1 Monat GRATIS testen, danach für nur 7,50€/Monat!
Home » News »

Milan Design Week 2023: Frühlingserwachen in Mailand

Milan Design Week 2023
Frühlingserwachen in Mailand

Das weltweit umfangreichste Designevent, die Milan Design Week, kehrte 2023 wieder zu seinem ursprünglichen Jahresrhythmus zurück. Vom 17. bis zum 23. April schwärmte die Designcommunity in ganz Mailand aus, um mit allen Sinnen zu erleben, was die Kreativindustrie an neuen Ideen, Konzepten und fertigen Produkten hervorgebracht hat.

Autorin: Annie Kuschel

Die Hauptstadt der Lombardei, überladen mit Events, Ausstellungen sowie Showrooms, ließ die Besucher die letzten Jahre der Pandemie fast vergessen. Die Stadt war wach und geschäftig. Unterschiedliche Stadtbezirke schmückten sich mit Flaggen, Aufstellern sowie Wimpelketten in auffälligen Farben. Vergnügte Designinteressierte strömten durch die Straßen, die Restaurants und Cafés sind voll. Vor einigen Veranstaltungsorten bildeten sich lange Schlangen. Neben dem klassischen Messeauftritt des Salone del Mobile war der Fuorisalone der Magnet Mailands.

Aufgeblüht

Mitten im Zentrum der Stadt ist während der Design Week die größte Dichte an Showrooms zu finden. Vor einigen Jahren eröffneten Hersteller neben ihrer Präsenz auf der Messe innerstädtische Dependancen, manche verließen sogar komplett das eng abgesteckte Messegelände. Wie etwa der deutsche Möbelhersteller Walter Knoll. Dieses Jahr zeigte er zum zweiten Mal seine Neuheiten in einem ehemaligen Blumenlager in der Via San Carpoforo. Um die Geschichte des Gebäudes hervorzuheben, hing eine große bunte Pflanzeninstallation von Studio de Pasquale aus Stuttgart von der Decke. Weitere kleinere verteilten sich im Raum. In der Hallenmitte stand der Tisch ‚Temno‘, entworfen vom Wiener Designbüro Eoos. Sein Betonsockel erinnert durch seine organisch geschwungene Form an einen massiven Baumstumpf. Die Tischplatte lässt sich in unterschiedlichen Größen und Holzarten bestellen.

Ebenfalls floral ging es im Showroom des österreichischen Produzenten Bene zu. Im ‚Secret Garden‘, einer farbenprächtigen Installation mit filigranen Papierblumen, präsentierte das Unternehmen seine neuen witterungsbeständigen Möbel ‚Casual Outdoor‘.

Da dieses Jahr auf dem Messegelände im Nordwesten Mailands durch die Euroluce ein Fokus auf Leuchten lag, durften diese in der Innenstadt natürlich nicht fehlen. Der italienische Leuchtenproduzent Foscarini etwa, setzte auf beides und reihte sich in die naturnahe Ausstellungsgestaltung ein: Mitten in einem Garten aus Gräsern, Kräutern sowie wilden Pflanzen präsentierte er die Leuchte ‚Fregio‘. Das Design stammt vom italienischen Gestalter Andrea Anastasio. Er kreierte dabei eine Mischung aus innovativer Technologie sowie traditioneller Handwerkskunst. Eine Kombination, die auch dieses Jahr nicht selten war.

From Dusk till Dawn

Der Showroom des Münchner Leuchtenherstellers Occhio präsentierte seine Produkte unter dem Motto ‚New Horizons‘ auf dem Gelände der Villa Necchi Campiglio. In einem dunklen, verspiegelten Raum leuchteten die Neuheiten wie etwa die Leuchte ‚Luna‘ in einem inszenierten Zyklus von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang einzeln auf. Im Außenbereich konnten Besucher bei einem kühlen Aperol Spritz Kontakte pflegen und sich dem Trubel der Innenstadt in der grünen Ruheoase entziehen. Jedoch das Gefühl, etwas zu verpassen, spornte Designliebhaber an, die nächste Location aufzusuchen. Mit der Gewissheit, dass es sich lohnte, die vielen Kilometer bis in die Nacht hinein zu laufen.

Installationen im großen Stil

Und es erwartete sie, ganz im Brera-Style der vergangenen Jahre, Großes. Nach der Villa kommt das Palais. Renommierte Modehäuser ergriffen bei der Milan Design Week 2023 ihre Chance, sich im Bereich Interior Design opulent zu präsentieren. Neben Prada, Hermès und Bottega Veneta präsentierte etwa die französische Marke Louis Vuitton ihre fortlaufende Serie ‚Objets Nomades‘ im Palazzo Serbelloni. Die organisch geformte Skulptur ‚Nomad‘ war ein Besuchermagnet. Ineinander verschmelzende Kugeln aus 1.600 individuell geformten Aluminiumplatten schienen aus dem Boden des Innenhofs zu blubbern. Das von innen begehbare Gebilde gestaltete das Architekturbüro Marc Fornes/Theverymany aus New York.

