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Designwettbewerbe in China

Letter from Shanghai
Designwettbewerbe in China

Designwettbewerbe in China
Aktuell prämiertes Design in der iF design exhibition Hamburg. Foto: Alexander Kuckuk

Designwettbewerbe in China gibt es wie Sand am Meer. Die Spreu vom Weizen zu trennen, ist für Auslober wie Teilnehmer nicht einfach.

Raten Sie mal, wie viele Designwettbewerbe es in China gibt! Eine kleine Google-Recherche zum Stichwort “Designwettbewerbe in China” brachte mir sagenhafte 6 930 000 Treffer. Als ich meinen Freund Weihui Jiang, Betreiber der Netzplattform ‚Vision China‘ (www.visionchina.cn), zu dieser astronomisch hohen Quote befragte, wurde die Sache noch komplizierter. Weihui Jiang erzählte mir, er habe bereits 2008 versucht, die relevanten Designverbände in Beijing, Shanghai und Shenzhen zu ermitteln. Ein Unterfangen, das bislang zu keinem greifbaren Ergebnis geführt hat, weil es schlicht und einfach ein unüberschaubar breites Spektrum chinesischer Organisationen gibt, die sich im weitesten Sinne mit Design beschäftigen – von amtlichen Regierungsstellen über einschlägige Verbände, Unternehmen und Akademien bis hin zu Institutionen, die Events organisieren. Seit 2000 hat ‚Vision China‘ Tausende von Designwettbewerben eigenverantwortlich oder in Zusammenarbeit mit anderen organisiert. Und auch ich werde als Juror jedes Jahr zu zahlreichen landesweiten Wettbewerben eingeladen.

Perfekte Marketinginstrumente Man kann diese Designwettbewerbe drei verschiedenen Gruppen zuordnen. Zur ersten Kategorie gehören von Unternehmen ausgelobte so genannte Ideenwettbewerbe und Designförderpreise, die besonders für Studenten und einzelne Designer attraktiv sind. Ihr Ziel ist in erster Linie, Marken zu kommunizieren oder Produkte zu promoten. Dazu gehören u.a. ‚Radostar Prize China‘, ‚Swatch MTV Playground Design Competition‘ und ‚M-idea Forever‘.

Oder es geht Unternehmen darum, neue Ideen für die eigene Produktentwicklung zu generieren, beispielsweise beim ‚Electrolux Design Lab‘, ‚Braun Prize‘, ‚Dell ReGeneration‘ oder bei den alljährlichen Wettbewerben des chinesischen Haushaltsgeräteherstellers Midea. Die Teilnahme an solchen Ideenwettbewerben ist eine wichtige Referenz. Es kommt durchaus vor, dass Preisträger anschließend vom auslobenden Unternehmen eingestellt werden.

Internationale Reputation In der zweiten Kategorie geht es um die Verleihung von Designpreisen für Industrieprodukte. Eine Nominierung/Auszeichnung im Rahmen des internationalen ‚red dot Award‚ oder ‚iF-Award‘ ist auch in China prestigeträchtig: Designer und Hersteller gewinnen an Ansehen und profitieren von steigenden Umsätzen. Auch beim ‚China’s Most Successful Design Award‘ steht der kommerzielle Aspekt des Designs im Mittelpunkt.

Die meisten Auszeichnungen gehen allerdings immer noch an die Global Player, die ihre Produkte in China herstellen und dort vermarkten. Rein chinesische Unternehmen haben noch einen weiten Weg vor sich, wenn sie mit diesen Firmen konkurrieren und die gleichen Designkriterien erfüllen wollen.

Die Spreu vom Weizen trennen Schließlich wäre da noch die dritte Kategorie: Auszeichnungen, mit denen Designer für ihre professionelle Leistung geehrt werden. Zum Beispiel der ‚Elle Decoration Award‘ oder die ‚Outlook 100 Creative Icons‘. Diese Preise konzentrieren sich jedoch auf einen kleinen Kreis und werden von den Medien entsprechend stiefmütterlich behandelt. Im Übrigen werden die Designer gerne in die Künstlerschublade gesteckt, weil die Jury über keine professionellen Designkriterien verfügt. Das ist irreführend, hängt aber damit zusammen, dass in China der Begriff des Künstlers der Öffentlichkeit geläufiger ist als der des Designers.

Das Großangebot von Designwettbewerben bringt natürlich Probleme mit sich: Nicht jeder Wettbewerb ist seriös und nicht jeder Wettbewerbsbeitrag qualifiziert. Auch wird von Ausloberseite mitunter laut getrommelt, um genügend Teilnehmer zu generieren, die ihrerseits immer genauer hinschauen, ob das Mitmachen sich überhaupt lohnt. Hinzu kommt, dass manche Auslober lax mit der Urheberschaft umgehen und Wettbewerbsentwürfe unrechtmäßig kommerzialisieren.

Die prosperierende chinesische Wirtschaft lebt in erheblichem Maße von der Kreativität aus den eigenen Reihen. Amtliche und kommerzielle Organisationen sind deshalb gleichermaßen bemüht, Chinas Nachwuchs zu fördern. “In China gibt es hervorragende Designer”, so Weihui Jiang. Meiner Meinung nach sind Designwettbewerbe gute Plattformen, um die kreative Energie von Einzelnen für die Industrieproduktion zu bündeln. Davon profitieren alle. Die großen internationalen Designwettbewerbe genießen in China eine hohe Reputation.

md-Korrespondent Jamy Yang berichtet aus Shanghai

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