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Ewich Innen Architektur im Interview

Interview mit Katja und Jens Ewich
Ewich Innen Architektur

Innenarchitektin Katja Ewich und ihr Mann Jens Ewich, Schreiner und Gestalter im Handwerk, bauen Häuser, die mit herkömmlichen Sehgewohnheiten brechen. Die beiden konzentrieren sich auf das Wesentliche: ehrliche Materialien, wenig Technik, dafür viel Lebensqualität.

Autorin: Katharina Feuer

Warum ziehen zwei überzeugte Stadtmenschen aufs Land? „Wir suchten über fünf Jahre nach einer Immobilie, die wir nach unseren Vorstellungen umbauen wollten. Vom Leben auf dem Land hatten wir hingegen nicht geträumt“, erinnert sich Innenarchitektin Katja Ewich. Dass es anders kam, hatte auch mit den steigenden Preisen und hohen Baukosten zu tun. Ein Angebot aus der Familie für das Grundstück brachte den Stein ins Rollen. Katja Ewich und ihr Mann planten und bauten neu.

Gestalter und Bauherren in Personalunion

Mittlerweile bildet das Haus in Hösbach nicht nur das Zentrum der kleinen Familie, sondern dient zugleich als Arbeitsplatz und Referenzprojekt für Katja und Jens Ewich. Es stellt sinnbildlich den Startschuss für ihre Selbstständigkeit dar. Denn schon während der Bauphase kamen regelmäßig Neugierige vorbei, die vom unkonventionellen Erscheinungsbild des Einfamilienhauses angezogen wurden. Der Neubau – ein Holzhaus mit geschwärzter Weißtannenfassade und Betonsockel – liegt in einem heterogen gewachsenen Wohngebiet aus den 1980er-Jahren. Gern gaben die Gestalter und Bauherren in Personalunion eine Führung. Kein Putz, kein Weiß, keine Spanplatte, dafür viel Holz, Licht, Sichtachsen und klare Kanten: Ihre Ideen waren offenbar so ansprechend, dass sich ein erster Auftrag ergab. Weitere folgten.

Raumklima im Haus

Seit gut drei Jahren wohnen die Innenarchitektin und der Gestalter mit ihren beiden Söhnen auf 130 m². Ihre Arbeitsräume befinden sich im Dachgeschoss. Sie fühlen sich wohl. „Das warme, luftige Raumklima ist einfach angenehm. Mittlerweile denken wir nicht mehr darüber nach, aber am Anfang fiel uns diese Wohlfühlatmosphäre bewusst auf“, bestätigt Katja Ewich. Mit dem kleinen Ort Hösbach, der eine gute Infrastruktur aufweist, haben die Ewichs ihren Frieden geschlossen.

Aber wie plant eine Innenarchitektin ihr eigenes Haus? Natürlich von innen heraus. Die alltäglichen Abläufe waren klar. Auch der Wunsch, kochen, essen und leben in einem Raum zu vereinen, stand fest. Das bauliche Umfeld gab dennoch die Rahmenbedingungen vor. Auf dem Nachbargrundstück stehen zwei Doppelhaushälften, die mit maximaler Größe bis an die Grenze gebaut worden waren. „Wir orientierten uns am Nachbarhaus, haben dessen Höhe aber nicht übernommen.“ Die jetzige Lösung beschreiben die beiden so: selbstbewusste Architektur ohne Schnickschnack in einer zeitgemäßen, schlichten Bauweise.

Als Team in die Selbstständigkeit

Die Materialwahl ergab sich in der Folge. Aus ökologischen Gründen und weil von Anfang an klar war, dass die beiden viel Eigenleistung einbringen wollten, dominiert neben Beton der Baustoff Holz. Jens Ewich: „Ich bin Schreiner. Ich konnte die Holzarbeiten selbst übernehmen. Für den Innenraum haben wir Fichtenholz verwendet.“ Wenn man davon träumt, dass alle Einbaumöbel selbst gefertigt  werden, dann dauert’s. Zwei Jahre nach Einzug war alles fertig. „Manche denken, dass ich als Innenarchitektin alles plane und Jens als Tischler die Planung ausführt. Aber dem ist nicht so. Wir agieren auf Augenhöhe und durch seine jahrelange Arbeit in verschiedenen Architekturbüros hat Jens den Architektenblick für Details. Wir planen gemeinsam und ergänzen uns dahingehend sehr gut“, schwärmt die Innenarchitektin.

