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Michael F. Rohde

Hochschullehrer im Porträt
Michael F. Rohde

Als Professor für Architectural Lighting Design unterrichtet Michael F. Rohde an der Hochschule Wismar und verbindet dabei klare Gestaltung mit technischem Wissen. Lichtplanung ist für ihn keine Kunst, sondern wirkt dienend.

Autor Oliver Herwig

Ein trister Tag in Berlin. Michael F. Rohde blickt aus dem Fenster seines Ateliers: „Hier ist gerade schreckliches Wetter. Hohe Luftfeuchtigkeit und kein bisschen Blau am Himmel“, sagt er. Doch dann beginnt Rohde ein wenig zu schwärmen. „Das Besondere an der menschlichen Wahrnehmung ist ja, dass die Augen das einzige Organ sind, das direkt mit dem Gehirn verbunden ist.“ Vielleicht erinnern wir uns daher so gern an besondere Lichtsituationen und wollen diese Atmosphären mit moderner Planung auch in Innenräume holen.

Und das gehe durchaus. „Mit all den Möglichkeiten, die wir heute in der Architekturbeleuchtung haben, können wir mit Licht und Farben spielen.“ Rohde kennt noch die Zeit vor der omnipräsenten LED und weist auf den technischen Fortschritt hin. „Licht kann heute so in einem Regal integriert sein, dass es eine stimmige Einheit ergibt. Früher hätte ich einen Strahler davorsetzen müssen.“ Im Zeitalter der Integration aber verschwinden Leuchten. Ganz im Gegensatz zu den Anforderungen an eine gute Lichtplanung, die Atmosphäre und technische Perfektion umfassen soll. Genau diesen Bereich lehrt der Architekt und Lichtplaner als Professor in Wismar.

Der Studiengang, der zur Jahrtausendwende von Thomas Römhild gegründet wurde, war von Anfang an international angelegt. Es ging darum, den Standort Wismar zu stärken. Die Unterrichtssprache ist Englisch. „Das ist ein Riesenvorteil, wenn man international antritt und ausreichend Studierende für die jeweiligen Gebiete gewinnen will“, erläutert der Hochschullehrer. „Wir sind komfortabel ausgestattet. Das hängt auch damit zusammen, dass die Kollegen der Architektur rechtzeitig auf die Internationalisierung setzten.“ In Wismar lässt sich Architektur komplett in Englisch studieren. Für Rohde, der selbst an der renommierten Bartlett School of Architecture studierte und mit einem Master of Science (Light and Lighting) abschloss, ist das ohnehin die wissenschaftliche Weltsprache. Manchmal merke er gar nicht mehr, ob er gerade Englisch oder Deutsch spreche.

Internationalisierung als Trumpf

Das Masterstudium umfasst vier Semester, abgeschlossen durch eine Master Thesis. Pro Semester kommen 25 Studierende hinzu, sodass immer mindestens 40 Studierende immatrikuliert sind und Kurse absolvieren, wenn sie eben nicht gerade im Praxissemester stecken oder an ihrer Abschlussarbeit feilen.

Zum Präsenzstudium kommt ein Fernstudiengang hinzu, organisiert über eine Tochtergesellschaft der Hochschule. Dort lässt sich seit 2013 auch ein Master in Architektur Lighting Design erlangen. 190 Bewerbungen gibt es dafür.

Wismars Vernetzung hat seit 2006, als Michael F. Rohde den Ruf an die Hochschule der Hansestadt annahm, zugenommen. Besonders Skandinavien lockt. Das 2008 erstmalig initiierte Light-Symposium zur 100-Jahr-Feier der Hochschule Wismar fand zunächst im Wechsel mit der Königlichen Technischen Hochschule in Stockholm statt. 2021 kamen zwei weitere Partner hinzu.

Die Aalborg University Copenhagen sowie die University of South-Eastern Norway im norwegischen Kongsberg. Inzwischen ist das Symposium eine feste Größe und konzentriert sich unter anderem auf „Licht und Gesundheit“. Die Zusammenarbeit mit Schweden, Norwegen und Dänemark geschieht aus einem guten Grund. „Die Skandinavier haben eine große Tradition“, so Rohe. Das Thema sei dort ein „wesentlicher Bestandteil ihrer Kultur“, die unendlich lange Mittsommertage kennt und natürlich auch lichtarme Wintermonate.

Michael F. Rohde fördert Begabung

Wer in Wismar den Master anstrebt, sollte zuvor ein gestalterisches Studium absolviert haben und Interesse an Technik mitbringen. „Niemand kann bei uns studiert haben, ohne dass sie oder er ein paar Mal eine Leuchte anfassen musste. Das ist ganz wesentlich“, bekräftigt der Praktiker. Dahinter steckt das Ziel, ein gewünschtes Szenario selbstständig in einen umfassenden Entwurf zu übersetzen. In jedem Semester gibt es eine größere Planungsaufgabe, die „komplexe räumliche Zusammenhänge interpretiert und sie mit dem richtigen Licht“ beantwortet soll. Der Hochschullehrer benutzt dafür gerne den Begriff „Genius Loci“. Damit verbindet er die Absicht, dass „die Studierenden diesen Aspekt besonders berücksichtigen. Denn Lichtplanung muss dienend sein.“

Natürlich gebe es auch den Bereich der künstlerischen Herangehensweise. Dafür stehen Namen wie Dan Flavin und James Turrell. „Die Studierenden sollen den Charakter des Raums richtig interpretieren und gegebenenfalls gegensteuern.“ Rohde nennt ein Beispiel: Bei schwierigen Raumproportionen oder fehlender Raumhöhe könne Licht mit einem gewissen Indirektanteil den Raum optisch heben. „Bestimmte Dinge lassen sich mit guter Beleuchtung justieren und gegebenenfalls verbessern.“

