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Neues Arbeitsweltkonzept der Gewobag von Würschinger Architekten

Neues Arbeitsweltkonzept der Gewobag von Würschinger Architekten
Offen für die Zukunft

Für die Berliner Wohnungsbaugesellschaft Gewobag entwickelten Würschinger Architekten mit dem Büroraumkonzept „5Plus“ im Spreebogen, Berlin Moabit, die Blaupause für eine neuartige Büroarbeitswelt.

Ganz im Sinne eines attraktiven Human Centered Workplace können beim Büroraumkonzept „5Plus“ die Mitarbeitenden entscheiden, wo und wie sie im Büro arbeiten möchten. Offene und umschlossene Flächen bieten unterschiedliche Bühnen, auf denen sie ihre favorisierte Arbeitsumgebung vorfinden und selbst anpassen können.

Offene und umschlossene Flächen

Das multifunktionale Nutzungs- und Bespielungskonzept von „5Plus“ entstand in enger Zusammenarbeit zwischen Architekten und der Projektgruppe des Bauherrn. Innerhalb von nur zehn Monaten von der Konzeption bis zur Umsetzung entstanden im Spreebogen 58 Arbeitsplätze und 31 weitere Arbeitsmöglichkeiten für insgesamt 84 Mitarbeiter. Jenseits der üblichen funktionalen Raumtypologien für New Work beschränkten sich die Planer dabei auf nur zwei Raumformen: auf offene und umschlossene Flächen.

Die technische Ausrüstung der Flächen in Sachen Brandschutz, Licht, Akustik und IT-Infrastruktur sowie die flexible Möblierung bieten die Möglichkeit, sie wahlweise als Projektbüro, als Besprechungs- und Konferenzszenario, als Workshop-Fläche oder Flächen für Einzel- oder Gruppenarbeitsplätze zu nutzen. Die funktionalen und gestalterischen Qualitäten der neuen Bürowelt reflektieren dabei beispielgebend grundsätzliche Fragen und Herausforderungen, die nach den Erfahrungen der Pandemie für das neue Normal der Büroarbeitsformen zu beantworten sind.

Transparenz und Blickbeziehungen

Zielsetzung war es, eine Arbeitswelt zu schaffen, in der sich die Mitarbeitenden wohlfühlen. Neben Flächen für Kommunikation und Begegnung sollten sie ebenso Konzentrations-, Rückzugs- und Erholungsräume vorfinden. Der hufeisenförmige Grundriss des Gebäudes eröffnet im fünften Obergeschoss Arbeitsbereiche, die an der Außenfassade wunderbare Ausblicke bieten. An der Innenfassade ergibt sich durch Tageslichteinfall und natürliche Lüftungsmöglichkeiten eine hohe Aufenthaltsqualität. Um attraktive und differenzierte Flächen zu schaffen, entwickelten Würschinger Architekten eine ausgeklügelte Anordnung offener und umschlossener Flächen. Diese sind über Blickbeziehungen transparent miteinander verbunden. Die Möglichkeitsräume können für ganz unterschiedliche Büroprozesse genutzt werden.

Mittelbereich als Kernzone

Durch die Anordnung und die unterschiedlichen Größen sowie Geometrien der umschlossenen Flächen entstehen analog unterschiedlich geformte, offene Zwischenräume. Das gleiche Prinzip gilt für den Mittelbereich als Kernzone. Hier sind unterstützende Funktionen wie Schließfächer, Teeküchen, Stauräume, Telefonkabinen und Kopierstationen untergebracht. Die umschlossenen Flächen sind so angeordnet, dass sich immer wieder Durchblicke von der Innen- zur Außenfassade eröffnen. Die Auflösung klassischer Raumformen und Verkehrsflächen führte Würschinger Architekten zur Unterscheidung in umschlossene und offene Flächen als Ordnungsprinzip. Das hält alle Nutzungsoptionen offen.

Private, halböffentliche und öffentliche Bereiche

Bereits vor der Corona-Pandemie hatten sich Würschinger Architekten mit der Frage beschäftigt, warum Mitarbeitende Lust haben sollten, zur Arbeit ins Büro zu kommen. Die Antworten fanden sie in Kriterien wie Vielfalt, Attraktivität, Effizienz und sozialen Beziehungen. Diese sind sowohl für die Belegschaften als auch für die Arbeitgeber vorteilhaft. Während der Planungsphase mitten in der Pandemie kam die Erkenntnis hinzu, dass die mobile Büroarbeit zu Hause so heterogen und vielfältig ist wie die privaten Lebensumstände der Mitarbeitenden. Entsprechend sind auch die Anforderungen an den Büroraum unterschiedlich ausgeprägt. Wer zu Hause gut konzentriert arbeiten kann, dem können Kommunikation und sozialer Austausch im Büro besonders wichtig sein. Wer dagegen Mühe hat, im privaten Umfeld Ruhe und Konzentration zu finden, wird dies umso mehr am Arbeitsplatz im Büro schätzen.

