Wie leben wir in der Zukunft? Smart Home, Smart Health, Virtual/Augmented Reality, Connectivity: Die Welt um uns wandelt sich mit großer Geschwindigkeit. Der Heimtex Verband wollte wissen, welche Rolle Heimtextilien in diesem Transformationsprozess spielen können und lobte erstmals einen bundesweiten Nachwuchswettbewerb unter Studierenden der Hochschulstudiengänge Textildesign, Innenarchitektur und Architektur im WS 2017/18 und SS 2018 aus: ‚House of Textile‘.
Für den textilen Raum wurden zukunftsweisende Ideen gesucht zum Wohnen, Arbeiten und/oder Reisen. Die Studierenden konnten sich auf einen Schwerpunkt konzentrieren oder mehrere kombinieren.
Kanpp 100 Teilnehmer hatten sich angemeldet, eine Fachjury vergab zehn Nominierungen, davon sieben im Bereich Architektur/Innenarchitektur und drei im Bereich Textildesign.
Das Interesse der Expertenrunde galt der spannenden Frage, welche Funktionen „jenseits von Ästhetik oder klassischen Aufgaben wie Akustik und Verschattung Textilien in Zukunft übernehmen können“, so Juryvorsitzender Martin Auerbach, Geschäftsführer Heimtextil. Interiordesigner Marty Lamers hingegen lässt die Zukunft bereits heute beginnen indem er die Frage in den Raum stellte: „Brauchen wir nicht manchmal einfach nur natürliche, haptisch angenehme Materialien und weiche Formen, um uns in unserer technisierten und digitalisierten Welt wohlzufühlen?“
Die Bandbreite der eingereichten Entwürfe bewegt sich zwischen Utopie und Machbarkeit, ihre Bewertung erfolgte nach klaren Kriterien: Materialinnovation, neue Funktionalität, Umsetzbarkeit, Originalität/Kreativität, Textilaffinität, Präsentation, konzeptionelle Stärke und Nachhaltigkeit.
Auf der Heimtextil 2019 werden die zehn nominierten Einreichungen in Halle 9.0 präsentiert. Man darf gespannt sein, welche drei von ihnen die Jury am ersten Messetag als „Best of“ auszeichnet und ihre Entwerfer mit einem Werkspraktikum belohnt.
Die nominierten Studierenden präsentieren ihre Arbeiten in einem virtuellen ‚House of Textile‘ in Halle 9.0 der Heimtextil vom 8. bis 11.1.2019.
Textildesign
‚Ridomagnetik‘
Entwurf: Anne-Sophie Carle
Betreuer: Prof. Bettina Göttke-Krogmann, Burg Giebichenstein Kunsthochschule
Mit dem innovativen Einsatz von Edelstahlpulver auf Stoffen in Verbindung mit aufgestickten Magneten eröffnet sich ein neuer Gestaltungsaspekt für Gardinen. Spielerisch lassen sich die Stoffe modellieren und an die individuellen Bedürfnisse und Stimmungen der Bewohner anpassen.
Architektur/Innenarchitektur
‚Anti Malaria Textil‘
Entwurf: Lisa Schmidhuber
Betreuer: Akademie der bildenden Künste München, Lehrstuhl für Produktgestaltung, Prof. Carmen Greutmann-Bolzern und Prof. Urs Greutmann
Die Jury überzeugte der starke konzeptionelle Ansatz zur Reduzierung von Malariainfizierung mittels eines aus den örtlichen Ressourcen nachhaltig gefertigten Jutetextils. Die Einreichung beinhaltet eine sehr umfassende Dokumentation von der Idee über die Recherche bis hin zur Lösung.
Architektur/Innenarchitektur
‚Filocker‘
Entwurf: Daniela Gehrlein
Betreuer: Technische Hochschule Rosenheim, Prof. Ulrike Förschler
Textilaffiner Entwurf eines in die Wand integrierbaren Möbels für eine multifunktionelle Nutzung in kleinen Wohnräumen. Die in Bezug auf ein Sitzmöbel bereits umgesetzte Idee verbindet Funktion mit ansprechender textiler Raumgestaltung und bietet die Vorlage für komplette Raumkonzepte.
Architektur/Innenarchitektur
‚Kokon‘
Entwurf: Voktoriia Matsurova
Betreuer: Akademie der bildenden Künste München, Lehrstuhl für Produktgestaltung, Prof. Carmen Greutmann- Bolzern u. Prof. Urs Greutmann
Origineller und kreativer, aus Tierbehausungen in der Natur abgeleiteter Entwurf eines alternativen Sitzmöbels, der eine besondere Ruhe- und Arbeitszone innerhalb eines Raums schafft. Der in seinen einzelnen Entwicklungsschritten sehr anschaulich vorgestellte Entwurf zeigt eine hohe Textilaffinität.
