Autorin: Gabriele Benitz
Ende Juni fand im Stuttgarter Haus der Architekten der fünfte Quality Office Consultant Tag statt. Rund 100 Berater aus Handel und Industrie sowie geladene Gäste nahmen an der Tagung teil.
Volker Weßels vom Wiesbadener Qualitätsforum Büroeinrichtungen führte durch die Veranstaltung. Er eröffnete sie, indem er über den aktuellen Stand von Quality Office (QU) als Qualitätslabel für Büroprodukte, Berater und Unternehmen berichtete. „Im kommenden Jahr wollen wir den Relaunch von Quality Office abgeschlossen haben. Die neue Version schließt eine Themenerweiterung für Berater ein“, sagte Weßels. Rubriken wie digitale Kompetenzen, Change und Consulting, erweiterte Nutzbarkeit, Brandschutz und Selbstlernen sollen in den kommenden Monaten mit den Herausgebern des QU-Labels und Fortbildern diskutiert werden.
Neues „Level“-Zertifikat für Büroeinrichtungen
Um Fortbildung, speziell unter dem Aspekt Nachhaltigkeit, drehte sich der Vortrag von André Hund, Geschäftsführer der Hund Möbelwerke und Vorsitzender des Marketing-Ausschusses im europäischen Büromöbelverband FEMB. Auf europäischer Ebene gibt es nun ein „Level“-Zertifikat für Büromöbel. Der Weg dahin sei nicht einfach gewesen, erläuterte Hund, müssten doch drei Kategorien berücksichtigt werden: „Produkt“, „Produktionsstätte“ und „Organisation“ . Diese wiederum beinhalten jeweils vier Einflussbereiche: „Material“, „Energie und Atmosphäre“, „Gesundheit von Mensch und Ökosystem“ und „Soziale Verantwortung“.
„Das Level-Zertifikat ist der einzige akkreditierte Möbelstandard für die Green Economy.“ André Hund
Sämtliche vorhandenen europäischen Umweltzertifikate können in das Zertifikat einfließen. „Der neue Standard gilt europaweit und fungiert als Richtlinie für kleine und mittlere Unternehmen, die noch keine interne Expertise haben“, erklärte Hund. Und weiter: „Er ist der zertifizierte Nachweis zur Erfüllung der Anforderungen des Standards und somit der einzige akkreditierte Möbelstandard für die Green Economy.“ Erste Büromöbelhersteller hätten das Zertifikat bereits erhalten.
Akustisch optimierte Büroarbeitsplätze
Welche Möglichkeiten der Fortbildung Quality Office Consultants haben, veranschaulichte Andreas Stephan, Leiter des Sachgebiets Büro der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG), anhand des VBG-Seminarprogramms. Er verwies unter anderem auf die Veranstaltungen „Büroflächen optimal planen“ und „Die passenden Büromöbel beschaffen“.
„Der große Knackpunkt ist die Sprachverständlichkeit.“
Andreas Stephan
Besonderen Wert legte er auf das Thema „Akustik“ und wie akustisch optimierte Büroarbeitsplätze ausfallen können. Was den meisten Büroberatern aus der täglichen Praxis bekannt sein dürfte, unterstrich er ein weiteres Mal: „Der große Knackpunkt ist die Sprachverständlichkeit.“
Digitale Tools erleichtern die Arbeit
Doch nicht nur mit den Themen Flächenplanung, Möblierung, Beleuchtung und Akustik müssen sich die Consultants auseinandersetzen. Zunehmend erwartet man von ihnen digitale Kompetenzen. Das meint Nicolas Papavero von Detecon International GmbH. „Bilaterale und multilaterale Kommunikation müssen einfach sein und Transparenz und simultane Kollaboration im Vordergrund stehen.“
Welche digitalen Tools die Zusammenarbeit in Unternehmen erleichtern und dabei helfen, Ressourcen für andere Aufgaben zu gewinnen, zog sich als roter Faden durch seinen Vortrag. Er verwies auf Produkte und Tools, die die Kommunikation ins Unternehmen hinein und unter den Mitarbeitern unterstützen. Für erstere nannte er als Beispiele „You and me“ und „All4us“, für zweitere „Microsoft Teams“, „Slack“, „Mentimeter“, „Jabber“ oder „Skype for Business“. Die Tools sollen überdies das Erstellen und Verwalten von Strukturen und Daten vereinfachen. Hilfreich seien beispielsweise „Trello“, „OneNote“ „Planner“ oder „Wunderlist“.
