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Diane Ziegler

Innenarchitektin und Hochschullehrerin im Portrait
Diane Ziegler

Fordern und fördern, das ist die Devise von Diane Ziegler. Die Wahl-Stuttgarterin unterrichtet bereits seit 18 Jahren Innenarchitektur. Was macht die Gestalterin aus, was zeichnet ihre Arbeit aus?

Autor Oliver Herwig

Diane, you’re so German, sagten Londoner Kollegen einmal zu ihr. Das war kurz vor der Jahrtausendwende, die britische Hauptstadt war ein Magnet für Talente aus aller Welt. Die Endzwanzigerin Diane Ziegler gehörte dazu.

Im ersten Moment klingt eine solche Einschätzung durchaus ambivalent. Die Briten schätzen Zwischentöne und lächeln Differenzen einfach mal weg. „Interesting“ sagen sie und meinen eigentlich: Kannste vergessen. Man kann die Einschätzung aber durchaus positiv sehen: Diane Ziegler ist personalisierte Gründlichkeit. Was sie beginnt, macht sie konsequent.

Haltung zeigen

Daher wohl auch zwei Studien, wo andere gerade mal eines beenden: Innenarchitektur in Coburg – und Architektur in Stuttgart. Dann zwei Jahre im damals wohl bekanntesten Architekturbüro der Welt, bei Lord Foster in London. Sie wollte in die Welt, Neues sehen. Also bewarb sie sich bei den großen Büros, und das von Lord Foster war das erste, das sich auf die Initiativbewerbung meldete.

Dann hieß es Fassaden schrubben in der „zehnten Reihe“. Schon damals waren Norman Foster & Partners ein Riesentanker. Da wurden schon mal Dutzende von Varianten gezeichnet. Nicht einfach ein Detail, sondern ganze Fassaden.

„Lernen kann man davon mehr Haltung“, bekräftigt Diane Ziegler. Sie hatte das Glück, an den Milleniumsprojekten zu arbeiten, als sie an einem Sonntag plötzlich eine Gestalt hinter sich stehen sieht. Norman Foster betrachtet das Projekt in Ruhe, zückt einen Stift und markiert seinen Gedanken. So könnte es gehen. Diese Skizze hat Diane Ziegler noch immer.

Wertvollste Ressource Zeit

Sie steht gerahmt in ihrem Büro, als Ansporn. Die Professorin zeichnet gerne. „Freihandzeichnen ist erlernbar“, sagt sie: „Malen ist Fleiß, wie Klavierspielen.“ Wer ihren Schreibtisch sieht, glaubt es sofort. Da liegen Pläne, übereinander, mit Anmerkungen und Eintragungen, geschichtete Skizzen, sichtbar gewordene Gedankengebäude. „Ich bin eine Allesausdruckerin“, sagt sie fast entschuldigend.

Wie vermittelt sie diese Werte, diese Einstellungen an Studierende? Da ist Diane Ziegler ziemlich konsequent. Sie setzt auf Leistung und macht nicht den Eindruck, dass ein Gestaltungsfach nun besonders einfach wäre. Im Gegenteil. Sie arbeitet mit der wohl wertvollsten Ressource – Zeit.

Diane Ziegler
Fordern und fördern, das ist die Devise von Diane Ziegler. Foto: arge lola

Holz ist ein Alleskönner

„Wer viel arbeitet und abgibt, erhält auch viel Feedback.“ Und umgekehrt. Ziegler investiert also gezielt in Menschen, die bereit sind, sich im Studium zu engagieren. Die Hochschule (entworfen von Röcker Gork Architekten) ist ein kompromisslos moderner Bau, ein Stück Geradlinigkeit in Beton.

Im Untergeschoss sind die Werkstätten untergebracht. Hier gibt es alles für angehende Gestalter, vor allem alles rund um Holzbearbeitung. Holz sei eben ein Alleskönner, sagt Ziegler und begrüßt den Werkstattleiter und zwei Studierende, die gerade eine neue Möblierung austesten. Reduziert. Klar. Und sofort benutzbar. Doch Vorsicht, es handelt sich nur um ein Mockup. Sehr schön, sagt der Werkstattleiter, aber vielleicht etwas zu elegant für den Außenraum. So stehen Studierende und Betreuer um das Modell, drehen und wenden das Stück. Einige kurze Kommentare, zwei Nachfragen. Ein kurzer Dialog entspinnt sich über Details. Diane Ziegler neigt den Kopf, hört zu. Gibt eine Anregung. 

Gruppenarbeit ist bei Diane Ziegler angesagt

Anschließend sagt sie, schön, dass die beiden auch in der vorlesungsfreien Zeit präsent waren und an ihrem Entwurf arbeiteten. Das sei nicht unbedingt Standard für eine Universität, die auch viele Studierende aus dem Umland hätte, die oft an den Wochenenden wieder zu Hause wären.

Im Anschluss gehen wir hinüber in den Altbau, der vor einigen Jahren zusätzlich angemietet wurde, um Platz zu schaffen für Arbeitsräume. In einem davon arbeiten drei, vier Studierende. Modelle auf dem Tisch, Zeichnungen daneben und ein aufgeklapptes Notebook. Gruppenarbeit, sagt Diane Ziegler, fördere nicht nur das Kooperative, Gruppenarbeit sorge auch für bessere Entwürfe.

Auslandsaufenthalt: unverzichtbare Erfahrung

Es sei sofort spürbar, ob ein räumlicher Gedanke schon mal ausgetestet wurde – und sei es auch nur im Gespräch. Sie ist eine große Befürworterin dieser Arbeit. Ihr Herzensanliegen aber ist der internationale Austausch. In jungen Jahren ins Ausland, das ist eine Erfahrung, die sie auch der nächsten Generation vermitteln und ermöglichen will.