Im Palazzo del Senato bespielte der US-amerikanische Bad- und Küchenhersteller Kohler ein weiteres antikes Atrium. Zum 150-jährigen Bestehen platzierte er dort ein großes und vier kleinere Becken, in denen das Unternehmen seine limitierte Jubiläums-Kollektion zur Schau stellte. Das optische Highlight war ebenfalls eine Installation. Die farbenprächtige textile Skulptur ‚Noli Timere‘ der US-amerikanischen Künstlerin Janet Echelman spannte sich schwebend und vom Wind in Bewegung versetzt über den gesamten Innenhof.

Einer der größten Innenhöfe reservierte sich jedoch Grohe Spa, die Wellnesslinie des Düsseldorfer Unternehmens Grohe. In den ehrwürdigen Gemäuern des Kunstmuseums Pinacoteca di Brera stand ein einziges riesiges Becken. In der Mitte eine Statue. An jeder der vier Ecken befand sich ein begehbarer Kubus mit spiegelnder Oberfläche. Durch das Zusammenspiel von Architektur und Reflexion waren sie fast unsichtbar. Jeder Kubus stand inhaltlich für ein Produktthema: angefangen von individualisierten 3D-gedruckten Armaturen über kombinierbare Farben, Materialien und Oberflächen bis hin zu den Themen Licht, Ton, Dampf und Duft. Die Gestaltung des Auftritts verantwortete das firmenzugehörige Lixil Global Design Team.

Die jungen Wilden

Das Spannende an der Milan Design Week 2023 bleibt, dass zwischen all den etablierten Marken sowie effektvollen Auftritten sich nach wie vor unabhängige Designer und Designhochschulen tummeln. Wie etwa in der Zona Tortona im Südwesten der Stadt. Auf dem Gelände des Base Milano präsentierten internationale Designhochschulen ihre Abschlussarbeiten. Bereitwillig erläuterten Studierende ihre oft tiefgründigen, an der Zukunft der Gesellschaft orientierten Konzepte hinter den Arbeiten. Schräg gegenüber in einem Gelände an der Via Tortona prämierte der deutsche Rat für Formgebung Design-Abschlussarbeiten und präsentierte die Gewinnerprojekte seines Newcomer-Wettbewerbs ‚one&twenty‚.

Authentizität punktet

Der neue Stern am Himmel für junges innovatives Design ist inzwischen unbestritten Alcova. Seit 2018 suchen die Gründer der Ausstellungsfläche Joseph Grima und Valentina Ciuffi jedes Jahr ein neues Terrain, auf dem eine bunte Mischung aus unabhängigen Designern, Hochschulen, Galerien sowie wenige renommierte Marken ihre Arbeiten, Produkte, Projekte sowie Konzepte ausstellen. Vor dem Gelände der Macello di Porta Vittoria bildete sich täglich eine lange Warteschlange. Das Areal des ehemaligen Schlachthauses beherbergte zudem zeitweise ein Militärkrankenhaus, eine Bäckerei und eine Kaschmirfabrik.

Allein durch seinen morbiden Charakter hatte es eine starke Anziehungskraft. Verfallene Gebäude mit Industriecharme durch rostige Schienensysteme nehmen dankbar das junge Design in ihren alten Gemäuern auf und werden wieder zum Leben erweckt. Das Flair wirkte authentischer als das extravagante Gebaren mancher großen Marken. Das kommt an, die Besucherzahl belief sich auf über 90.000. Zum Vergleich: Den Salone del Mobile besuchten im ähnlichen Zeitraum rund 307.000 Besucher.

Same but different

Das Thema Nachhaltigkeit bleibt und spielt weiterhin eine große Rolle. Dabei werden Materialien sorgfältig ausgewählt, zusammengestellt und neu entwickelt. Zirkularität ist das Ziel. Alte Handwerkskunst wird neu entdeckt und mit innovativen Technologien kombiniert. Die digitale 3D-Ästhetik verwandelt sich in analoge Skulpturen. Das Metaversum und die physische Welt verschwimmen und generieren neue Effekte sowie eine neue Farb- und Formensprache. Also bleiben wir gespannt, was wir nächstes Jahr antreffen.

Der April 2024 wird jedenfalls erneut im Kalender rot markiert, denn dann findet die nächste Milan Design Week vom 15. bis 21. statt.

Lesen Sie unseren Messe-Review hier

Anzeige
Top-Thema
Anzeige

Neueste Beiträge
Titelbild md 03-04
Ausgabe
03-04.2024 kaufen
EINZELHEFT
ABO

Architektur Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Architektur-Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum arcguide Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des arcguide Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de