Bethan, Du lässt Dich von Orten inspirieren. Bist Du für Deine Arbeit mit Kaldewei auch in Deutschland gewesen?
Bethan Laura Wood: Ich versuche immer die Hersteller zu besuchen, mit denen ich zusammenarbeite. Mein Design zum ersten Mal live und in Farbe in Originalgröße zu sehen, war wirklich cool.
Was hat dich vor Ort besonders fasziniert?
Bethan Laura Wood: Die Produktionslinie – das war eine Art Balletttanz riesiger Stahlwannen, wie sie wunderschön an einer Aufhängung geführt durch die Luft flogen. Da ich aus der Serien- und Einzelfertigung komme, begeistern mich insbesondere diese Produktionsstätten der Industrie.
Welche Materialien magst Du neben Stahl-Emaille?
Bethan Laura Wood: Ich bin generell von verschiedenen Oberflächenbeschaffenheiten fasziniert. Laminat war das erste Material, in das ich wirklich tief eingetaucht bin. Ich wollte eine Reihe von Arbeiten entwickeln, die sich mit diesem Material, seiner Geschichte und seinen Assoziationen zur Massenproduktion und Design beschäftigten. Aber auch Glas, Keramik und Textilien sind spannend. In letzter Zeit habe ich mich mit Holzfurnier auseinandergesetzt.
Wie kam es zu der Zusammenarbeit?
Bethan Laura Wood: Ich wurde gefragt, ob ich ein Design für Kaldewei entwerfen möchte. Die Entwicklung einer alternativen Form wäre sehr kostspielig gewesen, daher war ich an der Idee interessiert, mit einer bestehenden Form zu interagieren, indem ich Muster verwende, um so die Wahrnehmung zu verändern.
Warst Du gleich „on fire“?
Bethan Laura Wood: Ich mag es, wenn eine Idee voller Begeisterung transportiert wird. Sie hatten mich wortwörtlich gefragt: „Do you wanna play with us?“
Ist der Name ‚Avocado Dreams‘ Teil des Spiels?
Bethan Laura Wood: Neben Weiß gibt es im Sanitärbereich zumindest in England auch andere Farben, die es ins Bad geschafft haben. Beispielsweise Avocado-Grün. Ich spielte mit der Farbe und kombinierte sie mit anderen Tönen.
Farben, Muster, Textilien. Du bist selbst eine Kunstfigur. Was geht für Dich gar nicht?
Bethan Laura Wood: Generell bin ich offen und experimentierfreudig. Ich versuche nichts abzulehnen und probiere erst einmal aus. Aber ich mag mich beispielsweise nicht komplett schwarz kleiden, das ist mir zu heftig. Mein ‚Goth‘ ist eher emotionaler Natur. Lustigerweise arbeite ich oft mit Farben, die ich herausfordernd finde. In Kombination mit anderen Tönen versuche ich aus ihnen etwas herauszukitzeln. Es ist wie ein Geschmack oder ein Rhythmus, den ich mit einer Sammlung von Farben erreichen will.
Wann begann Deine Leidenschaft für Farben?
Bethan Laura Wood: Es gibt ein paar interessante Fotos von mir und meiner Schwester in identischen, gelb verpackten Outfits als ich vielleicht acht Jahre alt war. Meine Mutter nahm da wohl schon früh Einfluss. Diese Bilder zeige ich nicht (lacht). Eine Weile habe ich dagegen rebelliert, aber habe mit 12 oder 14 selbst begonnen, mit Make-up und Kleidung zu experimentieren. Und offensichtlich nie wieder damit aufgehört. Ich liebe Flohmärkte und die Vintage-Kleidung der 1960er- und 1970er-Jahre.
Welches Ziel verfolgst Du mit deiner Arbeit?
Bethan Laura Wood: Ich hoffe, dass mein Design etwas Positives an sich hat und versuche, Arbeiten zu schaffen, die sowohl visuell als auch inhaltlich vielschichtig sind. Theoretisch würde ich gerne wie das Designstudio Forma Fantasma agieren. Ihre Arbeit finde ich ganz erstaunlich und ich liebe die Qualität ihrer Forschungsarbeit sowie die Art und Weise, wie sie daraus Möbel entwickeln. Ich reagiere eher intuitiv, als dass ich in der Lage wäre, große Wissensmengen durch klassische Forschung aufzunehmen.
In meinen Arbeiten versuche ich, verschiedene Schnipsel zu integrieren, in die man sich vertiefen kann. Lässt man sich auf dieses Angebot ein, gibt es eine ganze Welt, die man in diesem Kontext erforschen kann. Aber man muss das nicht tun, um das Ergebnis zu genießen.
Arbeitest Du allein oder hast Du ein Team an deiner Seite?
Bethan Laura Wood: Ich will alles selbst in die Hand nehmen. Aber ich habe einige großartige Designer, die mit mir in meinem Atelier zusammenarbeiten, damit ich die Stücke machen kann, die ich mache.
Findet sich das Avocado-Design auch schon in Deinem Bad?
Bethan Laura Wood: Nein, leider noch nicht. Aber ich kenne Freunde, die Produkte von Kaldewei in ihrem Bad haben und so war mir das Unternehmen vertraut, ohne es wirklich realisiert zu haben.
Noch eine letzte Frage: Verbringst Du viel Zeit im Bad?
Bethan Laura Wood: Wenn ich Zeit habe, genieße ich es, ausgiebige Bäder zu nehmen!
Bethan Laura Wood (Jg. 1983) studierte 3D-Design an der Brighton University und ab 2007 am Royal College of Art. Noch während ihres Studiums gründete sie ihr Studio Wood in London. Ihre Arbeiten zeichnen sich durch Farbe, Geometrie und visuelle Metaphorik, Muster und Intarsien aus.