Als Stefanie Bürg und Diane Ziegler das neue Gemeinschaftsbüro in Stuttgarts Hauptstätter Straße 59 bezogen, war dort alles klinisch weiß, voller Glasschwerter, die einzelne Bereiche abtrennten. Dann zog Farbe ein. Eine taubenblaue Decke leuchtet über den Arbeitstischen, ein hellgrüner Teppich im Besprechungsbereich. Farbe verändert. Sie polarisiert aber auch. Das ist Diane Ziegler recht. Für die Gestalterin ist Farbe das wohl preiswerteste Mittel, Räume zu verändern.

Und da reicht ihr nicht der Hinweis vieler Architektenkollegen, Menschen sollten Farbe in neutrale Räume bringen. Diane Ziegler setzt lieber eigene Farbakzente. Wie beim Welcome Center Stuttgart, dem Weltcafé und Weltladen im Alten Waisenhaus.

Diane Ziegler
Ein Projekt von Diane Ziegler: Welcomecenter, Weltcafe und Weltladen im Alten Waisenhaus, Charlottenplatz 17, Stuttgart. Foto: Frank Kleinbach

Innenarchitekten sollen Farbe bekennen

ZieglerBürg gaben dem Raum mit seinen Regalen und Waren einen Rahmen, wie er stärker nicht sein könnte. Auf die gelochte Akustikdecke malten sie die Farben aller Nationalflaggen, ein Meer aus Grün, Gelb, Blau, Rot, Weiß und Schwarz. Zugleich schufen sie den Ort des Miteinanders, der Gleichberechtigung.

So kann sie aussehen, die neue Begrüßungskultur für Neubürger der Landeshauptstadt Stuttgart. Das Welcome Center Stuttgart dient als gemeinsame Anlaufstelle der Landeshauptstadt und der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart. Die Decke war dafür der geeignete Ort, sie verbindet gleichermaßen und wird in der Gestaltung oft vergessen, als Ort der Installationen und der Technik. Diane Ziegler holt die Decke, die jahrhundertelang ein wichtiges Dekorationsobjekt war und im Barock außerordentliche Kunstwerke hinterließ, wieder zurück ins Bewusstsein. Gestaltung ist eben mehr als nur schöne Räume zu entwickeln, Gestaltung verbindet Menschen.

Farbe verbindet

Farbe verbindet. Sie fordert und verlangt eine eigene Position. Das sieht man schon bei der außergewöhnlichen Website, die Projekte als Farbcode stapelt. Einen Augenblick herrscht nur Farbe, Weite, Offenheit, dann laden die Namen der Projekte und die Rechtecke erhalten eine Bezeichnung. Man kann sich wieder orientieren.

Dunkle Hose, schwarzes Shirt dunkles Jackett. Die Herrin der Farben trägt selbst schwarz. Die bekennende Sonntagsarbeiterin wird dieses Jahr 50. Dennoch unterrichtet sie schon seit 18 Jahren an der Hochschule. Eine Professorin mit 32, das gibt es heute noch seltener, scherzt Diane Ziegler, die die Lehre nicht nur als Gegenstück begreift zum Büro, sondern sich einbringt – wie in alles, was sie anpackt.

Diane Ziegler will Leidenschaft wecken

Gute Lehre, das bedeutet für Diane Ziegler „Lust und Leidenschaft in Studierenden zu wecken“ und selbst „für gute Gestaltung zu brennen“. Diese Leidenschaft wurde Ziegler nicht in die Wiege gelegt. Die Eltern – Vater Lokalpolitiker, Mutter engagiert in der Gemeinde – ließen sie aber gewähren, als sie Innenarchitektur in Coburg zu studieren begann.

Wenn sie von der familiär geprägten Universität, den fünf WGs, in denen alle Gestalter lebten und dort auch schon mal ihre Professoren empfingen, erzählt, klingt das gut und richtig. Besonders geprägt wurde Diane Ziegler durch Auwi Stübbe, einem „Macher“, wie sie sagt. „Bei ihm war ich jahrelang Hiwi, wurde gefördert und darin unterstützt, meine eigenen Projekte zu verwirklichen.“

Auf der anderen Seite steht ein strenger Architekturlehrer, Peter von Seidlein: „Von ihm habe ich gelernt, dass Architektur viel Arbeit bedeutet. Entwerfen, konstruieren und detaillieren kann man lernen, wenn man fleißig ist und sich nicht gleich mit dem ersten Strich zufrieden gibt.“ Das verlangt Diane Ziegler heute auch von ihren Studierenden.

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Diane Ziegler

Prof. Dipl.-Ing. Diane Ziegler studierte Innenarchitektur an der FH Coburg sowie Architektur und Städtebau an der Universität Stuttgart. 1997 bis 1999 Mitarbeit bei Lord Normen Foster & Partners, London. Seit 1999 eigenes Büro in Stuttgart, seit 2005 in Partnerschaft mit Stefanie Bürg. Professur für Innenraumgestaltung an der Hochschule für Technik Stuttgart seit 2002.

www.zieglerbuerg.de


Foto: HFT

HFT Hochschule für Technik Stuttgart – Fachbereich Architektur und Gestaltung

Bachelor-Studiengang Innenarchitektur

Studienbeginn: jeweils zum Wintersemester

Abschluss: Bachelor of Arts (B.A.)

Dauer: 6 Semester

Workload: 180 ECTS

Absolventen: ca. 60 pro Jahr

Masterstudiengang IMIAD, International Master of Interior-Architectural Design

Studienbeginn: jeweils zum Wintersemester

Abschluss: Master of Arts (M.A.)

Dauer: 4 Semester

Workload: 120 ECTS

Absolventen: ca. 25 pro Jahr

Webseite der Hochschule

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