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Verborgen im Untergrund

Albergo Diurno in Mailand/Italien
Verborgen im Untergrund

Das Albergo Diurno ist ein Hidden Place im Zentrum Mailands, den es zu entdecken lohnt. Das architekturhistorische Kleinod liegt unterirdisch verborgen, an der belebten Piazza Oberdan. Eine Spurensuche von Cecilia Fabiani.

Autorin Cecilia Fabiani

Wenn man vor der U-Bahn Haltestelle Porta Venezia auf der Piazza Oberdan steht, macht man sich nicht bewusst, dass hier vor fast 100 Jahren ein Stück Stadtbaugeschichte geschrie- ben wurde. Mit dem Albergo Diurno nahm am 19. Januar 1926 eine luxuriöse Badeanstalt ihren Betrieb auf. Sie hatte zwei Eingänge von der Piazza mit dekorativen Überdachungen aus Gusseisen und Glas, die heute nur noch in Teilen sichtbar sind. Wer die Treppe zur U-Bahn hinuntersteigt, kann jedoch eine kleine unauffällige Tür entdecken, hinter der eine Reise in vergangene Zeiten beginnt.

Der Entwurf der Badeanstalt stammt von Piero Portaluppi. Zu seinen bekannten Werken gehört der Wiederaufbau der Pinacoteca di Brera nach dem Ersten Weltkrieg und der italienische Pavillon auf der Weltausstellung 1929 in Barcelona. Er baute mehrere Elektrizitätswerke, das Planetarium in Mailand, sehr viele Häuser für das Großbürgertum und war zudem am Bau der großartigen Villa Necchi Campiglio beteiligt.

Der alltägliche Luxus

Das Albergo Diurno ist eines der größten und am besten erhaltenen „Tagesbäder“ weltweit. Diese Einrichtungen entstanden gegen Ende des 19. Jahrhunderts in England und in der Folge in den meisten europäischen Metropolen. Damals hatten die meisten Wohnungen kein eigenes Bad und gerade Zugreisenden war es ein Bedürfnis, sich nach der Ankunft von Ruß und Schmutz zu reinigen.

Um die Badeanstalten im Zentrum der Städte anlegen zu können und um die technischen Anlagen einfacher unterzubringen, wählte man oft unterirdische Standorte.

Auch in Mailand wurden mehrere davon gebaut, doch mit der Beantragung einer Baugenehmigung durch den Unternehmer und Ingenieur Marcello Troiani begann 1923 die Geschichte eines besonders raffinierten Bades.

Das Albergo Diurno sprach ein gehobenes Publikum an: Zugreisende natürlich, aber auch „normale“ Stadtbewohner. 42 geheizte Bäder, davon sechs mit Luxusausstattung, fünf Duschkabinen und zehn Toiletten standen zur Verfügung.

Es wurden auch weitere nützliche Dienstleistungen angeboten. Wie beispielsweise Maniküre und Fußpflege, Damen- und Herrenfriseur, Wäscherei, Post- und Stenografieservice, ein Bankschalter, eine Gepäckaufbewahrung und Telefonzellen. Das Ganze erstreckt sich über einen 90 m langen und 30 m breiten Raum. Von der Eingangshalle kommend, betritt man den Hauptsaal mit Geschäften auf beiden Seiten.

Eine Statue aus Bronze, die griechische Göttin Hygieia, wacht über die Räumlichkeiten der eigentlichen Bäder, „Terme“ genannt. Für seine Tätigkeit stellte Portaluppi 579 Arbeitsstunden und 8000 Lire Bezahlung in Rechnung. „Sein Entwurf beinhaltete die Innenausstattung und Möblierung, nicht aber die Architektur“, erläutert Feruccio Luppi, Kurator der Fondazione Portaluppi.

Meisterhafter Eklektizismus

Holztäfelungen, Türen, Trennelemente, Marmorsäulen, mit Stein verkleidete Pfeiler, Schmiedeeisendekore, Vitrinen, Kassen, farbige Steinböden mit Intarsien: Piero Portaluppi mischt hier mehrere Stile und zeigt sich inspiriert vom Barock, aber auch von der Wiener Sezession.

Bis in die 1950er-Jahre war das Bad gut besucht und selbst in den 1970er-Jahren waren bis zu 600 Personen täglich zu Gast.

Durch den Bau der U-Bahn-Linie, verantwortet durch das Architektenduo Franco Albini und Franca Helg, wurde der Eingang zum Bad 1960 in die Metrostation verlegt und 1994 wurde der Badebetrieb schließlich eingestellt. Lediglich ein Friseursalon blieb bestehen.

Heute kann dank des Engagements von Stadtverwaltung und FAI (Italienischer National Trust) das Albergo Diurno besichtigt werden. Auch Events und Veranstaltungen werden regelmäßig organisiert, oft während der Mailänder Möbelmesse.

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