Konzentration und Kommunikation

Auch wenn persönliche Kommunikation und Begegnung im Büro wichtig geworden sind, berücksichtigten Würschinger Architekten auch andere Aspekte. Einige Flächen an den Innen- und Außenfassaden sind der konzentrierten Einzelarbeit gewidmet. Auch in der Kernzone finden sich Rückzugs-, Ruhe- und Erholungsbereiche. Andere sind halböffentlich für den Wechsel zwischen Konzentration und Kommunikation ausgelegt. Dritte wiederum haben als Aufenthaltsbereiche an Plätzen und Knotenpunkten der Zwischenräume einen eher öffentlichen Charakter.

Multifunktionale Nutzung

Die Flächen der Arbeitsbereiche an den Fassaden sind in Abhängigkeit ihrer Größen prinzipiell für alle Nutzungen geeignet. Die Arbeitsräume mit unterschiedlicher Belegung und Aufstellung für Gruppen- oder Einzelarbeit variieren zwischen der Funktion als Besprechungs-, Seminar- und Konferenzräume, wahlweise auch für Videokonferenzen, und der als Projekt- und Workshop-Räume.

Eine Grundlage dafür bietet der Tisch von Wilkhahn: Der mobile, elektrisch kabellos höhenverstellbare ‚Timetable Lift‘ verfügt optional über eine beschreibbare und magnetisch haftende, vertikal klappbare Tischplatte. Er eignet sich für Einzelarbeit oder Besprechungen im Sitzen und im Stehen, für das Visualisieren auf der gemeinsamen Tischfläche, für das Präsentieren der Ergebnisse oder die Projektion digitaler Inhalte auf die vertikal geklappte Tischplatte. Mit diesen Tischen können die Mitarbeitenden selbst im Handumdrehen die Szenarien verändern und an die aktuellen Anforderungen anpassen.

Im Planungsprozess deklinierten Würschinger Architekten beispielhaft zwölf unterschiedliche Nutzungsszenarien durch. Diese können alle spontan und selbstorganisiert hergestellt werden. In den Flächen, in denen insgesamt 58 Arbeitsplätze gemäß der Arbeitsstättenverordnung für Bildschirmarbeitsplätze ausgewiesen sind, richteten die Planer Standardtischarbeitsplätze ein. Auch hier sind die Tische auf Rollen ausgeführt, um im Bedarfsfall einfache Veränderungen vornehmen zu können.

Akteure der neuen Büroarbeitswelt

Im Bedarfsfall sind bis zu 31 weitere Arbeitsmöglichkeiten gegeben. So braucht bei einer Sharing-Quote von 1:1,5 niemand Angst zu haben, keinen Platz zum Arbeiten zu finden. Das durch die Pandemie erlernte mobile Arbeiten lässt sich auch innerhalb des Büros vollziehen. Je nach situativen und persönlichen Vorlieben, können die Mitarbeiter diejenige Fläche aufsuchen, die gerade am besten passt.

Dieses Konzept bedeutet ganz im Sinne eines Human Centered Workplace eine Aktivierung der Mitarbeitenden. Auf Grundlage einer entsprechenden Unterweisung übernehmen sie  Eigenverantwortung für die Einhaltung der vorgeschriebenen Mindestanforderungen bezüglich Bewegungs- und Verkehrsflächen. Damit geraten sie von passiven Konsumenten zu Akteuren, die sich ihr jeweiliges Arbeitssetting selbst gestalten können – aber nicht müssen. Alle haben die Wahl und können weitgehend souverän entscheiden, an welchem Platz sie arbeiten möchten.

Gestaltung der Atmosphären als Spree-Analogien

Zur Wohlfühlatmosphäre trägt das ausgefeilte Gestaltungskonzept bei, das die Differenzierung und Identifikation mit den Räumen unterstützt. So stellt es zum Beispiel einen Bezug zum  Außenraum her. Schon die Gebäudeform als Bogen korrespondiert mit dem für Moabit und Berlin prägenden Fluss. Das Wasser und die Abfolgen der Spree-Uferlandschaften standen deshalb Pate für den Verlauf der Farbgebungen der beiden „Ufer“ mit ihren „Häusern“ (umschlossene Flächen) und Plätzen (offene Flächen) entlang der Mittelzone. Diese ist analog des Flusswassers in verschiedenen Blau- und Grüntönen gehalten.

