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Designer Chat mit der Kreativdirektorin bei Mingardo, Federica Biasi. md-mag.com

Jung sein hat auch Nachteile
Federica Biasi

Die junge italienische Designerin findet in der Vergangenheit und in der Natur ihre Inspiration, ohne rückwärtsgewandt zu sein. Als Creative Director bei Mingardo und mit ihrem eigenen Studio plädiert Biasi für mehr Mut zu Ästhetik, Farben und Materialien.

Interview Katharina Feuer

Federica, wie kam es, dass Du Design studiert hast? Deine Eltern leiten ein metallverabeitendes Unternehmen.

Federica Biasi: Meine Eltern haben mit der Entscheidung absolut nichts zu tun. In meiner Schulzeit habe ich mich mit Design und Architektur beschäftigt. Dadurch war mir ziemlich schnell klar, dass ich Design studieren will. Ich bin sehr entschieden in meinen Ideen. Ich mag keine Menschen, die zu viel zweifeln.

Obwohl Du Innenarchitektur studiert hast, arbeitest Du als Produktdesignerin. Weshalb?

Federica Biasi: Ich liebe Details. Während ich Räume gestalten sollte, fiel mir auf, dass ich mich immer auf die Produktdetails gestürzt habe. Das ist meine Welt.

Nach deinem ersten Job in Mailand bei einer interdisziplinären Agentur für Innenarchitektur, Produktdesign und Events bist Du nach Amsterdam gegangen. Erzähl uns von dieser Zeit.

Federica Biasi: Es war die Liebe, die mich nach Amsterdam geführt hat und deretwegen ich die Stadt nach knapp zwei Jahren wieder verlassen habe. Zwischenzeitlich habe ich mich aber auch in die Stadt verliebt.

Was hast Du dort gemacht?

Federica Biasi: Ich war bereits als Freelancer für Fratelli Guzzini tätig. Meine Aufgabe war eine feste Beratung. Dabei konzentrierte ich mich auf das CMF-Design (Color, Materials, Finish). Ich besuchte Messen, schrieb Trendberichte, prüfte Produkte und entschied über Farben und Materialien.

Wie hat die Zeit in den Niederlanden Deine Arbeit beeinflusst?

Federica Biasi: Ich war in dieser Zeit ein Schwamm. Ich ließ mich treiben, habe alles in mich aufgesogen. Das hat mir geholfen, eine entspannte und poetische Vision zu entwickeln, Objekte zu denken.

Beschreibe Deinen Stil.

Federica Biasi: Mein Stil entwickelt sich weiter. Er bewegt sich zwischen Vintage und dem Wesentlichen, zwischen Dekoration und Weiblichkeit, zwischen Leichtigkeit und der reinen Form. Formen, Farben, Schönheit und Trends sind dabei fundamental für meine Recherche.

Was inspiriert Dich?

Federica Biasi: Die Vergangenheit und die Natur. Mich faszinieren Objekte aus vergangenen Zeiten. Ich bleibe da aber nicht stehen, sondern finde Inspiration in jedem Bereich.

Was möchtest Du mit Deinen Entwürfen beim Kunden erreichen?

Federica Biasi: Ich möchte etwas bewegen. Die Objekte sollen die Kunden berühren, Emotionen auslösen. In einer Welt, die vollgestopft ist von unzähligen Dingen, will ich, dass meine Produkte etwas aussagen, Ruhe und Eleganz vermitteln.

Hast Du Vorbilder?

Federica Biasi: Ich bin nicht der Typ, der andere verehrt, aber es gibt natürlich Persönlichkeiten der Gegenwart wie die Bouroullec Brüder, Patricia Urquiola, Stefan Diez sowie aus der Vergangenheit wie Achille Castiglioni und Lella Vignelli, die ich bewundere. Ich versuche meinen eigenen Weg zu finden.

Für den Rising Talent Award 2018 hatte Dich Andrea Branzi als eine von sechs italienischen Designern nominiert. Hat sich seither etwas für Dich verändert?

Federica Biasi: Klar. Meine Arbeit ist bekannter geworden und ich hatte die Möglichkeit viele Kontakte zu knüpfen.

Wie kam es, dass Du Creative Director für das italienische Unternehmen Mingardo geworden bist?

Federica Biasi: 2016 fragten sie mich aufgrund meines strategischen und ästhetischen Ansatzes, ob ich für sie einige Produkte entwerfen könnte. Dann kam eins zum anderen.

Musst Du Dich aufgrund Deines jungen Alters mehr durchsetzen?

Federica Biasi: Definitiv. Das ist etwas, das ich nicht mag. Ich würde gerne entspannter meinen Job machen und mich weniger darauf konzentrieren, zu beweisen, was ich wert bin, nur weil ich jung bin.

Siehst Du Unterschiede zwischen dem Design von Männern und Frauen?

Federica Biasi: Ja, man spürt oft, ob ein Entwurf von einer Frau kommt. Frauen sind emotionaler, Männer pragmatischer. Wir sind sensibler, zäher und wissen, dass die Form allein nicht entscheidend ist, sondern auch wieviel Herz wir in das setzen, was wir tun.

