Autorin: Gabriele Benitz
Auch seit Anfang dieses Jahres arbeiten viele Menschen weltweit in den eigenen vier Wänden. Forschungsergebnisse von Steelcase zeigen nun auf, wie es um die Arbeitssituation im Homeoffice steht.
Jeder zweite deutsche Homeworker ist unzufrieden
Demnach ist fast jeder Zweite (43 %) der deutschen Angestellten im Homeoffice häufig mit dieser Arbeitsform unzufrieden. Engagement und Produktivität leiden. Gleichzeitig geben 22 % an, dass sie mit dem Homeworking sehr zufrieden sind. Immerhin möchten insgesamt 95 % zumindest ab und zu vom Büro aus arbeiten.
Einfluss auf das Engagement
Steelcase führte im Verlauf der Pandemie in zehn Ländern verschiedene Studien durch, an denen mehr als 32 000 Menschen teilnahmen. Die Erkenntnisse belegen, dass das Engagement derjenigen Beschäftigten weltweit sinkt, die aufgrund schlechter Rahmenbedingungen Schwierigkeiten mit der Arbeit im Homeoffice haben.
Nachlassende Produktivität
In Spanien ist das sogar bei rund jedem Fünften (18 %) der Fall. Auch die Produktivität lässt in allen untersuchten Ländern nach, teilweise –wie in China – um bis zu 19 %.
Unzureichende Arbeitsbedingungen
Widrige Rahmenbedingungen beim Homeworking gehören zu den vielen Faktoren, die für schlechte Erfahrungen mit dem Homeoffice verantwortlich sind. Knapp jedem Dritten der in Deutschland Befragten fehlt daheim ein Arbeitsplatz ohne Ablenkungen (32 %). Fast ebensowenige haben einen bequemen Arbeitsbereich (30 %). So dient beispielsweise bei manchen das Bett (9 %) als Lösung.
Je höher die Hierarchieebene, desto besser der Arbeitsplatz
Die Voraussetzungen sind nicht bei allen gleich: So arbeiten 74 % der leitenden Angestellten oder der Geschäftsführung immer oder fast immer am Schreibtisch und 69 % steht ein ergonomischer Arbeitsstuhl zur Verfügung. Demgegenüber arbeiten 67 % der Mitarbeiter auf anderen Unternehmensebenen an einem Schreibtisch. Nur jeder Zweite dieser Hierarchieebenen (49 %) besitzt einen guten Arbeitsstuhl.
Vor- und Nachteile des Homeoffice
Die Steelcase-Untersuchungen zeigten auch, welche Herausforderungen das Homeworking aufwirft und welche Vorteile es bietet. In Deutschland waren die Ergebnisse wie folgt:
Negative Auswirkungen:
- Mehr als jede(r) Dritte (38 %) empfindet ein zunehmendes Isolationsgefühl
- 23 % berichteten, dass Entscheidungen langsamer getroffen wurden
- 19 % sagten, dass ihre Produktivität nachließ
- 18 % gaben an, dass sich ihr Engagement verringerte
Positive Effekte:
- Jede(r) Zweite freute sich über den Wegfall des Arbeitsweges (50 %)
- 37 % gaben an, dass sich ihre Work-Life-Balance verbesserte
- 37 % konnten konzentrierter arbeiten
- 27 % schätzten die gestiegene Flexibilität
Stephan Derr, Vorstand der Steelcase AG, kommentiert die Ergebnisse so: „Die Pandemie hat sich auf viele Bereiche unseres Lebens ausgewirkt, insbesondere darauf, wie und wo die Menschen arbeiten möchten.“ Die Erfahrungen im Homeoffice beeinflussten, welche Arbeitsumgebungen und -voraussetzungen sie sich für die Zukunft wünschen.
Wunsch nach zeitweiliger Arbeit zuhause
Das Bedürfnis nach mehr Kontrolle und Flexibilität bei Arbeitnehmern ist groß. Jeder vierte deutsche Beschäftigte erwartet, nach der Pandemie zwei oder mehr Tage pro Woche im Homeoffice tätig sein zu können. 72 % wünschen sich immerhin, maximal einen Tag wöchentlich Homeworking zu praktizieren.
Flexible Lösungen sind gefragt
Wenn sich Unternehmen Gedanken über die Zukunft der Arbeit für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter machen, geht es häufig um flexiblere Arbeitsrahmenbedingungen, weiterhin mit dem Büro als wichtigen Arbeitsort: Die globalen Daten zeigen, dass nur 5 % aller Unternehmen ganz zum Homeoffice übergehen möchten. In Deutschland sind es sogar nur 2 %.
Unternehmen verfolgen hybriden Ansatz
Fast ein Viertel der weltweit befragten Unternehmen möchte das Büro als Hauptarbeitsort behalten. Dagegen verfolgt die große Mehrheit, 72 %, einen hybriden Ansatz mit einer Mischung aus Homeworking und Büro. Auch das Gros der deutschen Firmen (53 %) sieht im hybriden Modell die Zukunft der Arbeit. Fast genauso viele (45 %) tendieren jedoch weiterhin zum Büro als Hauptarbeitsort.
Satellitenarbeitsplätze und Coworking Spaces
Viele Unternehmen denken auch über die Einrichtung sogenannter Satellitenarbeitsplätze oder Coworking Spaces nach. Die würden es den Beschäftigten erlauben, in einem Büro zu arbeiten, das nicht weit entfernt von ihrem Zuhause liegt.
Gestaltung der Büroarbeitsplätze
Für Derr sollte die Entwicklung zu neu gestalteten Räumen führen. „In Zukunft werden verschiedene Designansätze nötig sein, um Räume zu gestalten, die es den Angestellten ermöglichen, neue Arbeitsweisen zu nutzen und die flexibel sowie resilient sind.“
Fortführung der Studie
In den nächsten Wochen veröffentlicht Steelcase weitere Erkenntnisse zu den Bedürfnissen und Wünschen der Angestellten sowie zu den vier großen Makroverschiebungen am Arbeitsplatz und den entsprechenden neuen Prinzipien beim Office Design.
Studie von Bitkom zum Thema Homeoffice auf md-mag.com