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Die Küche und ihre Entwicklungen: KMG Zumbrock GmbH

Rudolf Siemens vom Verband KMG im Interview
Die Küche und ihre Entwicklungen

Die Küche als Statussymbol hat sich längst durchgesetzt. Welche Entwicklungen gibt es im Hinblick auf ihre Größe, Oberflächen und technischen Details? Was wünschen sich die Kunden? Und wie geht es dem Oberschrank?

Interview Katharina Feuer

„Die Küche ist das neue Mallorca.“ Was ist damit gemeint, Herr Siemens?

Das Statement hängt direkt mit den vergangenen Monaten und den Auswirkungen durch das Virus zusammen. Die Menschen konnten nicht verreisen und waren deshalb viel zu Hause. Die Reisekasse blieb voll und konnte an anderer Stelle eingesetzt werden. Da die Restaurants geschlossen waren, wurde viel zu Hause gekocht. Die Küche hat dadurch einen neuen, noch wichtigeren Stellenwert erhalten.

Aber Läden waren doch auch geschlossen. Wie konnte man dennoch seine Produkte verkaufen?

Diese Schließungen haben besonders die Großflächen betroffen. Ich sage mal, alles, was über 10000 m² geht. Die Mitglieder unseres Verbandes sind kleinere und mittelgroße Studios, Schreiner und Tischler, die sich spezialisiert haben. Diese waren nur begrenzt oder gar nicht von Schließungen betroffen. Das war ihr Vorteil. Ebenfalls bauten viele ihre Online-Beratungsmöglichkeiten aus. 99 % von ihnen haben in diesen Zeiten einen höheren Umsatz generieren können. Das ist eine spannende Entwicklung, die wir beobachten: weg von der Großfläche, hin zum Spezialisten.

So gesehen blicken Sie auf eine erfolgreiche Zeit zurück. Ist Ihre Branche aber auch von Lieferengpässen betroffen und wie gehen Sie als Verband damit um?

Früher gab es schon auch mal Wartezeiten von vier bis sechs Wochen für die Küche. Jetzt sprechen wir von zehn bis vierzehn Wochen. So etwas habe ich tatsächlich noch nicht erlebt. Diese Materialknappheit können wir nicht ändern, aber wir können Hinweise zum Umgang mit der Situation geben. Wir raten unseren Mitgliedern, ihre Kommunikation anzupassen, ihre Kunden vorzuwarnen und rechtzeitig längere Lieferzeiten anzugeben, sodass kein Missmut entsteht. Oder wir geben den Tipp, alternative Geräte anzubieten. Schon jetzt sind Ausstellungen teilweise leergeräumt, weil selbst Ausstellungsstücke zum Einsatz kommen. Dennoch: Viel können wir da nicht ausrichten.

Schon jetzt wird für 2022 von Preiserhöhungen von 2–3 % gesprochen. Wie wollen Sie das verhindern?

Komplett verhindern können wir das natürlich nicht. Aber als Verband hat man verschiedene Möglichkeiten und Stellschrauben. Einzelne Schreiner und Studios haben bei Preisverhandlungen geringere Chancen.

Ihr Verband ist in diesen Zeiten gewachsen. Wie erklären Sie sich diese Entwicklung?

Viele Schreiner und Tischler, die Küchen bisher nebenbei verkauft haben, haben sich darauf spezialisiert. Einzelne Verkäufer, die sich selbstständig gemacht haben, hatten zu Beginn viele Fragen. Diese sind bei uns gut aufgehoben.

Welche Vorteile bieten Sie?

Alles, was hilft, die Küche besser zu planen und zu verkaufen. Neben den bereits erwähnten Einkaufspreisen und einer transparenten Kommunikation bieten wir eine Online-Navigation an, in der Produkte und ihre Eigenschaften übersichtlich einsehbar sind. So findet man leichter Passendes für seine Kundschaft. Wir bieten eine Art Screen an, in dem alle Kataloge der Hersteller digital oder als PDF einsehbar sind. Mit einem eigenen Inhaltsverzeichnis erleichtern wir die Suche nach bestimmten Daten.

Durch den regelmäßigen Kontakt zu unseren Mitgliedern wissen wir, wo der Schuh drückt – daraus entstehen fast automatisch unsere Ideen. Wir automatisieren beispielsweise mit einer Zentralregulierung das Rechnungssystem: Ein Dienstleister sammelt die Rechnungen. Unsere Mitglieder können diese online prüfen und freigeben. Das spart Zeit und Geld und mindert die Kosten für die Buchhaltung.

Sie haben täglich Kontakt zu Händlern und erfahren aus erster Hand, was die Kundschaft wünscht. Inwieweit hat sich das Konsumverhalten geändert?

Der Stil verändert sich nicht großartig. Küchen werden nach wie vor viel in Weiß gekauft — entweder mit matten oder glänzenden Fronten. Creme hingegen ist weniger geworden. Steindekor- und Betonoptik sind der zweitstärkste Produktbereich. Bei mehr als 25 % sind Griffleisten verdeckt oder verschwinden ganz. Der Sockel ist niedriger, die Arbeitshöhen größer geworden.

Kühlschränke gewinnen an Volumen, aber auch in puncto Nachhaltigkeit. Mehr als 50 % der Kochfelder werden 2025 bereits den Abzug integriert haben. Es wird fast nur noch Induktion oder, bei Profis, Gas verwendet. Lediglich im Low-Budget-Bereich kommen noch Strahlenkochfelder zum Einsatz. Oberschränke werden entweder komplett weggelassen oder bis zur Decke verbaut, sodass man sie nicht mehr als klassischen Oberschrank wahrnimmt.

Gibt es regionale Unterschiede beim Kaufverhalten?

Im Norden kommt weniger Holz zum Einsatz. Sicherlich muss man aber auch zwischen Stadt und Land differenzieren. Tischler und Schreiner findet man im Bereich Küche mehr im Süden und im ländlichen Raum, ebenso deren Kundschaft, die lieber Holz wählt. In den Städten sind mehr Studios vertreten.

Auffallend ist, dass jüngere Leute sich oft mit klassischen Küchen im Landhausstil einrichten, während die ältere Generation auf einen gradlinigen, modernen Stil setzt.

Welche Marken verkaufen sich besonders gut?

Früher liefen auch No-Name-Produkte, heute weiß der Kunde, welche Marken er haben will. Hier gab es einen Wandel, der sicherlich mit dem Selbstmarketing der Hersteller zusammenhängt. Die Küche ist ein Statussymbol. Einen bestimmten Hersteller möchte ich nicht nennen.

Wie hoch ist das Budget für eine Küche?

Vor einigen Jahren lagen wir bei durchschnittlich 6000 €. Aber die Ausstattung, also Technik, Materialien und Oberflächen, ist hochwertiger geworden, sodass wir jetzt in der Gesamtbranche bei 10000 € liegen. Unsere Händler verkaufen im Schnitt Küchen ab einem Wert von 15000 €.


Rudolf Siemens erlernte zunächst das Tischlerhandwerk und arbeitete als angestellter Monteur. Von 2000 bis 2009 führte er sein eigenes Studio. Seit 2009 ist Siemens bei der KMG Zumbrock GmbH tätig, seit 2020 als Geschäftsführer für Vertrieb und Marketing.

Eine kurze Geschichte der Küche lesen Sie hier

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