Das geht ins Gesellschaftliche über …

Federica Biasi: Design hat sich verändert, weil die Menschen sich ändern. Auch die Rolle der Frau hat sich gewandelt. Wir haben andere Eigenschaften als Männer, die der Welt helfen könnten, wenn die Menschen nur unsere Rolle und wie wir helfen können, verstehen würden.

Einen Beitrag leistest Du, indem Du am European Institute of Design und der Marangoni Schule unterrichtest.

Federica Biasi: Ich habe an der IED studiert und hatte immer Freude am Unterricht. Jetzt gebe ich Kurse in Produktdesign. Ich mag unterrichten. Ich bringe Kindern bei, sich nicht nur auf die Funktionalität, sondern auch auf Ästhetik, Farben, Materialien und Oberflächen eines Produkts zu konzentrieren.

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Federica Biasi (Jg. 1989) schloss 2011 ihr Studium an der European Institute of Design ab und arbeitete für diverse Büros in Mailand. 2014 ging sie nach Amsterdam, um das nordische Design besser zu verstehen. Seit 2018 ist Biasi Creative Director des italienischen Labels Mingardo. Sie arbeitet für Labels wie CC-Tapis, Gallotti&Radice, MyHome Collection und Fratelli Guzzini.

Webseite der Designerin

Portrait: Federica Biasi Studio

Designer Chat

Federica Biasi

The young Italian designer finds inspiration in the past and in nature. But she is not backward-looking. She is the creative director of Mingardo, and with her studio she pleads for more courage in terms of aesthetics, colors, materials and surfaces.

Author: Katharina Feuer

Federica, how come you studied design? Your parents manage a metal-working company.

My parents have absolutely nothing to do with this decision. At school I was interested in design and architecture. So it soon dawned on me that I would like to study design. I am very firm with my ideas. I don‘t like people who have too many doubts.

But you work as a product designer although you studied interior design. Why?

I love details. When I had to design rooms, it came home to me that I always jumped at the product details. That is my world.

After your first job in Milan with an interdisciplinary agency for interior design, product design and events, you went to Amsterdam. Tell us about that time.

It was love that brought me to Amsterdam and that caused me to leave the city again after just under two years. But while I stayed there, I also fell in love with the city.

What did you do there?

I had already worked as a freelancer for Fratelli Guzzini. My task was specific consultancy. In doing so, I concentrated on CMF design (color, materials, finish). I visited fairs, wrote trend reports, examined products and decided on colors and materials.

How did your time in the Netherlands influence your work?

At that time I was like a sponge. I drifted along and absorbed everything. This helped me to develop a relaxed and poetic vision and to think in objects.

Describe your style.

It is still in a phase of development. There is a touch of vintage and of what really matters, a mix of decorative features and femininity, between lightness and pure form. For my research, shapes, colors, beauty and trends are fundamental.

What inspires you?

The past and nature. I am fascinated by still existing objects from bygone times. But I do not stop there; instead, I find inspiration in any area.

What do you want to achieve with your designs regarding the customer?

I want to trigger something. The objects should touch the customer, stir emotions. I want that in a world that is cluttered up with innumerable things my products make a statement and impart calmness and elegance.

Do you have role models?

I am not somebody who reveres others. But there are of course contemporary personalities I admire – like the Bouroullec brothers, Partricia Urquiola and Stefan Diez. And some from the past like Achille Castiglioni and Lella Vignelli. I am trying to find my own way.

Andrea Branzi had nominated you for the Rising Talent Award 2018 as one of six Italian designers. Has something changed for your since then?

Of course. My work became more well-known and I had an opportunity to establish many contacts.

How did it happen that you became creative director for Mingard, an Italian enterprise?

In 2016 they asked me, based on my strategic and aesthetic approach, whether I would like to design some products for them. Then one thing led to the other.

Is it more difficult for you to assert yourself at such a young age?

Definitely. That is something I do not like. I would prefer to do my job in a more relaxed way and concentrate less on having to prove what I am worth, only because I am young.

In your view, is there a difference between designs by women and men?

Yes. You often feel it if a design was made by a woman. Women are more emotional, men more pragmatic. We are more sensitive, tougher, and we know that shapes alone are not decisive, but how much heart we put into what we do.

That touches social life…

Design has changed because people change. The role of women has changed as well. We have other characteristics than men which could help the world only if people would understand our role and how we could be able to help.

You do your bit by teaching at the European Institute of Design and the Marangoni School.

I studied at IED and always enjoyed lessons. Now I lead courses on product design. I like teaching. I teach the children not to concentrate only on functionality but also on aesthetics, colors, materials and surfaces of a product.


Federica Biasi (born in 1989) graduated from the European Institute of Design in 2011 and worked for various studios in Milan. In 2014 she went to Amsterdam to learn more about Nordic design. She has been the creative director of the Italian Mingardo label since 2018. Biasi works for labels like CC-Tapis, Gallotti&Radice, MyHome Collection and Fratelli Guzzini.


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