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Hannelore Deubzer

Hochschullehrer im Portrait
Hannelore Deubzer

Ein offener Geist, ein gewisses Maß an Unbekümmertheit, ein naturgegebenes Interesse am Umfeld und an Lebensräumen, das sind die Zutaten, die Hannelore Deubzer den Studierenden an der TU München mitgeben möchte.

Autorin Nina Shell

Ihr beruflicher Werdegang führte zunächst zum Studium der Architektur nach Berlin. „Was wir damals mitgenommen haben, war weniger eine Ausbildung als eine Fähigkeit – man ist angefüllt worden mit Verantwortlichkeit, mit Ideen, mit Konzepten, man hat Menschen kennengelernt, die für etwas standen“, erinnert sich Hannelore Deubzer, „wir sind mit wenig praktischen Fähigkeiten nach dem Studium in die Büros gekommen, wo dann eigentlich die Lehrjahre angefangen haben“.

Die sie sehr erfolgreich absolvierte: Die Jahre, zunächst bei Schultes Architekten (bzw. deren Vorläufer BJSS, Bangert, Jansen, Scholz, Schultes, dann bei Stirling, beides in erster Linie Wettbewerbsbüros. Dann der Wunsch nach Veränderung – auch im räumlichen Sinn: Von Berlin wechselte Hannelore Deubzer nach München – und in die Lehre, zunächst auf eine Assistentenstelle an der TUM.

Ein Jahr später gründete Hannelore Deubzer zusammen mit Jürgen König das eigene Büro in Berlin, ein zweites in München folgte. Beidem, Lehre wie eigenen Projekten, ist sie bis heute treu geblieben – wobei sie inhaltlich am Universitätsleben besonders schätzt, „dass man hier im besten Sinne des Wortes unabhängiger ist, was die Komplexität des Bauens angeht“.

Sah sie ihre eigene Studienzeit eher weniger berufsbildend, gehe der Anspruch heute konkret in die Leistungserbringung – was die Studierenden der heutigen Generation heute auch erwarten. „Heute haben die jungen Leute einen extremen Realitätssinn, die Effizienz habe Vorrang, was leider weniger Spielraum für anderes, wie persönliche Weiterbildung lässt.“ Dennoch: Die angehenden Architekten denken und arbeiten viel stärker interdisziplinär, sind offen für Fragestellungen Dritter.

Was an der TUM, die heuer ihr 150-jähriges Bestehen feiert und auch an Deubzers Lehrstuhl immer wieder interessante Projekte anstößt – „mittlerweile haben wir Soziologen mit im Team – und diese Rückkoppelung, die jahrzehntelang kein Thema war, halte ich für unglaublich wichtig, gerade in puncto Architektur“, sagt Hannelore Deubzer.

Schließlich zeigt sich dadurch, dass auch eine technische Universität zunehmend soziologisch-gesellschaftliche Verantwortung übernimmt. Auch Kooperationen mit Medizinern nehmen zu. Die Fragen nach dem Einfluss unserer Bauten, unserer Lebensräume auf den gesundheitlichen Zustand, das Wohlbefinden der Menschen darin, spiele eine immer größere Rolle.

„Nicht zuletzt auch durch die neue Lichttechnik kommt das Thema immer stärker in den Fokus und wird untersucht“, so Hannelore Deubzer. „Banales Beispiel: Aus nachhaltiger Überlegung heraus wäre Dreischeibenverglasung gut – die aber zur Folge hat, dass wahnsinnig wenig Licht in die Räume dringen kann. Wir brauchen aber Licht!“

Weil die Augen Unglaubliches leisteten, wären wir uns gar nicht mehr bewusst, dass wir de facto rund 80 Prozent unserer Zeit in permanentem Dämmerzustand verbrächten. Dazu und die entsprechenden Auswirkungen zu erforschen und der Gesellschaft deutliche Erkenntnisse zu liefern, ist ihr ein extrem wichtiges Anliegen. Derzeit habe sie aus diesem Grund auch die Niederländerin Gemma Koppen, die sich seit vielen Jahren mit dem Thema Architektur und Psychologie beschäftigt, an den Lehrstuhl geholt.

