Als philosophisch könnte man die gestalterische Haltung von EOOS charakterisieren.
Text: Jörg Zimmermann
“Poetische Analyse” nennen die Designer aus Wien ihren Ansatz, der vor dem Entwurfsprozess für ein Produkt die damit verbundenen Rituale, Mythen und Bilder in den Blick nimmt. Auch für die Auftraggeber ein intensiver Weg, der jedoch mit außergewöhnlich präzisen Produkten belohnt wird.“Ein normaler Chefsessel protzt mehr”, konstatiert Gernot Bohmann und hat damit indirekt eine der Stärken des’Leadchair‘ beschrieben. Eine feine Linienführung, ein reduziertes Volumen, die Funktionsweise wird im Detail sichtbar gemacht. Fast möchte man diesen Sessel für die Chefetage “durchtrainiert” nennen. Man sieht eine pure, straffe Form, kein Detail ist zuviel.
“Wir versuchen authentische Produkte zu gestalten”, sagt Bohmann. Authentizität ist ein wichtiger Aspekt in der Arbeit des Designbüros EOOS.
Seit 1997 arbeitet das Trio aus Gernot Bohmann, Harald Gründl und Martin Bergmann für Walter Knoll, meist gleichzeitig an mehreren Projekten in unterschiedlichen Entwicklungsphasen. Gernot Bohmann: “Wir versuchen mit allen unseren Kunden kontinuierlich und intensiv zusammenzuarbeiten.” Beim ‚Leadchair‘ sind fünf Jahre vom ersten Briefing bis zur Marktreife vergangen. Eine Besonderheit, die sofort ins Auge sticht: die komplett nahtlose Polsterung des Leders. Hier wird die Polsterkompetenz von Walter Knoll deutlich. In einem aufwendigen Herstellungsprozess mit Hilfe einer Vakuumpresse wird das Leder in Form gezogen, der Schaumstoff formgerecht zugefügt. “Wir nennen es intern Cloud-Polsterung”, verrät Bohmann. Im Ergebnis wirkt die Sitzschale schlicht elegant, wie auch das Untergestell mit Klarheit und Offenheit punktet. Dank Synchronmechanik bewegen sich Sitzfläche und Rückenlehne gleichzeitig und bleiben in der Bewegung verbunden. Der resultierende Komfort ist eine logische Sache, wie auch die anderen von für EOOS gestalteten Produkte einer Sinnhaftigkeit folgen.
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