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Ein Sieg der Vernunft: In deutschen Wohn-Neubauten haben sich Fußbodenheizungen auf breiter Front durchgesetzt und meist kommt die Wärme dafür inzwischen aus energieeffizienten Wärmepumpen. Abgesehen von mehr oder weniger auffälligen Raumthermostaten gibt es an ihnen allerdings nichts zu gestalten. Kann man das Thema Wärme somit getrost den HKL-Fachingenieuren überlassen?
Nein, denn nach wie vor gibt es Bereiche, in denen Wärmequellen zugleich visuelles Element im Raum sind: vom Kaminfeuer über den Kachelofen bis zum Klimagerät oder Handtuchwärmer im Bad. Auch beim Bauen im Bestand lässt sich die Heizungsfrage oft nicht unsichtbar lösen. Können alternative Wärmequellen eventuell sogar helfen, die aktuelle Energiekrise zu mildern? Diesen Fragen möchten wir nachgehen.
Traditionelle Wärmequellen
Die Feuerstelle, lateinisch „Focus“, ist seit Menschengedenken der Mittelpunkt des Heims; der Magie und behaglichen Wärme eines flackernden Kaminfeuers kann man sich kaum entziehen. So steht auch im Zeitalter der Zentralheizung der offene Kamin oder auch ein Kaminofen im Wohnraum auf der Wunschliste vieler Bauherren – nicht zuletzt auch, um notfalls über eine zusätzliche, unabhängige Wärmequelle zu verfügen.
Allerdings haben Brand- und Immissionsschutzregeln in den vergangenen Jahren deutlich angezogen: So dürfen klassische offene Kamine laut Gesetz nur „gelegentlich“ genutzt werden. Für Kaminöfen oder eingesetzte, geschlossene Kaminkassetten gilt in Deutschland die strenge „Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes“, kurz BImSchV. Eine Abnahme durch den zuständigen Schornsteinfeger ist ebenso Pflicht wie regelmäßige Messung und Reinigung des Kamins.
Dabei können Kaminöfen und -kassetten einen substanziellen Beitrag zur Raumheizung leisten, insbesondere wenn sie als wasserführende Öfen in eine Zentralheizungsanlage integriert werden oder als Kachelöfen die Raumluft erwärmen und zugleich behagliche Strahlungswärme spenden. Das Design hat den Ofenbau als Spielfeld entdeckt, vom skulptural-minimalistischen Objekt aus schwarzem Stahl bis zum handwerklich gemauerten Unikat sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt.
Vernetzte Elektronik hilft, Komfort und Umweltschutz zu maximieren: Bei den neuesten Kaminöfen überwacht ein digitales Steuergerät die Verbrennung – und erinnert per App auf dem Smartphone ans Nachlegen von Holz.
Emissionen um bis zu 90 % senken
Weniger romantisch als knisterndes Scheitholz sind Öfen für die aus Restholz gepressten Pellets, aber auch hier trägt die hinter Glas sichtbare Flamme zur behaglichen Raumatmosphäre bei. So oder so, „Holzöfen auf dem Stand der Technik,“ erklärt uns Christiane Wodtke, Mitglied des Lenkungskreises der Initiative Holzwärme und Präsidentin des Industrieverbandes Haus-, Heiz- und Küchentechnik (HKI), „können Emissionen um bis zu 90 % senken“ – insbesondere der Ersatz alter Öfen ist also angeraten.
Auch wenn die moderne Technik Emissionen vorschriftsmäßig reduziert, bleibt die Frage: Rechnet sich der Umstieg für Umwelt und Geldbeutel? Grundsätzlich gehören Holz und Pellets zu den nachwachsenden Rohstoffen und sparen CO2, sofern das Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammt. In der aktuellen Energiekrise hat sich der Preisvorteil gegenüber fossilen Brennstoffen durch massiv erhöhte Nachfrage wieder relativiert.
