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Baristi all’ americana

Starbucks Reserve Roastery
Baristi all’ americana

Die US-amerikanische Kaffeehauskette will Europa ein zweites Mal erobern – von Mailand aus. Mit dem Erlebniskonzept Reserve Roastery. Die erste Starbucks-Dependance im Land der Baristi erhitzt die Gemüter: Man ist dafür oder dagegen. Dazwischen gibt es nicht.

Autorin Cecilia Fabiani

Italiener frühstücken am liebsten in der Bar, schnell und im Stehen. Spätestens beim dritten Besuch hat der Barista die Vorlieben seines Gastes drauf. Ob caffè, capuccino, latte macchiato, marocchino – die Varianten sind so unzählig wie die Namen verheißungsvoll: al vetro (im Glas), mit oder ohne schiuma (Schaum), macchiato caldo, freddo (mit einem Schuss Milch oder Kaffee, warm oder kalt), ristretto, lungo (kurz, lang), chiaro, scuro (hell oder dunkel) …

Niemand würde sich wundern, wenn die italienischen Baristi analog zu den neapolitanischen Pizzabäckern von der Unesco als Weltkulturerbe der Menschheit anerkannt würden. Schon allein aus diesem Grund scheint mir als Mailänderin die Frage berechtigt, was Starbucks in Italien überhaupt zu suchen hat.

Das 1971 in Seattle gegründete Unternehmen mit mehr als 28 000 Coffee Houses weltweit, schickt sich an, Europa mit seinem Erlebniskonzept Reserve Roastery aufzurollen. Ein Konzept, das bislang außer in Mailand nur in Seattle (2014) und in Shanghai (2017) existiert.

Für den Start von Reserve Roastery in Europa scheint der Standort Mailand als Stadt der italienischen Mode und des Designs mit Bedacht ausgewählt. Angeblich ließ sich Starbucks-Gründer Howard Schultz auf seinem Weg zu einer der erfolgreichsten Kaffeehausketten der Welt von der Mailänder Kaffeebarkultur inspirieren.

Genau 20 Jahre sind seit der Eröffnung der ersten Filiale in Europa, 1998 in London, vergangen und auch in Seattle ist das erste US-Starbucks am Pike Place Market noch heute ein beliebter Treffpunkt.

Das Konzept Reserve Roastery unterscheidet sich signifikant von den Coffee Houses der ersten Generation. Auch am Ursprungsort Seattle gilt es als etwas Besonderes: schon allein die riesige Location im Stadtviertel Capitol Hill, neun Häuserblöcke von Pike Street entfernt.

Brewing Experience

Als ich sie 2017, drei Jahre nach Eröffnung, in Seattle aufsuchte, beschäftigte mich die Frage, was daran so speziell sein könnte. Die Antwort fand ich in einer weiteren Frage: Was beherrschen die Amerikaner am besten? Wo sind sie so gut wie keiner sonst? Im Showbusiness! Das neue Konzept bringt Unterhaltung – eine Erlebniswelt rund ums Thema Kaffee.

Nun also Reserve Roastery in Mailand. Dort wird im historischen Ambiente des ehemaligen Hauptpostamts auf 2 300 m² und bei großzügig doppelter Geschosshöhe der komplette Verarbeitungsprozess gezeigt, bis hin zur frisch ausgeschenkten Tasse Espresso. Aus den prall gefüllten Säcken wandern die Kaffeebohnen in die Röstmaschine, von dort aufs Kühltablett und aus dem 6,5 m hohen, bronzenen Vorratsbehälter schließlich zur Verpackungszone. Bis zu 60 Kilogramm Kaffee- bohnen werden so verarbeitet.

Stolz markiert die italienische Scolari-Röstmaschine das Center Piece im Raum, der ganz und gar erfüllt ist vom aromatischen Duft des Kaffees. Der Gast kann den Weg der in transparenten Rohren quer durch den Raum zur Espressomaschine wandernden Bohnen verfolgen. Oder er nimmt eine elektronische Anzeigetafel in den Blick. Die zeigt jedoch keine Flüge an, sondern informiert darüber, welche der vielen Arabica-Sorten gerade verarbeitet wird. Starbucks bezeichnet das Szenario als Brewing Experience.

Sofas, Cafétische, Hocker, Leseecken laden zum Verweilen ein. Ein in Porphyr verblendeter Holzofen ist den Leckereien der Mailänder Feinbäckerei Princi vorbehalten, auch außerhalb der Stadt Partner des ‚Reserve Roastery‘-Konzepts. Über eine großzügige Treppe gelangt der Gast ins Mezzaningeschoss. Dort erwartet ihn eine klassische Aperitifbar mit einem 10 m langen Marmortresen.

Das Designteam von Starbucks unter der Leitung von Liz Mueller hat bei Reserve Roastery nahezu an alles gedacht. Recherche und Planung nahmen zwei Jahre in Anspruch, um möglichst authentisch italienisches Flair zu schaffen: den handverlegten Steinboden aus Palladianabruch, als Pendant die abgehängten Decken mit ihren geome- trischen Mustern, die grünen Farbakzente und farbigen Leuchten …

Anders als in Seattle und Shanghai sind in Mailand die Materialien und Farben ortsgebunden. Holz und Marmor für den großen, zentral gelegenen Kaffeetresen kommen beispiels- weise aus der Toskana.

Von 7 bis 22 Uhr kann man täglich Kaffee, Tee, Kuchen, Gebäck, Panini, Eis oder einen Aperitif genießen sowie unterschiedliche Kaffeesorten und Merchandising-Gadgets erwerben. Gesessen wird drinnen oder in kleinen Metallpavillons draußen vor dem prachtvollen Gebäude. Eine App und Augmented Reality erweitern das Mailänder Kaffee-Erlebnis um weitere Dimensionen. Trotzdem – für mich bleibt es dabei: Meine Lieblingsbar ist die anonyme Bar um die Ecke, ganz egal wo in Italien ich mich befinde. Spätestens am dritten Tag wird der Barrista fragen: il solito?

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