Auch dass die Thematik der zunehmenden Lichtverschmutzung und deren Folgen erst jetzt in der Gesellschaft angekommen ist, auch wenn sich Experten bereits seit rund 15 Jahren damit beschäftigen, hält Hannelore Deubzer für ein wichtiges Thema in der Lehre. „Bei uns entsteht gerade eine Dissertation zu der Frage, wie Projektionen auf eine Fassade, deren Wirkung und Funktion beeinflussen.“

So gleiche beispielsweise Hongkong nachts einer „bunten Suppe“ an Lichtereignissen. Gleichzeitig machen LEDs die Simulation von Tageslicht möglich, sodass Fassaden für Urban Farming nutzbar gemacht werden. „All dies ändert auch die Vorstellung in der Architektur, wirft Fragen danach auf, wie künftig mit öffentlichem Raum umgegangen wird.“

Entsprechend die Aufgaben für die Studierenden – ein Beispiel: Relativ großmaßstäbliche Modelle von Museen oder Sakralbauten werden gebaut, mit einem Lichthimmel, in dem das Licht künstlich nachsimuliert wird und an denen man gesicherte Erkenntnisse gewinnen kann, wie die Lichtverteilung bei einer angenommenen Lichteinwirkung von außen ist. „Das ist etwas, wo es einerseits um Lehre, andererseits um Forschung und realistische Entwicklung geht; um die Erfassung sehr verlässlicher Daten, auf die man dann baulich eingehen kann.“

Einen entsprechend wichtigen Schwerpunkt am Lehrstuhl bildet auch die Entwicklung der Modulreihe Licht, die diese Themen in die Studiengänge integriert und die Inhalte so in den Masterstudiengang Architektur implementieren konnte.

Fazit: Nicht nur die Veränderungen in der Lehre an sich, im Rückblick auf den eigenen Werdegang, findet Hannelore Deubzer nach wie vor spannend – besonders auch der Wandel gesellschaftlicher Werte, der Umgang der heutigen Generation von angehenden Architekten damit und die Herausforderungen, die eine immer dichter besiedelte und technisierte Welt mit sich bringt, manifestieren sich in ihrer Lehrtätigkeit ebenso wie in eigenen Projekten.

Weitere Portraits finden Sie hier


Hannelore Deubzer (im Bild links) studierte Architektur an der TU Berlin und gründete dort 1988 mit Jürgen König ein Architekturbüro. 2001 eröffneten beide Partner ein weiteres Büro mit Maximilian Rimmel in München. 1991 war sie Stipendiatin der Villa Massimo in Rom. Seit 1997 ist Deubzer an der Technischen Universität München (TUM), heute Ordinarius in der Fakultät Architektur am Lehrstuhl für Raumkunst und Lichtgestaltung.

www.deubzerkoenig-rimmel.de


Technische Universität MünchenFakultät für ArchitekturLehrstuhl für Raumkunst und Lichtgestaltung

Bachelorstudiengang: Architektur

Studienbeginn: jeweils zum Wintersemester

Abschluss: Bachelor of Arts (B.A.) TUM

Dauer: 8 Semester (davon 2 Auslandssemester)

Workload: 240 ECTS

Absolventen: ca. 150 pro Jahr

Masterstudiengang: Architektur

Studienbeginn: jeweils zum Wintersemester

Abschluss: Master of Arts in Arts (M.A.) TUM

Dauer: 4 Semester

Workload: 120 ECTS

Absolventen: ca. 100 pro Jahr

www.lrl.ar.tum.de

Foto: Albert Scharger

Designtalent der Fakultät – Umnutzung

Das Architekturmuseum betreut die größte Spezialsammlung für Architektur in Deutschland, das historische Archiv der TU München wiederum ist ein öffentliches Archiv, das seit dem Jahr 1845 Dokumente und Objekte der Universität mit dem Ziel der Dokumentation und Traditionspflege aufbewahrt. Die Bestände beider Einrichtungen vergrößern sich kontinuierlich und die bisher bestehenden, auf die Stadtfläche verteilten Einzelstandorte kommen an ihre Kapazitätsgrenzen. Gleichzeitig werden aktuell durch die Verlagerung der Elektrotechnischen Fakultät vom TU Stammgelände nach Garching mehrere Gebäude in der Innenstadt frei. Darunter auch das ‚Hochvolthaus‘ das durch seine ursprüngliche Nutzung bautypologisch stark von den restlichen abweicht. Die Master Thesis von David Spang untersucht den Ansatz, die beiden genannten Archive in dem Gehäuse unterzubringen und in diesem Zuge eine signifikante Aufwertung der Sammlungen zu erreichen.

Projekt: Hochvolthaus Archiv

Stud. Arch. David Spang

Betreuer: Prof. Hannelore Deubzer, Rudolf Graf, Lutz Harrer

Renderings: David Spang

David Spang

erarbeitete ein Konzept, das Forschungsarchiv des Architekturmuseums München sowie das historische Archiv der TU München in einem Gebäude unterzubringen.

 
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