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Treppe in den Walbauch

Neubau von Orange Architects in Amsterdam/NL
Treppe in den Walbauch

Im Amsterdamer Stadtteil Ijburg haben Orange Architects eine Legende auferstehen lassen: Mit dem Wohngebäude ‚Jonas‘ kommen dank Holzskelettbauweise im Inneren Erinnerungen an die biblische Geschichte mit ihrem gleichnamigen Protagonisten auf.

Autorin: Ute Laatz

Schon von außen betrachtet reiht sich ein weiterer Neubau des Amsterdamer Stadtentwicklungsprojekts mit anderen spektakulären Gebäuden namhafter Architekturbüros auf den künstlich aufgeschütteten Inseln als Ausnahmearchitektur angemessen ein. Rund um das Hafenbecken ist dabei auch citynaher neuer Wohn- und Lebensraum für ein durchmischtes und nachbarschaftliches Miteinander entstanden.

Direkter Bezug zur Umgebung

Denn ‚Jonas‘ von Orange Architects ergänzt das Viertel um 190 Mietwohnungen im mittleren Preissegment, 83 Eigentumswohnungen und eine Reihe von sozialen Nebeneinrichtungen. Was sich äußerlich schon mit seiner sich durch die Landschaft – und beidseitig an der Wasserkante entlang – mäandernden Form vom Üblichen abhebt, setzt sich im Inneren umso spektakulärer fort.

Rautenförmiges Gebäudevolumen

So hebt sich die Fassade vom Boden ab, das Gebäudevolumen ist rautenförmig. Zudem nimmt der Wohnkomplex an der Spitze der Landzunge aktiv Bezug zu seinem Umfeld. „Die Landschaft dringt tief in Jonas ein. Ein gemeinschaftlicher Weg in Form einer Schlucht zieht sich durch das Gebäude und verbindet die öffentlichen und kollektiven Flächen“, erläutern Orange Architects. Dazu zählen das sogenannte Wohnzimmer, ein Kino, ein Bergpfad, eine Waldterrasse und eine Bar auf dem Dach. Somit entsprachen die Planer den Vorstellungen des Bauprojektentwicklers Amvest.

Beeindruckende Treppenkonstruktion

Eine spektakuläre Treppenkonstruktion verbindet die kommerziellen Einrichtungen im Sockel mit den darüber liegenden Stockwerken mitsamt den privaten Räumen. Wie durch ein Labyrinth – oder um die Assoziation mit der biblischen Geschichte aufzugreifen, wie im Innersten des Wals – geleiten aus Holz geformte geometrische Körper den Weg hinauf.

Fast erscheint das wie ein Sog, der nach oben zieht. Umgekehrt, also auf dem Weg nach unten, öffnet sich der Raum und hinterlässt das Gefühl, den Kokon wieder zu verlassen. Aufgrund der wie verschachtelt wirkenden Deckenkonstruktion fühlt man sich hier nicht verloren im Raum, sondern umfangen und aufgenommen.

Nachhaltige Elemente

Wie der Außenbereich ist die Treppen-Decken-Konstruktion aus europäischer Douglasie gefertigt. Das vermittelt Naturverbundenheit, berücksichtigt aber auch energetische Aspekte. Diesen Ansatz verkörpert auch der hauptsächlich verwendete CSC-zertifizierte Beton. Mindestens ein Viertel des Granulats besteht aus recyceltem Material, das beispielsweise aus Bauabfällen stammt. Das trug nicht zuletzt zur Auszeichnung mit dem höchstmöglichen Nachhaltigkeitszertifikat „BREEAM Outstanding“ bei.

Jeder Geschosswechsel als Erkundungstour

„Das Innere wirkt unerwartet und surrealistisch, basiert doch das Raumkonzept auf der Bauweise traditioneller Holzschiffe: ein Skelett, das aus aneinandergereihten Fachwerkbindern besteht, die die Hauptstruktur bilden“, beschreiben die Planer von Orange Architects ihre räumliche Umsetzung für ein gemeinschaftliches Leben.

Auf diese Weise hätten sich große Hohlräume aus dem Volumen herausarbeiten lassen. Das geforderte Programm mit 273 Wohnungen sei in der „Haut des Gebäudes enthalten“.

Gemeinschaft versus Individualität

Beim Gesamtkonzept geht es immer auch um den aufzulösenden Kontrast zwischen Gemeinschaft und individuellem Freiraum, von drinnen und draußen, begrenzter Fläche und einem Gefühl von unendlicher Weite.

So führt beispielsweise eine lange Rampe zwischen hölzernen Skelettwänden, durch die das Licht fällt. Sie vermittelt den erlebbaren Eindruck, einen Canyon zu durchqueren, während man in Wirklichkeit nur die Etage wechselt.

Strandanmutung auf der Dachterrasse

Oben auf dem Dach erwartet die Bewohner und ihre Besucher eine weitere Attraktion. Auf der Dachterrasse, die über eine breite, sich verjüngende Außentreppe erreichbar ist, befindet sich der „Strand“. Er dient als Outdoor-Location inklusive einem Wasserlauf, der über das gläserne Dach des Atriums fließt. Hier können die Menschen Ausblick, Sonne und eine Auszeit genießen, während Kollektoren die Strahlen auffangen und sie in den benötigten Strom für die mechanischen Anlagen und die Beleuchtungssysteme umwandeln.

Anschluss ans öffentliche Wärmenetz

Für Wärme im Gebäudeinneren sorgt ein Niedertemperatur-Heizsystem, das ans öffentliche Wärmenetz angeschlossen wurde. Alles in allem wird Jonas von Orange Architects damit fast so autark und selbstversorgend wie der Wal, der im rauen Meer seinem Namensvetter einst eine schützende Obhut bot.


FAKTEN

Projekt: Neubau eines Wohnkomplexes
Standort: Krijn Taconiskade 1-567, Amsterdam, Niederlande


Konzept: Mischnutzung
Architektur: Orange Architects, Webseite des Büros
Bauprojektentwickler: Amvest
Fertigstellung: 2022
Fläche: 29 950 m²

Zum Projekt Zierhof mit Stube von Naemas Architekturkonzepte

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