Interview Thomas Geuder
Worin bestand die lichtplanerische Herausforderung im Spa?
Martina Weiss von Licht Kunst Licht: Der Wellnessbereich des Bürgenstock Resorts verteilt sich auf das aufwendig renovierten Bestandsgebäude und den neuen Erweiterungsbau. Nicht nur hinsichtlich der Architektur, sondern auch des Lichts wollten wir Planer unterschiedlicher Provenienz ein schlüssiges und durchgängiges Konzept anbieten. Es galt, auch beleuchtungstechnisch einen fließenden Übergang zwischen „Alt“ und „Neu“ sicherzustellen.
Licht ist zweifelsohne eines der wichtigsten Tools, um eine angenehme und stimmungsvolle Atmosphäre im gesamten Spa-Bereich zu kreieren. Das fängt an beim Empfang und den Umkleiden und hört auf bei den textilfreien Saunabereichen. Wir arbeiteten vor allem mit indirektem, sanftem Licht, das den Gästen schmeichelt. Direktes Licht und Downlights vermieden wir weitgehend.
Überdies wollten wir dem Spa-Gast einen grandiosen Ausblick auf den Vierwaldstättersee und die umgebenden Berge auch in den Abendstunden bieten. Dazu mussten wir jegliche Spiegelung von Lichtquellen in den großzügigen Glasscheiben vermeiden. Das hätte die Aussicht behindert. Mit anderen Worten: Wir mussten die Lichtorte strategisch wählen.
Gab es bei der Realisierung des Entwurfs positive oder negative Überraschungen?
Martina Weiss von Licht Kunst Licht: In positiver Hinsicht zeigte die Interaktion von Licht und bewegtem Wasser überraschende, wunderschöne Effekte. Gerade der Indoorpool lebt allein von der beleuchtenden Wasseroberfläche und erzeugt eine einzigartige Stimmung.
Dagegen stellte die lineare Stufenbeleuchtung, wie wir sie in allen Warm- und Kaltbecken finden, während der Planungs- und Bauphase eine extreme Herausforderung für alle Beteiligten dar. Sie geriet im Planungsprozess viel aufwendiger als erwartet. Ein großes Thema war hier die Dichtigkeit der Anschlüsse und die Chlorbeständigkeit der Lichtlinien.
Aus Sicht des Bauherrn: Was sollte das Projekt leisten?
Martina Weiss von Licht Kunst Licht: Ziel und Wunsch des Bauherrn und von uns war es stets, eine sehr atmosphärische Lichtstimmung für das großzügige Spa-Gebäude über drei Etagen hinweg zu erzeugen. Während des Tages dringt viel natürliches Licht und fallen viele Sonnenstrahlen in bestimmte Bereiche des Spas, beispielsweise den Indoorpool Bereich, und macht diese lebendig.
Abends dreht sich die Atmosphäre in Richtung introvertiert und behaglich um. Damit das funktioniert, wurden die Lichtszenen in einem Zwei-Nächte Zyklus aufwendig von uns zusammen mit dem Bauherrn Raum für Raum definiert. Die zum großen Teil indirekte Beleuchtung wurde gerade für die Stunden nach Sonnenuntergang extrem gedimmt.
Wie beschreiben Sie Ihre Gestaltungsphilosophie und wie finden Sie Inspirationen dafür?
Martina Weiss von Licht Kunst Licht: Das gilt für das Spa-Projekt im Bürgenstock ebenso wie im Allgemeinen: Als unsere Inspirationsquelle dient sehr oft die Natur. Die lebendigen und wechselnden Lichtstimmungen am Meer oder im Wald sind atemberaubend und für uns oft der Aufhänger, eine Geschichte für eine Lichtidee zu erzählen.
Welches Projekt war für die Entwicklung von Licht Kunst Licht das wichtigste – und warum?
Martina Weiss von Licht Kunst Licht: Wenn auch lange her, war das Bundeskanzleramt in Berlin eines unserer wichtigsten Projekte, um in der Liga der Stararchitekten, für die wir heute arbeiten, mitzuspielen.
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