1 Monat GRATIS testen, danach für nur 7,50€/Monat!
Home » News »

Scandinavia first: Stockholm Furniture Fair 2023

Stockholm Furniture Fair 2023
Scandinavia first

Mit vereinten Kräften – so könnte man das Motto der Stockholm Furniture Fair 2023 beschreiben. Nicht nur wurde ein zum ersten Mal die Scandinavian Design Awards verliehen. Nun suchen die Veranstalter auch den Schulterschluss mit der Stockholm Design Week – alles mit dem Ziel, skandinavische Hersteller, Designer und Handwerker zu stärken.

Autorin: Claudia Simone Hoff

Man merkt Hanna Nova Beatrice auf der Pressekonferenz der Stockholm Furniture Fair 2023 an, dass sie erleichtert ist. Erleichtert darüber, dass es nach drei Jahren Unterbrechung endlich wieder eine Möbelmesse in der schwedischen Metropole gibt. Und auch erleichtert darüber, dass sie die Weichen neu gestellt hat. Mit der Gründerin der Designzeitschrift „The New Era Magazine“ hat sich die Messe Stockholm eine Frau als Projektmanagerin ins Boot geholt, die gut vernetzt ist in der skandinavischen Designszene. Sie ist für das Programm der Furniture Fair ebenso verantwortlich wie für die Inhalte der Design Week, die parallel zur Messe in der Stadt stattfindet.

Beide Veranstaltungen sollen künftig nicht mehr als Konkurrenz zueinander begriffen, sondern enger miteinander verknüpft werden – das hob Hanna Nova Beatrice während der Pressekonferenz hervor. Dieses Konzept hat sicherlich auch damit zu tun, dass es klassische Messen spätestens seit der Pandemie zunehmend schwerer haben, genügend Aussteller und Besucher anzulocken. Das war auch in Stockholm so, wo es zwischen den Messeständen einige Lücken gab.

Die Designindustrie im Wandel

In diesem Jahr wurden auf der Stockholm Furniture Fair, die sich selbst als größte Messe für skandinavisches Design bezeichnet, drei Hallen bespielt – mit insgesamt über 400 Ausstellern aus der Möbel- und Leuchtenindustrie, darunter Offecct, Artek und Nikari. Zahlreiche Sonderpräsentationen wie Greenhouse mit Hochschulen und jungen Designern, The Nude Edition mit kleinen Messeständen aus recycelten Materialien sowie temporäre gastronomische Einrichtungen wie die von Jonas Bohlin und Christine Ingridsdotter gestaltete Underbar ergänzten das Programm.

Hanna Nova Beatrice sieht die Designindustrie vor einem Wendepunkt, der durch die Pandemie beschleunigt wurde – hin zu einem verstärkten Bewusstsein, wie Produkte hergestellt und verkauft werden, wobei die Themen Nachhaltigkeit und handwerkliche Fertigung eine wichtige Rolle spielen.

Guest of Honour: Front

Das Entree der Stockholm Furniture Fair 2023 wartete mit der Sonderpräsentation „Guest of Honour“ auf. In diesem Jahr wurde erstmals ein Designstudio aus Schweden geehrt. Die Designerinnen Anna Lindgren und Sofia Lagerkvist zeigten mit ihrem Designstudio Front ikonische Produkte wie die Blow Away Vase und die Leuchte Animal Thing für Moooi, aber auch unbekannte Objekte mit künstlerischem Anspruch.

In den Mittelpunkt ihrer Schau hatten die Designerinnen das Projekt ‚Design by Nature‘ gestellt, das sie in den letzten Jahren gemeinsam mit dem italienischen Möbelhersteller Moroso entwickelt haben. Mittels einer aufwendigen Film- und Klanginstallation wurde ‚The Nature Furniture Collection‘ effektvoll in Szene gesetzt. Die Sitzobjekte sind mit 3-d-bedruckten Textilien bezogen, für dessen Muster sich die Designerinnen von der Natur inspirieren ließen und die mit dem Ausstellungsraum verschmolzen.

Newcomer & Establishment

Aus Designsicht konnte man in Halle C die interessantesten Entdeckungen machen – sowohl die Newcomer als auch die etablierten Hersteller betreffend. Die University of Arts, Crafts and Design (Konstfack) aus Stockholm präsentierte elf studentische Arbeiten und zeigte, dass man sich um den schwedischen Designnachwuchs keine Sorgen machen muss. Hanna Lidgren hat mit ‚Fellow‘ eine brutalistische Holzbank entworfen, deren einzelne Sitzelemente sich verschieben lassen – je nachdem, wer gerade dort sitzt und wer mit wem spricht. ‚M6 Series‘ ist eine skulpturale Lichtskulptur aus gebogenen Aluminiumplatten, für die Marine Evrard Architektur herunterskalierte.

