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Salone – Riesengross und selbstbewusst

I saloni Milano 2015
Salone – Riesengross und selbstbewusst

Die weltweit größte Möbelschau ihrer Art, der Salone, hat dieses Jahr wieder Rekordzahlen verbucht. 310 000 Besucher aus aller Welt fluteten die Mailänder Messehallen. Wir haben uns bei den Möbeln, den Leuchten und den Büroherstellern umgesehen.

md-Autoren Susanne Tamborini, Alexander Kuckuk, Katharina Feuer

Wo sonst, wenn nicht in Mailand beziehungsweise auf dem Salone, kann man sich einen solch geballten Überblick über das italienische Möbeldesign und seine Hersteller machen! Zumindest diejenigen italienischen Unternehmen, deren Stärke im Export liegt, konnten trotz Krise in die Produktentwicklung investieren und taten das auch. Alias beispielsweise oder (wie gewohnt) Magis und Moroso, aber auch kleinere Vorzeigeunternehmen wie Desalto, Kristalia, MDF. Oder Molteni, die ihre 80-jährige Designgeschichte nicht nur mit einer Hommage an Gio Ponti und andere epochale Weggefährten des Hauses feierte, sondern auch eine kleine aber feine Design-Ausstellung über die drei Generationen überspannende Unternehmensgeschichte inmitten kostbarer Gemälde in der Galleria d’Arte Moderna kuratierte. Freilich liest sich das Who is who der Designer, die erfolgreich für italienische Hersteller arbeiten, so international, wie auch der Stil über alle Länder hinweg immer internationaler, sprich “skandinavischer”, geworden ist. Allen voran bereicherten Entwürfe von Konstantin Grcic, Nendo, dem Duo Gamfratesi, Jasper Morrison oder Eugeni Quitllet insbesondere die Vorzeigehallen 20 und 16. Aber auch die Pflege der Klassiker scheint nach wie vor nicht nur wirtschaftlich interessant: Harry Bertoia bei Knoll International, Le Corbusier, P. Jeanneret und C. Perriand bei Cassina, Sottsass bei Kartell oder Carlo Mollino bei Zanotta sind nur einige der großen Namen, für die sich längst auch eine jüngere Generation interessiert.
Dabei wurden am Rande des Messegeschehens auch knallhart wirtschaftliche Perspektiven diskutiert. Um den Herausforderungen im globalen Export künftig besser begegnen zu können, setzen einige italienische Unternehmen auf die Bündelung von Synergien. Firmenfusionen und -aufkäufe stehen an, die Stärke der einzelnen Marken soll dabei jeweils erhalten bleiben, aber Vertriebswege gebündelt oder Produktportfolios erweitert werden. So ging der Küchenhersteller Valcucchine an Driade, DePadova an Boffi, die Betten von Flou werden um Wohnmöbel von Natevo ergänzt. Die Entwicklung sei noch nicht abgeschlossen, heißt es aus informierten Kreisen.
Für die Euroluce 2015 hingegen war es ein großer Segen, dass traditionsreiche italienische Marken wie FontanaArte, Flos oder Luceplan zu alter gestalterischer Stärke zurückgefunden haben. Denn es waren die Platzhirsche aus Belle Italia, die das Gros der Aussteller ausmachten. Gut vertreten waren auch Spanien und Benelux, doch das Fehlen nahezu aller Hersteller aus D/A/CH war augenfällig. Gründe dafür mögen die starke Marktposition der Frankfurter Light + Building und die derzeitige wirtschaftliche Schwäche Italiens sein. Ausnahme von der Regel: Ingo Maurer, der ja eine besondere Beziehung zu Mailand pflegt und einmal mehr ein Feuerwerk an brillanten Ideen abbrannte. Ein wahrer Augenschmaus auch der Messestand von Flos, konzipiert von Ron Gilad als Kunstgalerie. Vor allem der abstrahierte Garten mit seinen Baumskulpturen zog die Besucher reihenweise in seinen Bann.
Nach Jahren des Anything Goes war es diesmal eine echte Überraschung, dass tatsächlich so etwas wie ein Trend feststellbar war: “Glass is back”. Nicht nur die Murano-Fraktion, nein, nahezu alle Hersteller hatten Leuchten im Portfolio die mit Schirmen, Leuchtenköpfen und Diffusoren aus Glas starke räumliche Präsenz zeigten. Traditionelle Glasbläserkunst stand dabei Seite an Seite mit Hightech-Verfahren.
Last but not least kamen turnusmäßig wieder die Bürohersteller zum Salone Ufficio zusammen. Das Motto 2015: ‚Workplace3.0‘. Mit einer anmutigen Installation versinnbildlichte dieses Mal Designer Michele De Lucchi das weitere Verschmelzen von Arbeiten und Wohnen: Er inszenierte mit “The Walk“ eine Art Hochsteg in Form eines Unendlichzeichens, von dem der Besucher hinabschauen konnte in vier definierte Bereiche künftigen Arbeitens: ‚The Club‘ (Kommunikationsplattform), ‚Free Man‘ (individueller Arbeitsplatz), ‚Agora‘ (Pavillon für Meetings) und als Höhepunkt ‚Laboratory‘ (Handwerk), wo echte Schreiner, Sticker, Drechsler und andere Möbelbauer funktionierende Mini-Werkstätten eingerichtet hatten, in denen sie ihr Können an lernbegierige Auszubildende beziehungsweise das interessierte Publikum weitergaben. Unendlichkeit steht für De Lucchi metaphorisch für den steten Wandel in Kultur und Wirtschaft – alles verändert sich, ist in Bewegung, so auch der Arbeitsprozess, der sich weiter entwickelt und mit der Zeit gehen muss. Glaubt man den Trendforschern, so wird sich die Zahl der Menschen, die von Zuhause aus Arbeiten, bis 2030 nahezu verdoppeln. Was einst als romantisches Homeoffice belächelt wurde, ist für viele längst Businessalltag geworden. Aber auch die Büroeinheiten selbst werden wohnlicher: So war ein spannender Ansatz einer Bürolandschaft aus kombinierbaren Modulen bei Unifor zu sehen mit ‚Cases‘ von Jean Nouvel Design. Ebenso interessant der Ansatz von Fantoni mit ‚Hub‘, eine Arbeitsinsel für bis zu vier Personen, variabel anwendbar.
Mailand behauptet sich trotz Krise: selbstbewusst und riesengroß! Auf die Frage ausländischer Fachjournalisten, ob die aus den Nähten platzende Mailänder Messe perspektivisch auf das nahe Expogelände ausweichen werde, antwortete Cosmit-Präsident Roberto Snaidero auf der internationalen Pressekonferenz mit einem klaren nein. “Der Salone lässt sich nicht in zwei Teilen organisieren. Sein Flair und sein Erfolg sind eng verbunden mit dem aktuellen Messegelände.”
Die Möbel- und Leuchtenfavoriten der md-Redaktion finden Sie in unserer Printausgabe md 4.2015. Über die ‚Schöne neue Arbeitswelt‘ werden wir Sie ausführlich in unserem Büro-Special in der Printausgabe md 6.2015 informieren.
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