Friederike und Sven Grotheer bauen und sanieren Ferienhäuser auf der Nordseeinsel Föhr. Über die Arbeit auf der Insel und ihr Lieblingsdetail berichten sie im Interview.
So richtig klar, war damals nicht, ob der Plan, ein eigenes Büro auf der Insel Föhr zu gründen, aufgeht. „Hätte es nicht funktioniert, wären wir wieder in Büros nach Hamburg gegangen“, erinnert sich Sven Grotheer. Dreizehn Jahre später sitzen die Innenarchitektin Friederike Grotheer und ihr Mann Sven Grotheer, Architekt und Büropartner, entspannt in ihrem Besprechungsraum in Wyk auf Föhr. Der Plan ging auf! Und so schwärmen sie von den vielen anspruchsvollen Projekten, die sie bereits bearbeiten durften und weiterhin gestalten können.
Typische Bauherrn
Die Nordseeinsel Föhr ist die größte und bevölkerungsreichste deutsche Insel ohne Landverbindung. Groß heißt: max. 12 km Länge und knapp 7 km Breite. Etwa 8500 Menschen leben hier. Ihre Kunden kämen aber oft von außerhalb: „Das sind Menschen, die hier ein Ferienhäuschen haben oder auch Rentner, die sich auf Föhr einen Altersruhesitz einrichten wollen“, beschreibt Sven Grotheer den typischen Bauherrn.
Hauptsächlich Bauen im Bestand
So verhielt es sich auch bei dem neuen Reetdachhaus in Utersum. Der Bauherr kam bereits viele Jahre als Gast auf die Insel, als er das große Grundstück mit einem Bau aus den 1960er-Jahren fand. Die Grotheers wurden dazu geholt, als das Gebäude bereits abgerissen war. „Normalerweise arbeiten wir hauptsächlich im Bestand. Das macht 75 % unserer Arbeit aus. Wie versuchen alte Bausubstanzen zu erhalten und dabei zeitgemäß zu gestalten.“ Neben Aufträgen auf dem Festland, realisieren Grotheer Architekten Projekte auf der Insel. Hier gäbe viel alte Bausubstanz, die zudem erhaltenswert sei, aber bei den Insulanern fehle teilweise das Geld für eine umfassende Sanierung. Das hätten oft die Wahl-Föhrer.
„Für die Menschen, die auf unsere Insel kommen, beginnt die Auszeit meist mit dem ersten Schritt, den sie auf die Brücke setzen, die das Festland mit der Fähre verbindet. Die Fahrt auf der Fähre ist bereits Teil des Urlaubs.“
Brücke als gestalterisches Element
Dieses Bild der Brücke haben die Grotheers beim Ferienhaus – einem Neubau – außen wie innen angewandt. Im Außenbereich verbindet ein Steg den Weg über dem Graben, der Licht für die Räume im UG bereithält, mit dem Eingangsbereich und auf der Gartenseite des Reetdachhauses führt ein Steg von der Sauna in den Garten. „Durch die Brücken als verbindendes Element entstehen verschiedene gestalterische Qualitäten.“
Im Inneren greifen die Gestalter das Thema nochmals auf und setzen es zwischen dem elterlichen En-suite-Schlafzimmer und den Kinderzimmern ein. Die Brücke liegt offen zum Erdgeschoss und gibt den Blick auf den Essbereich und die Küche frei. Solche Offenheit im Innenraum böte sich in Ferienhäusern, in denen nur temporär gelebt wird, eher an, als im normalen Wohnungsbau. “, gibt Grotheer zu bedenken.
Räumliche Großzügigkeit
Zu Beginn eines Projekts lässt das Paar ihre Bauherrn gern ein Wunschkonzert spielen. Oft brächten sie Bilder und Ideen mit. Dann schauten sie schrittweise, was mit den Gestaltungssatzungen der Insel vereinbar ist. „Hier hat sogar jedes Dorf seine eigene Satzung!“ Viel Licht, helle Oberflächen, Farbakzente und eine überraschende räumliche Großzügigkeit erwarten die Bewohner im Inneren. Mehrere Schlafzimmer befinden sich im unteren Geschoss, das über eine offene Treppe erreichbar ist. Durch die großzügigen Ausschachtungen erhalte man nie den Eindruck, im Keller zu wohnen.
Fakten
Projekt: Neubau eines Ferienhauses
Standort: Utersum, Föhr
Fertigstellung: 2023
Architektur und Innenarchitektur: Grotheer Architektur – Gebäude und Räume, Webseite des Büros
Fotos: Nina Struve Interior Fotografie, www.ninastruve.de
Weitere Projekte finden Sie hier
Grotheer Architektur – Gebäude und Räume
Friederike und Sven Grotheer (beide Jg. 1978) gründeten 2010 ihr Büro Grotheer Architektur – Gebäude und Räume auf Föhr. Die Insulanerin studierte nach ihrer Tischlerlehre an der FH Hannover Innenarchitektur (2001-2006). Ihren Partner lernte sie bei einem Praktikum bei Bothe, Richter, Teherani Architekten in Hamburg kennen. Sven Grotheer hat Architektur an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel studiert (1999-2005).
Gabriela Hauser