Sowieso erhält man den Eindruck, dass sich hier zwei gefunden haben. Ein Team. Bemerkt hätten sie das schon früher, als sie kleinere Projekte planten. Den Schritt in die Selbstständigkeit gingen sie aber erst sukzessive an, mit wachsender Auftragslage. Jens Ewich gibt unumwunden zu: „Ich bin ein Sicherheitstyp. Wir haben uns das genau überlegt.“

Ökologischer Anspruch

Was macht ihre Arbeit besonders? Es ist zum einen ihr Anspruch, mit lokalen Materialien zu arbeiten. Was findet sich vor Ort? Eine Herangehensweise, die verloren gegangen ist und erst langsam wieder praktiziert wird. Zudem setzen sie nicht mehr Baustoffe ein als notwendig. Das sei nicht nur eine Frage des Budgets, sondern ihr ökologischer Anspruch. Beispiel: Ihr Boden ist aus Beton, grau, fugenlos, poliert. Ohne weitere Aufbauschichten. That’s it. Er ist robust, wärmt, dient als Speichermasse und wirkt sich somit positiv auf das Energiekonzept aus.

In einem anderen Projekt experimentierten sie mit Lehmsteinen, Lehm und seinen Einsatzmöglichkeiten. „Es war das Material, das lokal verfügbar war. Wir haben es einfach ausprobiert. Die Luft in diesem Haus hat eine besondere Qualität“, begeistert sich Katja Ewich. Und dann ist da der Ansatz, energetisch möglichst sparsam zu haushalten. Die Haustechnik möglichst simpel, aber effektiv zu halten. In gewisser Weise das Gegenteil von Smart Homes.

Fixiert auf hohe Qualität

Ein Passivhaus kam für sie nicht in Frage. Stattdessen verfügt ihr Wohnhaus über eine dichte Gebäudehülle, eine Wärmepumpe und einen Eisspeicher. Das funktioniert im Alltag gut. Die akustischen Störungen hingegen hatten sie unterschätzt. Deshalb wird die Galerie gerade zugunsten abgeschlossener, ruhiger Arbeitsbereiche umgebaut. Der akustisch wirksame Vorhang war hier an seine Grenzen gekommen.

Bei allem, was die Innenarchitektin und ihr Partner angehen, sind sie sehr akribisch und perfektionistisch. Und „fixiert auf hohe Qualität. Wir denken langlebig“, betont Jens Ewich. Ein Wachstum des Büros streben sie nicht an. Vielmehr wollen sie selbst sich um die Details kümmern und „die Zügel in der Hand halten“. Ein Netzwerk aus fachkundigen Experten haben sie sich in der Region bereits aufgebaut. Darauf können sie zurückgreifen, wenn ein Kunde von ihrer Art zu bauen begeistert ist.

Und sonst so? Perspektivisch sei eine kleine Gartenhütte oder ein Tiny House im Garten geplant. „Das wäre ein Traum, wenn wir vielleicht sogar dort arbeiten könnten“, bestätigt Katja Ewich. Bis dahin fühlen sie sich aber in ihrem Haus wohl. Zum Arbeiten und zum Wohnen.


Fakten

Pojekt: Wohnhaus für Familie

Standort: Hösbach

Fertigstellung: 2020 lfd.

Architektur | Innenarchitektur: Ewich Innen Architektur, Webseite des Büros

Produkte/Hersteller: Leuchtenserie ‚System Dot 28‘ von Georg Bechter Licht, Wandfliese Serie ‚Craft‘ von Agrob Buchtal, Armaturen ‚Uno‘ im Bad von Axor, Schalter ‚Berker R.classic‚, Möbel Oberflächen Linoleum von Forbo, Akustikvorhang ‚Acoustic Divider Vario‘ von Création Baumann, Türdrücker ‚Lucia Piatta S‘ von Griff Werk

Fotos: Lars Gruber Architekturfotografie

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