„Die Mitarbeiter müssen eine positive Haltung gegenüber den neuen Arbeitsweisen mitbringen.“ Nicolas Papavero
Für die Effizienz der Tools sind seiner Meinung nach einige Voraussetzungen erforderlich: „Die IT muss funktionieren und Mitarbeiter müssen über einen Mindeststandard an Tool-Kompetenz verfügen. Ihre Arbeitsweise muss auf den Einsatz der Tools abgestimmt sein und sie müssen eine positive Haltung gegenüber den neuen Arbeitsweisen mitbringen.“
3D und Virtual Reality im Einsatz
Darüber, wie er im eigenen Unternehmen neue Technologien integriert, berichtete Peter Pfersich, Geschäftsführender Gesellschafter des Handelshauses Pfersich Büroeinrichtungen und Pfersich Projektmanagement. Sein Stuttgarter Unternehmen entwickelte sich vom Bürofachhändler zum Großprojektplaner, wie er am Beispiel der Neuplanung für die Versicherung Alte Leipziger aufzeigte. Dazu erstellten er und sein Team nicht nur 3D-Modelle des Gebäudes mit dem „pCon“-Planner, einem kostenlosen 3D-Raumplaner von Eastern Graphics für Experten, sondern setzten auch Virtual-Reality-Tools ein.
„Es kommt darauf an, alle Projektpartner von Anfang an einzubinden.“ Peter Pfersich
„Auf diese Weise konnten wir die Beteiligten des Planungsteams frühzeitig einbinden, darunter Vertreter der Personalabteilung, des Betriebsrats, der IT, des Facility Managements, der betroffenen Abteilungen und den Betriebsarzt.“
BIM für die Bürobranche
Wenn es um digitale Gebäudemodelle von Neu- und Umbauten geht, ist das Fraunhofer IAO ein gefragter Ansprechpartner. Günter Wenzel, Leiter Building Culture Innovation – Virtual Environments beim IAO, gab Einblicke in die Anwendungsmöglichkeiten. An erster Stelle die Nutzung von Building Information Modeling (BIM), das langsam auch die Bürobranche erreiche.
„Mit dem digitalen Zwillling von Gebäuden lassen sich Effizienzverluste vermeiden.“ Günter Wenzel
„Wenn sich die Bauherren einen perfekten digitalen Zwilling für ihre Gebäude vorstellen können, lassen sich viele Effizienzverluste vermeiden“, weiß er aus der Praxis. BIM bringe auch Vorteile in der Zusammenarbeit der einzelnen Planungsdisziplinen mit sich. Aber, so seine Erkenntnis: „Der emotionale, soziale Aspekt ist hier viel wichtiger ist als der Kostenfaktor.“
Brandschutz frühzeitig berücksichtigen
Dass es auch beim Brandschutz auf frühzeitige Planung ankommt, stellte die Brandschutzprüferin für den Landkreis Hameln-Pyrmont, Marlies Hacker-Behr, in ihrem Referat dar. Trotz ihres Parforceritts durch die rechtlichen Grundlagen wie Musterbauordnungen, Gebäudeklassen, Bauteile, Flucht- und Rettungswege, organisatorischer Brandschutz sowie Handlungs- und Gestaltungsspielräume wollte sie die anwesenden Tagungsteilnehmer nicht ratlos zurücklassen.
„Denken Sie von Anfang an an den Brandschutz.“
Marlies Hacker-Behr
Aus ihrer Arbeit als Zweitprüferin von Brandschutzkonzepten bei Sonderbauten gab sie ihnen einen Rat mit auf den Weg: „Wenn Sie planen, denken Sie von Anfang an an den Brandschutz. Und ich empfehle Ihnen darauf hinzuwirken, dass sich Bauherr und Betreiber frühzeitig an einen Tisch setzen.“
Fazit
Durch sämtliche Vorträge des Quality Office Consultant Tags zog sich ein roter Faden: Alle an den Projekten Beteiligte müssen sich frühzeitig zusammensetzen und auf Augenhöhe miteinander kommunizieren.
Weitere Infos zum Label „Quality Office“ auf https://quality-office.org/de/
Weitere Events auf https://www.md-mag.com/news/events/
Noch mehr Office-Themen auf md-mag.com
Mehr zum Thema Office