftragte Architektenbüro LXSY vorrangig recycelte oder kreislauffähige Materialien.

Autorin Ute Laatz

Den Industriecharakter bewahren und dabei eine moderne Arbeitsatmosphäre schaffen. Das war nicht die einzige Herausforderung, die sich LXSY Architekten für den Innenausbau der zuvor bereits ertüchtigten und aufgestockten ehemaligen Fasslagerhalle stellte. Denn oberste Priorität lag für die Bauherren von Impact Hub Berlin auf den Baustoffen. Sie sollten nicht in konventioneller Weise neu beschafft werden, sondern möglichst aus Wiederverwertungen bestehen.

Die Mitbegründerin von LXSY, Kim Le Roux, beschreibt das Konzept als ein „Haus-in-Haus-Prinzip“. Dafür wollte sie in die Gebäudehülle, deren Fassade aus dem 19. Jahrhundert möglichst nicht verändert werden sollte, eine zweigeschossige Box setzen. „Teils offene, teils in sich abgeschlossene Einheiten bieten darin Raum für lautes und leises Arbeiten“, wie sie es nennt.

Hier finden Meetings statt, Telefonboxen erlauben ungestörte Videokonferenzen. Sitz- und sogar Schlafnischen stehen für den Rückzug innerhalb der auf Kommunikation ausgerichteten Büroarchitektur bereit. Ein Café im Erdgeschoss dient als Treffpunkt und ist auch öffentlich zugänglich. Im Untergeschoss hat LXSY Konferenzräume, Werkstätten und Labs eingerichtet.

Design follows Verfügbarkeit

Um allerdings diese Struktur erstellen zu können, mussten die Architekten größtmögliche Flexibilität beweisen. Dazu erstellten Le Roux und ihr Team Mood- und Materialboards, die sie jeweils eng mit den Bauherren abstimmten.

Danach ging die Suche nach geeigneten Materialien sowie deren Transport zur Baustelle los. Auch die Lagerung von Baustoffen wollte minutiös geplant werden, denn nicht immer waren Verfügbarkeit und Bedarf zeitlich aufeinander abstimmbar.

Ein Netzwerk musste her und in Concular fand LXSY einen wichtigen und kompetenten Sparringpartner. Das bundesweit agierende Unternehmen hat sich auf zirkuläres Bauen spezialisiert. Es bietet unter anderem Baumaterialien an. Das können Türen, Fenster, Brüstungen, Pflaster und Fassadenplatten ebenso sein wie Leuchten und Sanitärelemente aus Abriss oder Sanierung von Bestandsbauten.

Als weiterer wichtiger Partner von LXSY kam Trash Galore aus Leipzig hinzu. Der gemeinnützige Second-Hand-Materialmarkt vermittelt wiederverwendbare Reststoffe, um diese erneut in den Kreislauf zu bringen.

Durch deren Netzwerk erhielt das Team von LXSY Kontakt zu lokalen Abrissfirmen, um quasi tagesaktuell über Verfügbarkeiten informiert zu werden. Tischlereien gaben Holzverschnitte ab, die sie auf regelmäßigen Fahrten eingesammelt, zwischengelagert und sortiert hatten. Für das extra entwickelte, schmale Raster des geplanten Innenwandsystems ließen sich die Reste gut einsetzen. Wegen der geringen Abmessungen ließen sich recycelte Glasabschnitte für die Fenster leichter finden.

„In den teils offen gestalteten Räumen kam es auch auf Akustikmaßnahmen an. Recycelter Filz und Holzwolle-Leichtbauplatten statt Kunststoffe dienten uns hier als natürliche Lärmschlucker. Klimafreundliche (neue) Hanfblöcke als Raumteiler bieten ebenfalls den praktischen Zusatznutzen, Geräusche und Schall zu dämmen“, erläutert Kim Le Roux von LXSY die kreativen Zweckentfremdungen.

Ästhetik, neu gedacht

Auch wenn die Gestaltung auf den Einsatz der Halle als Work-Space ausgerichtet ist – eine reversible Bauweise sollte spätere Nutzungsänderungen ermöglichen. Nicht verklebt oder genagelt, sondern gesteckt oder geschraubt lassen sich die Elemente leicht voneinander lösen, um nötigenfalls eine neue Struktur zu schaffen.

Die Ausstattung erfolgte auch nicht wie sonst üblich nach Plan und auf Bestellung. Vielmehr dienten Ebay-Kleinanzeigen, Tauschbörsen und das aufgebaute Netzwerk mit seinem Informationsaustausch als Bezugsquellen für das Mobiliar.

Was sich nicht aus zweiter Hand auftreiben ließ, wurde im Sinne der Kreislaufwirtschaft zumeist geleast. Von einer Kunstausstellung im Berliner Kult-Club Berghain stammen schwarze MDF-Platten. Sie dienen nun als Schrankfronten. Polstermöbel aus einer Hausräumung kamen im Loungebereich zum Einsatz. Konstruktionsholz aus einem Mehrfamilienhaus lieferte die Basis für eine Sitzbank auf der Galerieebene.

Für das Projekt setzte LXSY übrigens ein Budget wie für einen konventionellen Neubau an. Den Aufwand beschreibt Kim Le Roux nicht höher als normal. „Die sonst übliche Kommunikation mit Herstellern ist genauso intensiv. Aber in diesem Fall fühlten sich alle involvierter. Das Projekt trug deutlich zur Identitätsstiftung bei“, beurteilt die Architektin die positive Wirkung, die der nachhaltige Ansatz letztendlich auf das vielbeachtete Ergebnis hatte.


Fakten

Projekt: Community & Coworking Space in zirkulärer Bauweise
Standort: Rollbergstraße 28a, 12053 Berlin

Bauherr: Impact Hub Berlin GmbH
Architekturbüro: LXSY Architekten, Webseite des Büros
Fertigstellung: 2022
BGF: 1 780 m²
Projektpartner: TRNSFRM eG; Studio de Schutter

Fotos: Studio Bowie

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