Architektur/Innenarchitektur
‚Raumsystem Move‘
Entwurf: Justine Yun-Ju Park
Betreuer: Akademie der bildenden Künste München, Lehrstuhl für Produktgestaltung, Prof. Carmen Greutmann- Bolzern u. Prof. Urs Greutmann
Durch die innovative Verbindung der Werkstoffe Metall und Filz entsteht ein durch elektrische Spannung aus sich heraus bedienbarer Raumteiler. Das anschaulich visualisierte Konzept zeigt im Vergleich zu den bis dato bestehenden Lösungen eine neue Möglichkeit für die Steuerung von Raumteilern auf.
Architektur/Innenarchitektur
‚Solar Threaddon‘
Entwurf: Nicole Tallavania
Betreuer: Akademie der bildenden Künste München, Lehrstuhl für Produktgestaltung, Prof. Carmen Greutmann- Bolzern u. Prof. Urs Greutmann
Innovative textile Lösung für das Reisen mit akkubetriebenen Geräten in der Natur. Die leichte und sehr anpassungsfähige Textilstruktur ist auf jedem Rucksack einfach zu befestigen, absorbiert Tageslicht und wandelt dieses in Strom um. Leichte Alternative für digitale Nomaden zur Powerbank.
Architektur/Innenarchitektur
‚Wandelbar‘
Entwurf: Léon Schmutzler
Betreuer: Universität der Künste Berlin, Prof. Sigurd Larsen
Textiles Sitzmöbelkonzept für die multifunktionale Nutzung in kleinen Wohnräumen, mit dem die in der Präsentation gut dargestellten vielfältige Bedarfssituationen abgedeckt werden können. Der Werkstoff wird kreativ und originell eingesetzt und dadurch ein neuer Einsatzbereich erschlossen.
Architektur/Innenarchitektur
‚Tiny House‘
Entwurf: Claudia Ochsenkühn
Technische Hochschule Rosenheim, Prof. Ulrike Förschler
Raffinierte Textile Wandbekleidung, die mit wenigen Handgriffen zu einem Bett umgestaltet und dadurch mit einer neuen Funktion versehen wird. Die animierte Präsentation stellt Aufbau und Funktion des innovativen Konzepts für kleine Räume ansprechend und leicht verständlich dar.
Textildesign
‚Moosaros‘
Entwurf: Magdalena Orland
Betreuer: Burg Giebichenstein Kunsthochschule, Prof. Bettina Göttke-Krogmann
Mooselemente, die direkt auf dem Stoff wachsen, sind nicht nur Bestandteil des Stoffdesigns, sie regulieren gleichzeitig auch das Raumklima. Beim Einsatz als Duschvorhang erfolgt die Bewässerung mit jedem Duschgang. Mit der Verbindung aus Stoff und Pflanze wird ein neues Material geschaffen.
Textildesign
‚Soft Architecture‘
Entwurf: Lars Dittrich
Betreuer: Burg Giebichenstein Kunsthochschule, Prof. Bettina Göttke-Krogmann
Inspiriert von der modernen Leichtbauweise überführt dieser Entwurf dreidimensionale gewebte Stoffe in neue Einsatzbereiche. Neben der Anwendung des ‚3D fabric‘ als Designobjekten und Akustikpanel werden auch eine mögliche neue Funktion als „woven furniture“ aufgezeigt.
Bewertungskriterien: Materialinnovation, Neue Funktionalität, Umsetzbarkeit, Originalität/Kreativität, Textilaffinität, Präsentation, konzeptionelle Stärke, Nachhaltigkeit
Jury: Martin Auerbach, Geschäftsführer Heimtex; Detlef Braun, Geschäftsführer Messe Frankfurt GmbH; Birgit Genz, Leitende Redakteurin ARD aktuell, Tagesschau; Ottmar Ihling, Vorsitzender Heimtex, Geschäftsführer Alfred Apelt GmbH; Cordula Jahn, Geschäftsführende Gesellschafterin German Rugs GmbH; Marty Lamers, Interior Designer; Hannes Neubert, Atelierleiter Gebr. Munzert GmbH & Co. KG; Susanne Tamborini-Liebenberg, Chefredakteurin md Interior Design Architecture
Teilnehmer: knapp 100
Auszeichnungen: 7 Nominierungen Architektur/Innenarchitektur, 3 Nominierungen Textildesign
Ziel: Eine Vorstellung zu erhalten, welche Rolle Heimtextilien im Jahr 2025 in den Bereichen Wohnen, Arbeiten und Reisen spielen werden.
Teilnahmeberechtigte: Studierende an Architektur-, Innenarchitektur- und Textildesign-Studiengängen in Deutschland
Website des Nachwuchswettbewerbs
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