Wichtiger als punktuelles Wissen um Technik und Handwerk sei der große Zusammenhang. Der Hochschullehrer zitiert in diesem Zusammenhang einen englischen Kollegen: „There is no architecture without light.“ Das sei zwar sehr basic, treffe den Nagel aber auf den Kopf. Ohne Licht keine Wahrnehmung. Und kein architektonischer Raum. Daher dreht sich viel um die Grundlagen, die wissenschaftlichen Aspekte des wirkmächtigen Mediums. Im ersten Semester etwa wird der Unterschied zwischen Lux und Lumen geklärt, und zwar nicht theoretisch, sondern an einem realen Projekt, das Rohde meistens aus dem Büroalltag mitbringt. Die Studierenden dürfen das Szenario dann innerhalb eines Semesters durchplanen, ausgehend von der Interaktion von Licht, Material und Raum.

In seinem 1999 gegründeten Berliner Büro L-Plan Lighting Design, seit 2013 mit Reinhard Germer als Partner, arbeitet Rohe für große Unternehmen wie die Deutsche Post in Bonn oder das Luxushotel Adlon in Berlin. Das Haus am Brandenburger Tor, feierlich zur Jahrtausendwende eröffnet, gestaltete er ab 2015 sukzessive um. Zunächst war der Eingangsbereich dran. Am Ende entstand eine neue Willkommensatmosphäre in Lobby, Café und Bar. „Tagsüber nutzen wir eine etwas kältere Lichtfarbe als in der Nacht, wo die Lichtstimmung wärmer wird.

Dabei lassen sich die Qualitäten der LED-Beleuchtung voll ausspielen. Das vielfach prämierte Büro L-Plan Lighting Design steht „für kreative, hochwertige und nachhaltige Lichtgestaltung“ bei Masterplanung, Kunst- und Tageslicht sowie für die Entwicklung von Leuchten, Eventbeleuchtung und Installationen. Der Büroinhaber betont: „Uns ist es wichtig, die Architektursprache unserer Projekte mit einer unverwechselbaren Lichtplanung zu unterstützen.

Mischung der Lichtquellen

Vom Eingangsbereich aus arbeitete sich das Team zusammen mit den Auftraggebern durch das gesamte Haus, das eine differenzierte Lichtgestaltung erhielt. „Eine gute Stimmung entsteht fast immer, wenn ich unterschiedliche Lichtquellen nutze, zum Beispiel eine indirekte Beleuchtung und dazu Direktanteile aus Strahlern oder Downlights.“ Angesprochen auf das schlimmste Hotel-Erlebnis, muss Rohde lachen: „Ein Badezimmer, in dem einfach nur Downlights lieblos in die Decke geschossen wurden.

Man sieht sich im Spiegel und findet die Schatten unter den Augen irgendwie nicht toll. Ein Beispiel für Beleuchtung, die weder den Raum noch seine Menschen gut aussehen lässt.“ Aber das ändert sich. Inzwischen hat sich ein selbstbewusster Berufsstand entwickelt, der in die Breite der Gesellschaft wirkt. Und dafür sorgt, dass wir alle etwas besser aussehen.

Michael F. Rohde
Foto: © HS Wismar

Prof. Michael F. Rohde

Nach dem Studium der Architektur an der Universität Karlsruhe (Dipl.-Ing) und der Bartlett School of Architecture (MSc Light and Lighting) gründete Michael F. Rohde 1999 das Büro L-Plan Lighting Design PartGmbB in Berlin. Seit 2006 begleitet er eine Professur für Architectural Lighting Design an der Hochschule Wismar, University of Technology, Business and Design.

www.l-plan.de

 

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Natcha
Foto: © Natcha Khupantavee

Natcha Khupantavee

hat im Rahmen einer Projektarbeit für das 2. Semester verschiedene Lichtszenarien für die Schlosskirche Berlin-Buch erarbeitet. Die ambitionierte Planung befasst sich mit verschiedenen Szenarien für die nach dem Zweiten Weltkrieg wiederaufgebaute Schlosskirche Berlin-Buch. Die Grundidee fußt auf den „vier Hauptkategorien des Lebens im Protestantismus: Geburt, Leben, Tod und Auferstehung.“ Daraus entstand ein konzeptioneller ‚Kreis des Lebens‘, bei dem je eine Lichtszenerie mit bestimmten Aktivitäten korrespondiert: ‚Geburt und Auferstehung‘ für Hochzeiten, Weihnachten und andere Anlässe, ‚Leben‘ für das Gebet, ‚Tod‘ für Ostern und Beerdigungsgottesdienste. Kerzenlicht ergänzt die technische Ausstattung – es symbolisiert Hoffnung. Dazu korrespondieren Beleuchtungsszenen an der Fassade.

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Rendering: Natcha Khupantavee

Lighting Design Project II

Projektbeteiligte: Natcha Khupantavee

Betreuer: Prof. Michael F. Rohde


Foto: © HS Wismar

Hochschule Wismar

Fakultät für Gestaltung

Master-Studiengang: Architectural Lighting Design

Studienbeginn: jeweils zum Wintersemester

Abschluss: Master of Arts (M. A.)

Dauer: 4 Semester

Zugang: Berufsqualifizierender Studienabschluss, schriftliche Bewerbung und ein Portfolio

Absolventen: 40 Studierende

Workload: 120 ECTS

www.hs-wismar.de


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