Licht übt eine ganz besondere Anziehung aus, noch mehr wenn der Nutzer in direkte Interaktion mit den leuchtenden Flächen treten kann.
Autorin Christiane Sauer
Das Londoner Design-Kollektiv rAndom International hat es sich zur Aufgabe gemacht, neueste Technologien, Kunst und Design zusammenzubringen und diese für den Nutzer experimentell erfahrbar zu machen – ohne die Schwelle einer unnahbaren Hightech Installation. Umgebungen werden animiert und Information auf hintergründige und doch selbstverständliche Art präsentiert. So etwa die Lounge Einrichtung, die mit “temporary graffiti” bespielt werden kann. Diese erlaubt Besuchern mit Licht auf einen lichtreaktiven Untergrund zu zeichnen. Dieser ist mit einer Beschichtung versehen, auf der sich Lichtbewegungen als Leuchtspuren abzeichnen, die nach einiger Zeit wieder verblassen.
Eine digitale “Malerrolle” geht noch einen Schritt weiter. Durch diesen “Lichtdrucker” werden digital aufbereitete und gespeicherte Motive so abgerufen, dass sie exakt auf einer lichtreaktiven Oberfläche dargestellt werden können. Auch diese Bilder verblassen mit der Zeit, wenn die Aktivierung der Beschichtung nachlässt.
Das Projekt ‚Pixelshades‘ ist Teil einer Serie, die für eine gemeinsame Ausstellung mit Ingo Maurer in Mailand und New York entwickelt wurde. Diese leuchtenden Lampenschirme werden durch einen um 360 Grad rotierenden Lichtstab animiert. Dieser “druckt” von innen Licht auf den Schirm, das sich von außen als leuchtenden Grafik abzeichnet. Er kann beispielsweise ganze Bücher oder Motivserien ausdrucken, ohne sich zu wiederholen. Nach 3 bis 5 Minuten verblasst das Motiv und wird neu überschrieben. Technisch wird dies möglich durch die zeitversetzte digitale Steuerung der im Lichtstab integrierten “Leuchtpixel”.
Besonderes Augenmerk der Designer gilt auch der Zukunftstechnologie der OLEDs – Organic Light Emitting Diodes. Im Gegensatz zu den punktförmigen Leuchtdioden – den LEDs – handelt es sich hierbei um eine flächige Lichtquelle. In Zusammenarbeit mit Philips Lumiblade entwickelten rAndom International eine Lichtinstallation, die unzählige OLEDs erstmalig zu einer raumgreifenden Fläche zusammenschaltet. Die Lichtplättchen besitzen im ausgeschalteten Zustand eine verspiegelte Oberfläche. Zwischen ihnen ist fast unsichtbar eine winzige Kamera installiert, die Bewegungen in der Umgebung erfasst und auf die Oberfläche transferiert. Die aktivierten Bildpixel beginnen zu leuchten – Bewegung wird zu Licht. Die Installation mit dem Namen ‚You fade to light‘ erzeugt einen Dialog zwischen dem Betrachter und seinem digitalen “Spiegelbild”. Die Installation wurde im November 2009 in der Neuen Sammlung in der Pinakothek der Moderne München erstmals präsentiert.
Sie zeigt, wie Umgebungslicht zu einem räumlichen und zugleich interaktiven Bestandteil von Raum werden kann. Dies auch jenseits einer künstlerischen Installationen mit sehr funktionalem Hintergrund, etwa um zu einer leuchtenden Wand im Innenraum zu werden, die nur über einen Wink mit der Hand aktiviert oder ausgeschaltet werden kann.
Der “intelligenten Umgebung” – ambient intelligence – die die Räume der Zukunft bieten werden, kommen wir mit diesen Projekten der innovativen Designer einen weiteren Schritt näher.
Kontakt:
rAndom International, London/UK
www.random-international.com
Bildquelle: © rAndom International
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