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Vollholz-Wohnhaus in St.Vigil von Padevilla Architects

Vollholz-Wohnhaus in St.Vigil, Italien von Padevilla Architects
Archaische Bauform

Im Südtiroler St.Vigil befindet sich ein trapezförmiges Wohnhaus, dessen Materialien nahezu komplett aus der Umgebung stammen. Das betrifft das Sturmholz für innen und außen, den Sand und die Steinplatten. Bauherren und Pedevilla Architects wollten ein möglichst nachhaltiges Gebäude errichten. Es ist das das erste nur aus Holz gebaute Klimahaus „A“ Südtirols.

Autorin Gabriele Benitz

Die Ciasa (rätoromanisch für Haus) ist ein hochalpines Vollholz-Wohnhaus im Südtiroler St.Vigil. Es steht auf einer Anhöhe, direkt an einer Thermalquelle. Das Gebäude nach Entwürfen von Pedevilla Architects orientiert sich an einer archaischen Bauform, die nicht zwischen Dach und Fassade unterscheidet. Die Fassade ist wie ein Zapfen mit handgespaltenen Lärchenschindeln verkleidet.

Durch die aufstrebende Dachform ist Ciasa von Pedevilla Architects bereits von weitem sichtbar. Gleichzeitig nimmt das Dach durch seine tief liegende Trauflinie eine schützende Haltung ein. Dabei taucht die Form des Trapezes als wiederkehrendes Element im gesamten Entwurf auf. Das drückt sich zum Beispiel in der Fensterform aus, die jeweils individuell auf die Größe des dahinter liegenden Raums zugeschnitten ist. Auch im Inneren findet sich das Trapez in Form von Tischbeinen, Tür- und Schrankgriffen wieder.

Trapezform des Hauses
Als wiederkehrendes Element taucht die Trapezform im gesamten Entwurf auf. Foto: Gustav Willeit/Pedevilla Architects

Wiederkehrendes Element

Zur Belichtung der Innenräume dienen sowohl die trapezförmigen Dachgauben als auch ein Oberlicht, dessen Licht kegelförmig ins Haus fällt. Die 36 cm dicken Außenwände setzen sich aus miteinander verbundenen, 6 cm starken Holzdielen zusammen. Durch die großzügige Wandstärke ließ sich ein niedriger Wärmeübertragungswert erzielen, weshalb keine zusätzliche Dämmung notwendig wurde. Pedevilla Architects und die Bauherren, die Familie Alberti Mutschlechner vom Hotel Aqua Bad Cortina in St. Vigil, waren sich einig, dass der ökologische Aspekt im Vordergrund stehen sollte.

Verwendung von Sturmholz

Das fängt beim Holz an. Es stammt aus dem Windwurf „Vaja“ von 2018, praktisch in Sichtweite der Baustelle. Allerdings musste das Sturmholz aus einem unwegsamen Gelände geborgen werden. Es kam ausschließlich Mondholz, es fiel ideal nach dem Mondkalender, zum Einsatz.

Die Dielen wurden auch innerhalb der Bauteile immer so verbaut, wie der Baum gewachsen war – von unten nach oben. Das patentierte Verbindungssystem fügt die Teile leimfrei, luftdicht, fugenlos und formstabil zusammen. Verbindungsstellen oder Fugen sind weder außen noch innen erkennbar. Die drei oberirdischen Geschosse der Ciasa von Pedevilla Architects bestehen vollständig aus Holz der umliegenden Wälder: die tragende Struktur aus Fichtenholz, die Innenoberflächen, die speziell angefertigte Möblierung und die Fußböden aus massiver handgehobelter Zirbe.

Foto eines Schlafzimmers
Ein Raum, der Augen, Geruchs- und Tastsinn anspricht. Foto: Gustav Willeit/Pedevilla Architects

Handwerker aus der Umgebung

Alle Wände wurden bereits mit dieser Oberfläche vorgefertigt, die Anschlüsse für Fenster und Türen in die Wandelemente eingefalzt. Wegen ihres warmen Farbtons und des charakteristischen Geruchs kommt die Zirbe in der lokalen Tradition bereits seit Jahrhunderten für die Innenverkleidung von Stuben zum Einsatz.

Für das Untergeschoss verwendeten die Handwerker Sand aus dem Dolomitgestein des vorbeifließenden Baches, angereichert mit hauseigenem Thermalwasser. Sie mischten den Beton vor Ort. Alle Steinplatten wurden aus Findlingen der nahen Dolomiten geschnitten und für die Bäder und den Sichtbeton des Untergeschosses verwendet. Überdies arbeiteten nur Handwerker aus der unmittelbaren Umgebung.

Wohlgefühl durch unbehandelte Oberflächen

Ebenso verzichtete das ausführende Unternehmen Holzius Holzbau auf Klebstoffe, Harze, Isolierstoffe und Lösungsmittel. Dadurch können die einzelnen Komponenten am Lebensende des Hauses aus Sturmholz vollständig recycelt werden. Dadurch entwickelt die 3-stöckige, maßgefertigte Ciasa von Pedevilla Architects eine wohltuende Atmosphäre. Ihre Qualität wissen die Bauherren und Bewohner, die Familie Alberti Mutschlechner, Besitzer des benachbarten Hotels Aqua Bad Cortina, zu schätzen: „Im Ciasa entsteht ein wohliges Geborgenheitsgefühl. Man genießt die warmen, unbehandelten Oberflächen, fühlt barfuß den Fußboden.“

Das Haus ist ebenso ein gelungenes Beispiel für Nachhaltigkeit und Regionalität – und das erste nur aus Holz gebaute Klimahaus „A“ Südtirols. Nicht umsonst erhielt die Ciasa von Pedevilla Architects viele Auszeichnungen, darunter den Materialpreis 2021 der Raumprobe Stuttgart. Die Begründung der Jury lautete: „Der Dialog von Natur(-gewalten) und Menschenhand zeigt sich in dieser Auszeichnung in bemerkenswerter Deutlichkeit – konzeptionell und gestalterisch.

Holzgriffe an den Schränken
Die lokalen Handwerker legten viel Wert auf Details. Foto: Gustav Willeit/Pedevilla Architects

Geschichte von der Baustelle

Prozesse der Nachhaltigkeit, Ortsbezogenheit und Regionalität, handwerkliche Tradition und die daraus resultierende Materialkompetenz. So viele Aspekte greifen hier ineinander und manifestieren beispielhafte Baukunst. Pedevilla Architekten erzählen eine fantastische Geschichte von der Baustelle, die zu den Materialien kam, nicht umgekehrt.“

Und weiter heißt es zum Material: „Die Vollholzbauweise ermöglicht eine monolithische Konstruktion ohne Dämmung, Kunststoffe, Metalle, Leime oder Harze.“


Fakten

Projekt: Ciasa, Strada Fanes 40, I-39030 Sankt Vigil in Enneberg, Italien

Bauherr: Familie Alberti Mutschlechner, Hotel Aqua Bad Cortina
Kubatur: 920 m³
Fertigstellung: 2019
Architekten: Pedevilla Architects, Bozen, Italien
Vollholzbau: Holzius GmbH, 39026 Prad am Stilfserjoch, Italien

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