Beim Entwerfen geht es Thomas Feichtner um Authentizität, um eine eigene Handschrift. “Design ist nicht die Oberfläche der Dinge sondern der Kern.”
Text: Jörg Zimmermann
Im Studio mitten im angesagten 7. Bezirk in Wien nähert der Designer sich neuen Produkten mit Bleistift und Papier an. Über das Scribbeln findet Feichtner eine grobe Produktidee, Schritt für Schritt wird diese dann verfeinert. Auch bei der Entwicklung des ‚Tram Chair‘ ist der etablierte Produktdesigner so vorgegangen. Auf Modelle folgten Prototypen, bis der Entwurf des grundsoliden Holzstuhls stand. Der ‚Tram Chair‘ wird von dem tschechischen Unternehmen Ton produziert, einem Hersteller aus Bystrice, der einst für Thonet fertigte, nach dem 2. Weltkrieg dann lange verstaatlicht war. Heute firmiert Ton als Aktiengesellschaft und versucht mit neuer Designorientierung die traditionellen Kompetenzen in der Verarbeitung von Bugholz und Schichtholz zu bewahren. Thomas Feichtner hatte die beiden Fertigungsmethoden bei einer Werksbesichtigung kennen gelernt.
“Ich wollte in meinem Entwurf beide Verfahren zur Holzverformung integrieren”, erzählt er. Ein Gestell aus traditionell gebogenem Bugholz trägt nun eine Sitzschale aus Formholz. Neu ist, dass die Stütze der Sitzschale zugleich auch die Verbindung der Beine ist. Weitere Verstrebungen wie bei Bugholzmöbel üblich gibt es beim ‚Tram Chair‘ nicht. Den Namen haben übrigens die Arbeiter bei Ton beigesteuert. Sie füllten sich bei der Form an die Sitze der Prager Straßenbahn erinnert. Den Arbeitstitel ‚Tram Chair‘ fand Feichtner so charmant, dass er ihn schließlich für das Serienprodukt übernahm.
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