Zusammen mit den verstreut positionierten Einbau- und den Pendelleuchten über den Tischen der Erholungsbereiche entsteht eine Atmosphäre der Ruhe und Entspannung. Dagegen sind die mit Tageslicht versorgten Arbeitsbereiche mit hellen grünen, gelben und blauen Farbtönen eher sachlich gehalten. Die Naturholzoberflächen der Wandverkleidungen und die in den Wegezonen gemischten Fliesen der beiden Teppichbodenfarben für Außenbereiche und Kernzone bilden die auch optische Verbindung der unterschiedlichen Stimmungen. Selbst die Farben der sichtbaren Innenflächen der Einbaumöbel für Teeküchen, Kopierbereiche und Schließfächer korrespondieren mit den jeweils umgebenden „Landschaftsfarben“.

Ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit

Auch die Materialien schlagen die Brücke zu Nachhaltigkeit und zur Naturlandschaft des Flusses. Im regional beschafften Holzständerwerk, in der dämmenden Holzwolle und in der Verkleidung der Wände ist mehr CO2 gebunden als durch die Verarbeitung freigesetzt wird. Gleiches gilt für das Material der Teppichböden. Die Glaswände und -türen des Vormieters wurden weiterverwendet und Secondhand-Leuchten technologisch ertüchtigt. Wo möglich verzichteten Würschinger Architekten auf den bauseitigen Einsatz von Kunststoff.

Bei der Auswahl der Sitzmöbel spielte ein möglichst hoher Recyclinganteil und die Allergieverträglichkeit der Materialien eine wichtige Rolle. Bei der Licht-, Steuerungs-, Informations- und Kabeltechnologie sorgt ein moderner State-of-the-Art für maximale Energieeffizienz. Vor allem aber sichert die Multifunktionalität von Mobiliar und Räumen eine verdichtete Nutzung und optimierte Auslastung der Flächen. Die Wahlfreiheit der Arbeitsorte zeigt, wie Ressourcen- und Flächeneinsparungen Hand in Hand mit individueller Wertschätzung und sozialer Gemeinschaftsbildung gehen können.

Zur Nachhaltigkeit zählen die vielen Details, die im Sinne sozialer Teilhabe und Inklusion umgesetzt wurden: kontrastreich und ausreichend groß gehaltene Bedienelemente, die auch mit Sehbehinderungen gut erkannt werden können, Barrierefreiheit und tiefer montierte Türgriffe für rollstuhlgerechte Bedienung.

Gestaltungsanspruch für die räumliche Orientierung

Im Sinne eines durchgängigen Erscheinungsbildes gestalteten Würschinger Architekten auch die Beschriftungen und Symbole für den Gegenlaufschutz. Diese befinden sich an den Glaswänden, für Telefonzellen, Schließfächer, Teeküchenschränke und -schubladen sowie Toiletten, Lagerräume, Archivstauräume und Kopierbereiche.

Mit der Arbeitswelt „5Plus“ im Spreebogen ist der Gewobag-Projektgruppe unter der Leitung von Sven Harke-Kajuth und dem Planungsteam von Klaus Würschinger eine Blaupause für zukunftsfähige Arbeitswelten gelungen. Die Aspekte Attraktivität, Wohlbefinden und Wertschätzung sind mit hoher Flächeneffizienz, maximaler Nutzungsflexibilität und Performance sowie einer vielfältig identitätsstiftenden Gestaltung verbunden. Über die Gewobag hinaus könnte das im neuen Normal der Postcovid-Zeit Signalcharakter für einen nachhaltigen Human Centered Workplace gewinnen, von dem alle Seiten profitieren.


Fakten

Projekt: Testfläche Gewobag-Hauptgebäude – Büroraumkonzept „5Plus“

Standort: Spreebogen, Berlin Moabit

Fertigstellung: 2022

Architektur/Innenarchitektur/Büroplanung: Würschinger Architekten, Webseite des Büros

Fläche: 1500 m²

Anzahl der entstandenen Arbeitsplätze: 58 Arbeitsplätze und 31 weitere Arbeitsmöglichkeiten für insgesamt 84 Mitarbeiter

Produkte/Hersteller:  mobiler, elektrisch kabellos höhenverstellbarer Tisch ‚Timetable Lift‘ von Wilkhahn

Fotos: Marcus Zumbansen, Berlin, www.dokuvent.de

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