Einen der kreativsten Messestände konnte man bei Capellagården sehen, eine von Carl Malmsten 1960 auf Öland gegründete Schule für Gestaltung mit handwerklichem Fokus. Hier waren vor allem keramische und textile Arbeiten mit künstlerischem Anspruch ausgestellt. Halle 3 war auch die Spielwiese bekannter skandinavischer Hersteller. So präsentierte Artek mit ‚Kori‘ eine auffällige neue Leuchtenkollektion von TAF Studio aus Stockholm, während Fermob mit einem kleinen Arbeitstisch mit Schaukelfunktion überraschte und Lammhults das modulare Sitzmöbelprogramm Bau von Note Design Studio zeigte.

Sammlerstücke

Eines der Highlights der Stockholm Furniture Fair 2023 war etwas abseits des eigentlichen Messegeländes in einem historischen Herrenhaus zu sehen. Kuratiert von Hanna Nova Beatrice, zeigte die neue Plattform Älvsjö Gård in 13 atmosphärischen Räumen Collectible Design von Galerien, unabhängigen Künstlern, Designern und Handwerkern – darunter Veermakers, Coulisse Gallery, Stockholm Modern, Pyton Gallery und Kajsa Melchior. „Die Möglichkeit, neben einer traditionellen Messe experimentelle und handwerklich auf hohem Niveau gefertigte Objekte zu zeigen, ist ein wichtiger Bestandteil unserer Zukunftsstrategie“, sagt Hanna Nova Beatrice. „Wir wollen widerspiegeln, was gerade in der Designbranche passiert.“

Dass gerade in Stockholm ziemlich viel passiert, bestätigte auch Stefan Nilsson. Der umtriebige Designspezialist zeigte an einem temporären Ausstellungsort mit seiner Design Galleriet Entwürfe von Gestaltern, die sie speziell für dieses Projekt geschaffen hatten. Der finnische Designer Sami Kallio hat mit Elephant Bowl eine Schale aus Holz entworfen, die mit ihren stämmigen Beinchen und den auffälligen Maserungen sehr charmant wirkt, während die aus Bronze und Aluminium gegossene Hängeleuchte Lollipops von Stefan Enokkson mit ihrer Kegelform sehr reduziert gehalten ist.

Studiobesuche: Färg & Blanche und Fredrik Paulsen

Wie breit gefächert das schwedische Design ist, offenbarte sich auch bei zwei Studiobesuchen in der Stadt. Das Designerduo Färg & Blanche arbeitet seit zwölf Jahren in einer Tiefgarage auf Södermalm, die Office, Showroom und Werkstatt zugleich ist. Hier zeigten Fredrik Färg und Emma Marga Blanche mit The Yellow Thread Teile einer Installation für das Justus-Lipsius-Gebäude in Brüssel, das sie aus Anlass der schwedischen Ratspräsidentschaft der Europäischen Union bespielen. Außerdem standen auf einem Podest im Studio zwei neue Entwürfe des Designerpaars, die während der Stockholm Design Week lanciert wurden: die Stehleuchte Lightbone für Oblure sowie der knuffige Polsterhocker Lulu für Design House Stockholm, der einem abstrakte Tier gleicht.

Etwas außerhalb der Innenstadt liegt das Studio von Fredrik Paulsen, der nach seinem Studienabschluss am Royal College of Design in London 2010 zurück nach Stockholm kann. Hier arbeitet er als Designer für Labels wie Vaarnii, aber auch als Interiordesigner. Vor einem Jahr gründete er sein eigenes Möbellabel Joy Objects, auch „um die volle Kontrolle über den Herstellungsprozess zu haben“, wie er sagt.

Paulsen liebt Farbe

Sein Ziel: bezahlbare Möbel ohne Kompromisse zu entwerfen – mit einem sehr persönlichen Ansatz. Als wir ihn in seinem Studio besuchen, fällt gleich auf: Paulsen liebt Farbe. Vor dem Fenster steht der Prototyp eines klobigen Holzessels in Neonorange und die neuen Hocker aus recyceltem Aluminium und Acryl, bei denen die Konstruktion offengelegt ist, gibt es ebenfalls in verschiedenen Farben. Stühle sind die perfekte Aufgabe für einen Designer, findet Paulsen und zeigt auf den elf Kilogramm schweren Stuhl aus Kiefernholz, den er für Vaarni entworfen hat – der Bestseller im Portfolio des finnischen Labels.

Paulsen zeigt, wie man out of the box denken kann und dennoch erfolgreich sein kann: Als er aus London nach Stockholm zurück kam, begann er mit befreundeten Designern, eigene Entwürfe direkt aus seinem Studio heraus zu verkaufen. Die Ausstellungen waren so erfolgreich, dass sich abseits des Stockholmer Design-Epizentrums eine alternative Szene entwickelte und die Menschen Schlange standen, um ein Stück zeitgenössisches Design zu ergattern.

Webseite des Design Week

Webseite der Messe

Weitere News finden Sie hier

Anzeige
Top-Thema
Anzeige

Neueste Beiträge
Titelbild md 03-04
Ausgabe
03-04.2024 kaufen
EINZELHEFT
ABO

Architektur Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Architektur-Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum arcguide Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des arcguide Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de