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Hat die Badewanne noch eine Daseinsberechtigung?

Hat die Badewanne noch eine Daseinsberechtigung?
Schaumige Zukunft

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Sie gilt inzwischen als Verhandlungsmasse, wenn es um die ideale Badezimmergestaltung geht. Aber ist die Wanne wirklich entbehrlich oder fehlt dem immerhin nach ihr benannten Raum nicht am Ende etwas Wesentliches?

Autorin Ute Laatz

Die Geschichte der Badewanne ist lang – und bedeutend. Schließlich verdanken wir ihr der Legende nach sogar die Entdeckung eines bedeutsamen physikalischen Prinzips. Denn bereits vor rund 2 500 Jahren stieg der Mathematiker Archimedes mit der Krone seines Königs in die Wanne, um ihr spezifisches Gewicht mit dem eines Goldbarrens zu vergleichen. Die unterschiedlichen Mengen des jeweils überschwappenden Wassers sollen schließlich den Schmied als Betrüger bloßgestellt haben. Alles nur Legende, urteilt man heute, aber die Badewanne als Ort des Erkenntnisgewinns bleibt populär. Das finden jedenfalls ihre Befürworter, wie der Designer Dominik Tesseraux des Studios Tesseraux + Partner, der unter anderem für den westfälischen Traditionshersteller Bette Badeinrichtungen gestaltet.

Ist die Badewanne wirklich entbehrlich oder fehlt dem immerhin nach ihr benannten Raum nicht am Ende etwas Wesentliches?
Für Designer Dominik Tesseraux ist die Badewanne ein emotionales Objekt an einem intimen Ort. Foto: Marek Kucera

Vollbad versus Dusche

Für Tesseraux ist die Badewanne das emotionalste Element an diesem ohnehin intimsten Rückzugsort, den man im Familienleben haben kann. Als Vater kleiner Kinder muss er das wissen, denn sein eigener Nachwuchs mag, wie viele andere Kinder auch, nicht unter die Dusche steigen, sondern man liebt den (gemeinsamen) Aufenthalt in der Wanne. Denn wenn auch der vordergründige Anlass der Körperhygiene gilt, so ist es doch eher ein archaisches Gefühl von Geborgenheit, im warmen Wasser unterzutauchen. Ein Wohlgefühl, an das sich auch viele, die heute aus unterschiedlichen Gründen oder fehlenden Möglichkeiten nicht mehr baden, sicher noch erinnern können. Schließlich gehörte das wöchentliche Ritual, wenn alle Familienmitglieder nacheinander ins Badewasser stiegen, zum Erfahrungskanon bis mindestens Generation X.

Zudem diente früher auch die Duschwanne mit ihren hohen Rändern als Sitz- oder als Fußbad. Das ist in den heute populären flachen Duschtassen nicht mehr möglich. Der bodenebene Zugang unter die Dusche hat einen Komfortgewinn gebracht, der den Einstieg in die Wanne zunächst im Vergleich unattraktiver macht.

Ist die Badewanne wirklich entbehrlich oder fehlt dem immerhin nach ihr benannten Raum nicht am Ende etwas Wesentliches?
Eine Dusche ist kein Ersatz für die Wanne, sie ergänzen einander. Foto: Bette

Trend oder Anachronismus?

Man muss nicht lange nach Argumenten suchen, die zunächst gegen die Badewanne sprechen. Sie nimmt viel Raum ein in einem Zimmer, das in der Regel zu den kleinsten in Wohnung oder Haus gehört. Ein Vollbad verbraucht etwa dreimal mehr warmes Wasser als ein Duschgang und damit eben auch ein Vielfaches an Energie. Und die Badewanne wird im Gegensatz zur Dusche viel seltener benutzt, die meiste Zeit „steht sie nur herum“.

Aber das auf sinnstiftende Weise, denn mit ihrer skulpturalen Form prägt die moderne Wanne das Bade-Zimmer. Freistehende Modelle sind Prestigeobjekte und dürfen deshalb in keinem gehobenen Neubauprojekt fehlen. Aber tatsächlich erfüllt die Wanne – deren Standort übrigens in Zeiten von En-Suite-Konzepten gar nicht unbedingt mehr auf das eigentliche Badezimmer reduziert sein muss, sondern auch im Schlafraum ihren Platz einnehmen kann – mehr als nur repräsentative Zwecke. Die Muskulatur entspannt sich durch den Wasserauftrieb in der Wanne viel besser als unter der Dusche, erläutert Dominik Tesseraux, der auch gleich den Energieverbrauch relativiert.

Ist die Badewanne wirklich entbehrlich oder fehlt dem immerhin nach ihr benannten Raum nicht am Ende etwas Wesentliches?
Freistehende Badewannen wie die ‚Bette Eve Oval Silhouette‘ setzen ein Zeichen – doch sie benötigen auch entsprechend Raum. Foto: Bette GmbH & Co. KG

Je nach Art der Warmwasseraufbereitung kostet eine Wannenfüllung bis zu zwei Euro. Das ist gut investiertes Geld in das eigene Wohlbefinden, meint nicht nur der Gestalter, sondern auch viele Badbesitzer, die einst auf die Wanne im Bad verzichtet haben und es inzwischen bereuen. Denn abhängig von der Lebenssituation wandelt sich der Bedarf.

Während junge Menschen zumeist einen großzügigen Walk-In-Duschbereich bevorzugen, wünschen sich Eltern genauso sehr eine Wanne wie Menschen, die in dem Vollbad einen sensitiven Akt der Regeneration von Körper und Geist sehen. Für knapp bemessene Flächen bieten sich dabei Raumsparvarianten mit filigraner Randgestaltung an, um auch optisch Raum zu lassen. Und schließlich, so verrät der Designer noch, arbeitet er mit seinem Team an Lösungen, die auch bei schwindender körperlicher Mobilität den bequemen Ein- und Ausstieg ohne Ausfallschritt ermöglichen.

Bewusst entscheiden

Bis zur Produktreife mag es zwar noch etwas dauern, aber so lange bieten schon heute Modelle mit Türen fast barrierefreien Zugang. Der Diskussion pro oder kontra sollten sich Architekten wie Bauherren in jedem Fall stellen. Denn die Entscheidung ist eine langfristige und nur mit einem vergleichsweise großen Aufwand umkehrbar.

Den Messerückblick zur ISH 2023 finden Sie hier

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