Auf lange Sicht lohnt sich Holz als Brennstoff vor allem dann, wenn im ländlichen Raum der eigene Wald (oder der des Nachbarn) kostengünstig Nachschub liefert. Und wem es nur um den visuellen Behaglichkeitseffekt des flackernden Kaminfeuers geht, sollte sich die aktuellen Spitzenmodelle unter den elektrischen Kaminen anschauen. Hier erzeugen holografisch projizierte Flammen einen wirklich verblüffenden Effekt – bei völliger Freiheit in der Aufstellung.
Elektrischer Komfort
Um Strom ganz losgelöst von imitierten Flammen in Wärme umzuwandeln, gibt es mehrere praktikable Möglichkeiten: Die Wärme, die entsteht, wenn Elektrizität durch einen Heizwiderstand fließt, lässt sich direkt als Infrarotstrahlung oder zum Aufheizen eines Mediums wie Wasser nutzen – oder aber ein elektrischer Motor treibt eine Wärmepumpe an. Alle diese Möglichkeiten haben ihre Einsatzfelder in der Innenarchitektur.
Badezimmer werden beispielsweise nur kurz genutzt, aber dann hat man es gern mollig warm. Dafür aber ist die Fußboden-Zentralheizung oft zu reaktionsträge. Die Lösung: elektrische Fußbodenheizungen sowie elektrisch beheizte Radiatoren, die zugleich Handtücher vorwärmen.
Bei den elektrischen Radiatoren stechen insbesondere die italienischen Hersteller mit ihren kreativen Designlösungen heraus. Ohne ein Wärmemedium kommen wiederum elektrische Infrarot-Heizungen aus, die sich ohne weitere Installation einfach flach an die Wand hängen lassen – ein Problemlöser als Zusatzheizung, zum Beispiel für zugige Ecken im Altbau.
Effiziente Zusatzheizung
Elektrische Wärmepumpen wiederum finden sich nicht nur im Heizraum, sondern auch in Klimageräten. Prinzipbedingt haben Wärmepumpen einen drei- bis viermal höheren Wirkungsgrad als schlichte elektrische Heizstäbe – und das gilt ebenso für Split-Klimageräte, die meist auch über einen Heizmodus verfügen.
Einzelne Räume, die im Sommer eine Kühlung erfordern, zum Beispiel im ausgebauten Dachgeschoss, bekommen also in Form solcher zweiteiliger Klimageräte eine erstaunlich effiziente Zusatzheizung für kalte Tage gleich mit dazu. Der Installationsaufwand ist gering, verglichen mit der Erweiterung einer Zentralheizung. Und auch beim Design tut sich einiges – der lange vorherrschende „Weiße-Ware-Look“ ist zum Glück auf dem Rückzug.
Der Kontext entscheidet
Während Heizen mit Holz emotional sehr positiv besetzt ist, hat Heizen mit Strom nach wie vor ein Imageproblem, das noch aus der Zeit ineffizienter, asbesthaltiger Nachtspeicheröfen stammt. Die Umweltbilanz einer elektrischen Heizung hängt allerdings nicht nur von der Effizienz, sondern vor allem auch vom Strommix ab: Gut schneidet ab, wer Ökostrom bezieht oder noch besser nachhaltigen Strom zum Beispiel mit Photovoltaik selbst erzeugt. Problematisch ist dabei, dass gerade beim Heizen Angebots- und Nachfrageprofil nicht optimal übereinstimmen – Wärme ist oft gerade dann gefragt, wenn die Sonnenstunden rar sind.
Auch für die Frage nach dem optimalen Heizsystem zeigt sich also: Es gibt nicht die eine Patentlösung, sondern Gestaltungsspielräume. Entscheidungen sollte man individuell treffen und dabei sowohl technische Faktoren wie Lage, Zustand und Dämmung eines Gebäudes berücksichtigen als auch die Präferenzen der Bauherren.
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